Gray Kiss (German Edition)
Ich hatte nie was für solche Mädchen übrig.
Ich bemühte mich sehr, meine Emotionen zu unterdrücken. Trotz unserer unbestreitbaren Verbindung war Bishop schließlich nicht mein Freund. Ich hatte keinerlei Anspruch auf ihn.
Ich meine, ich kannte nicht einmal seinen richtigen Namen.
So weit mein Verstand. Mein Herz hatte offensichtlich eine völlig andere Meinung zu dem Thema.
Noch bevor jemand etwas sagen konnte, hörten wir, wie die Seitentür der Kirche zuschlug. Zach und Connor spazierten herein.
Super, dachte ich frustriert. Jetzt ist die Gang komplett .
Zach war groß und dünn, hatte rote Haare, grüne Augen und Sommersprossen auf der Nase. Er war freundlich und rücksichtsvoll und der Heiler der Truppe, wie ich aus eigener Erfahrung wusste. Connor war ein paar Zentimeter kleiner als er, hatte dunkle Haut und so kurze Haare, dass sie rasiert sein mussten. Er hatte immer einen Scherz auf den Lippen, um die Stimmung aufzulockern. Die beiden waren seit ihrer Ankunft hier Freunde und gingen meistens zusammen auf Patrouille.
„Patrouille“ bezeichnete die endlose Suche nach Grays in den Straßen der Stadt. Grays, die ihren Verstand und die Kontrolle verloren hatten und die aufgrund ihres unbändigen Hungers zu wahren Monstern mutiert waren und eine Bedrohung für jeden darstellten, der ihnen über den Weg lief. Diese Grays waren todgeweiht - und ihre Leichen verschwanden im Schwarz, sobald die Arbeit getan war. Damit man einen Gray töten könnte, war kein goldener Dolch nötig. Sie waren zwar übernatürliche Wesen, aber immer noch Sterbliche.
Wenn ich mich intensiver auf den Kuss eingelassen hätte, wäre auch ich zu einem dieser Zombie-Grays geworden. Deshalb hatte es mich auch so verängstigt, was ich mit Colin angestellt hatte. Sobald sich ein Gray erst einmal in diesem Zombiezustand befand, gab es kein Zurück mehr. Der schreckliche Gedanke, mich selbst verlieren zu können, hielt mich nachts wach. Mit der bis zu den Ohren hochgezogenen Bettdecke lag ich da und starrte stundenlang die Decke an.
„Oh, wir haben Besuch“, meinte Connor überrascht, sowie er Cassandra bemerkte - und es war schwer, die schöne Blondine nicht zu bemerken. „Hallo, ich bin Connor.“
„Freut mich.“ Sie nickte ihm zu.
Zachs Lächeln verschwand und wich Erkennen. „Cassandra.“
„Zachary. Wie schön, dass du es unversehrt hierher geschafft hast.“
„Dieses bescheuerte Ritual.“
„Ganz deiner Meinung.“ Sie lächelte ihn warmherzig an. „Ist das Team jetzt vollzählig?“
„Ja“, bestätigte Bishop.
„Was machst du denn hier?“, fragte Zach.
„Dasselbe wie ihr. Ich soll in einer schwierigen Situation helfen.“
„Natürlich.“
Sie nagte an ihrer Unterlippe - offensichtlich war sie nervös. Ich wunderte mich, dass sie und Zach sich bereits kannten. Aber wieso nicht? Wahrscheinlich kannte man sich als Engel irgendwie aus dem Himmel. Man musste sich den Himmel wohl vorstellen wie eine riesige Highschool. Da kannte man auch nicht jeden persönlich, aber man begegnete sich täglich; mit manchen Leuten freundete man sich an, mit manchen nicht.
Bei den beiden hatte ich das Gefühl, dass sie nicht unbedingt die besten Freunde waren.
„Bleibst du hier bei uns in der Kirche?“, wollte Zach wissen.
Cassandra schaute sich in der Kirche um. Ihr Blick blieb an Roth hängen. Sie verzog das Gesicht. „Ich denke nicht.“
„Komm schon“, erwiderte Roth anzüglich grinsend. „Wir könnten uns ein Stockbett teilen.“
„Ganz sicher nicht.“ Sie sah mich an. „Ich werde bei Samantha wohnen.“
Ich starrte sie an. „Ich … äh … ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“
„Natürlich ist es das.“
Ich sah zu Bishop rüber, in der Hoffnung auf Unterstützung.
Er wirkte amüsiert, das gefiel mir ganz und gar nicht. „Ich finde die Idee auch sehr gut. Cassandra kann dich nachts bewachen, wenn ich nicht da bin. Du wirst sicher sein vor … potenziellen Problemen.“
Kraven schnaubte wieder. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich denken, der Dämon hätte einen Schnupfen. „Genau. Wir wollen doch auf keinen Fall, dass du Probleme bekommst, Süße. Diese Story hat nämlich kein Happy End.“
Bishop warf ihm einen finsteren Blick zu. „Das habe ich nicht gemeint.“
Der Dämon wischte seine Bemerkung weg. „Woher soll ich das wissen? Ich höre dir ja kaum zu.“
Sag jetzt nichts, ermahnte ich mich. Spiel einfach mit. Schlag jetzt keinen Alarm. Nicht nach dem, was im Crave
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