Gray Kiss (German Edition)
ich meine … Adam?“
„Mir ist bewusst, du hast eine schwere Zeit hinter dir, aber du musst mir jetzt zuhören. Du musst …“ Erst jetzt merkte er es. „Wie hast du mich genannt?“
Um mich herum schien die Welt still zu werden. Ich hörte nur noch meinen Herzschlag. „Adam.“
Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück. „So heiße ich nicht.“
„Doch, so heißt du.“ Ich verschränkte die Finger, damit meine Hände nicht zitterten. „Adam Drake. Das ist dein Name, versuch nicht, es zu leugnen. Wie gesagt: Ich habe genug von deinen Lügen und Geheimnissen. Du hättest mir schon längst die Wahrheit erzählen können. Hast du aber nicht. Ich musste sie von jemand anderem erfahren.“
Er schüttelte den Kopf, plötzlich bleich und niedergeschlagen. „Nein.“
„Adam Drake, im Jahr 1878 achtzehn Jahre alt. Du hast viele Menschen umgebracht. Nicht nur Kraven. Für diese Morde wurdest du zum Tode verurteilt. Und trotzdem wurdest du ein Engel. Was für ein Mysterium! Und ich will wissen, wie das sein kann, denn sonst drehe ich total durch!“
Seine Augen begannen blau zu glühen, doch in seinem Gesicht war nichts als Elend zu sehen. „Wie hast du …“
„Es war nicht viel im Internet zu finden über deine Opfer, aber die Zahl hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Fünfundzwanzig Opfer, dein Bruder war das erste. Dachte man deshalb im Himmel, du würdest einen grandiosen Todesengel abgeben? Weil du ihn in die Hölle geschickt hast? Wie viele hast du danach noch getötet?“
Ich ging immer näher auf ihn zu, während er weiter nach hinten auswich. Schließlich stand er an der Wand. Er starrte mich ungläubig an. „Unzählige, Samantha. Ich habe im Namen des Himmels unzählige Menschen ermordet. Alle diejenigen, die für ihre Taten meine Klinge verdient haben. Sie alle waren eine Bedrohung für das Gleichgewicht.“
„Und was war mit deinen Opfern, als du noch ein Mensch warst? Sag es mir, Bishop!“ An diesen Namen hatte ich mich nun mal gewöhnt - für mich würde er immer Bishop bleiben, auch wenn sein echter Name Adam lautete. „Haben sie auch den Tod verdient? Erinnerst du dich daran, dass du sie getötet hast?“
„Ja.“ Er war sichtlich gepeinigt. „Ich erinnere mich an jeden Einzelnen. Aber ich habe keine Ahnung, warum ich es getan habe. Das ist das Schlimmste! Ich weiß, dass ich sie umgebracht habe, dass ich James umgebracht habe, aber ich weiß nicht mehr, was mich dazu trieb. Vielleicht bin ich übergeschnappt. Vielleicht war ich schon immer verrückt!“
Ich hatte die Hände zu Fäusten geballt. Statt Antworten gab er mir Fragen.
Der Kies knirschte. Wir bekamen Gesellschaft.
„Ach nein“, höre ich Kraven spotten. „Wen haben wir denn da? Mein kleiner Bruder und seine einzig wahre Liebe. Tut mir leid, wenn ich eure Sexkapaden störe - glücklicherweise seid ihr ja beide noch komplett bekleidet. Ist ja auch ein bisschen frisch heute Nacht.“
Bishops glühender Blick streifte den Dämon. „Du hast es ihr gesagt, stimmt’s?“
„Was gesagt? Was habe ich ihr gesagt?“ Er lächelte fein. „Ach das. Oops. Hätte ich das nicht tun dürfen?“
„Du Mistkerl.“
„Ja, da könntest du recht haben.“
„Wieso?“ Bishop sprach mit leiser Stimme, doch seine Miene verhärtete sich. „Wieso musstest du es ihr erzählen? Wozu war das gut?“
„Gut?“ Kraven schnaubte verächtlich. „Sorry, aber ich schätze, du vergisst, dass ich ein Dämon bin. Wir sind nicht darauf aus, Gutes zu tun. Chaos, Durcheinander, Elend - das ist meine Welt. Die bösen, gemeinen Sachen. Der Waagschale des Bösen ein klitzekleines bisschen mehr Gewicht verleihen. Herrlich.“
„Hasst du mich wirklich so sehr?“
Jetzt begannen auch Kravens Augen zu glühen - leuchtend rot. „Oh, kleiner Bruder. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich dich hasse. Wie sehr ich dich leiden sehen möchte wegen dem, was du mir angetan hast. Und jedes Mal, wenn ich deinem sich auflösenden Verstand noch ein bisschen mehr Schmerz zufügen kann, ist das ein persönlicher Triumph für mich. Hasst sie dich jetzt? Die Süße mag ein Nexus sein, aber momentan scheint sie mir eher auf der Seite der Guten zu stehen. Sie kommt nicht klar damit, dass sie sich in einen so miesen Typen wie dich verliebt hat.“ Er lachte. „Und was jetzt, kleiner Bruder? Wirst du sie auch töten? Wirst du deine himmlische Mission erfüllen, ganz egal, wer dein Opfer ist? Du ziehst durch, was immer sie dir auftragen,
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