Gray Kiss (German Edition)
hab ich recht? Komm schon, wo ist dein glänzender Dolch? Wann geht die Party los?“
„Ich werde sie nicht umbringen“, stellte Bishop sehr sachlich fest. „Selbst wenn der Himmel mir den Auftrag dazu erteilt - ich werde es nicht machen. Mir ist es egal, ob sie dann diese Stadt zerstören oder die ganze verdammte Welt. Aber ich werde Samantha niemals etwas zuleide tun.“
Kraven schnitt eine Grimasse. „Ich glaube, ich habe mir gerade in den Mund gekotzt.“
Ich warf Bishop einen Blick zu. Obwohl er wieder mit einem Anflug von Wahnsinn in der Stimme sprach, schien er heute Abend wenigstens ehrlich zu sein.
Zuerst hatte ich gezweifelt. Nach allem, was zwischen uns war, hatte ich immer noch Zweifel.
Ich war so bescheuert!
Da war etwas zwischen uns, schon seit wir uns das erste Mal gesehen hatten. Ja, vielleicht hatte mich seine Seele angezogen, aber da war noch etwas anderes. Und seit der Nacht, in der sich mein Leben unwiederbringlich verändert hatte, war dieses Etwas stärker geworden. Jetzt ging es nicht mehr um seine Seele oder unwiderstehliches Verlangen. Jetzt war alles real.
Ich konnte niemanden lieben, der anderen aus Spaß Schmerz zufügte. Der im Rausch tötete, als Hobby sozusagen, ohne Reue. Ich hatte keine Lust auf einen Psychopathen, weder jetzt noch irgendwann.
Ganz vertraut hatte ich meinem Herzen ja nie, auch wenn es sich immer wieder laut zu Wort meldete. Und spontane Entscheidungen lagen mir sowieso nicht, jedenfalls nicht von der Art, die mir Ärger in der Schule bereiteten oder mich auf den Rücksitz eines Polizeiwagens beförderten.
Doch manchmal hatte man eben keine Wahl.
Manchmal gab es nur eine Antwort, die eindeutig im Raum stand, egal was sonst noch geschah.
Und diesen Umstand konnte ich nicht ignorieren.
„Lass mich sehen.“ Meine Worte waren so leise gewesen, dass ich mir nicht sicher war, ob mich überhaupt jemand gehört hatte.
Bishops Blick ruhte immer noch auf mir. „Samantha …“
„Lass mich deine Erinnerungen sehen. Öffne dich und zeig mir, was damals geschah. Die Angelegenheit quält dich seit mehr als hundert Jahren, das weiß ich. Aber ich denke, ich kann dir sagen, was wirklich passierte.“
„Was wirklich passierte?“, blaffte Kraven. „Er schloss einen Pakt mit dem Himmel und erhielt im Gegenzug ein großes, glänzendes Messer und ein Paar flauschige Flügel. Ich entsinne mich noch genau, wie sich die Klinge anfühlte, als sie mir in den Rücken gestoßen wurde.“
Als ich den Dämon ansah, lief mir eine heiße Träne über die Wange. Er machte ein überraschtes Gesicht, er schien eine vollkommen andere Reaktion von mir erwartet zu haben.
„Schau mich nicht so an, Süße. Ich will dein Mitleid nicht.“
Er nannte es Mitleid. Ich nannte es Mitgefühl. „Du hast ebenfalls die ganze Zeit gelitten, allerdings aus anderen Gründen. Du glaubst, dass der Bruder, den du mehr als alles andere geliebt hast, dich wegen einer Art Belohnung verraten hat. Du hättest alles für ihn getan, das ist klar. Selbst heute noch. Wenn Bishop in Gefahr …“
„ Adam .„ Kraven spuckte den Namen aus. “Und er kann nicht mal zugeben, dass das sein Name ist. Lächerlich!“
„… wenn er in Gefahr ist, willst du ihm helfen, willst ihn retten. Du redest dir ein, dass du ihn hasst und du diesen Auftrag nur angenommen hast, um ihm das Leben schwer zu machen. Aber damit belügst du dich selbst. Und da schließt sich der Kreis - bitte keine Lügen mehr und keine Geheimnisse! Du tust immer so, als wärst du ein ganz Harter, Kraven …“
„Bin ich auch.“
„Ja, klar. Aber nicht, sobald es Bishop betrifft. Du hast ihn immer noch lieb, dagegen kannst du nichts machen. Du liebst ihn bedingungslos, auch wenn du selbst darunter leidest. Du liebst ihn selbst noch, wenn er dich tötet.“ Jetzt wandte ich mich wieder zu Bishop um. „Erlaubst du mir, deine Erinnerungen zu sehen? Du darfst dich bei meinem Versuch, in deine Gedanken einzudringen, nicht wehren, denn ich weiß selbst nicht genau, was ich mache oder ob es sicher funktioniert.“
Bishop sagte so lange gar nichts, dass ich schon dachte, er würde einfach weggehen und die Sache vergessen.
Doch schließlich nickte er. „Wir können es versuchen.“
„Das ist doch lächerlich“, meinte Kraven, aber er klang nicht mehr so sicher. Der Schmerz, der ihn in seinem Innersten erschütterte, war deutlich zu spüren. „Macht ihr beide mal schön eure sexy Gedankenverschmelzung, ich habe was Besseres zu tun.“
Ich
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