Gray Kiss (German Edition)
passiert ist .
„Alles klar“, rang ich mich dazu durch zu sagen. „Sollte machbar sein.“
„Ist eh zu spät“, murmelte Roth.
„Bevor du gehst, Cassandra …“ Bishop gab ihr ein Zeichen, ihm zu folgen. Ich beobachtete die beiden, und meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Leider konnte ich nicht verstehen, worüber sie redeten.
Zach stellte sich neben mich und fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes rotes Haar. Auch er beobachtete die beiden schönen Engel bei ihrem Tête-à-tête.
Ich schaute ihn an. „Cassandra und du kennt euch?“
„Ja.“
Ich schob meinen Zeigefinger in mein Haar und riss fest an einer Strähne - bis ich nichts mehr spürte. „Ich wette, als Mensch war sie ein Cheerleader oder so was. Eine, die anderen Mädchen den Freund ausspannt. Ich meine … Nicht, dass diese Beobachtung irgendwie relevant wäre. Ich sag’s nur.“
Er grinste, dann verschwand sein Lächeln. „Sie war nie ein Mensch. Sie ist eine der Urgöttlichen.“
Ich blinzelte überrascht. „Sie ist was?“
„Sie wurde als Engel geschaffen.“
Ich war schockiert. „Wirklich?“
Er nickte. „Ja.“
„Und … das ist der normale Vorgang? Oder sind Engel normalerweise immer zuerst Menschen?“
„Man versucht, diesbezüglich eine Ausgewogenheit zu erreichen.“
„Natürlich. Das Gleichgewicht. Das darf man nie vergessen.“ Ich überlegte. „Wie funktioniert das? Wenn man genug Gutes tut in seinem Leben, bekommt man automatisch diesen Job nach seinem Tod?“
„So ähnlich läuft es, ja. Ich zum Beispiel habe ein Kind vor dem Ertrinken gerettet. Der Junge hat überlebt, ich bin bei seiner Rettung ertrunken. Ich stand eine Woche vor meinem Abschluss in Harvard - als Kursbester. Mein Vater hatte sich nichts so sehr gewünscht, als dass ich in seine Fußstapfen trete und auch Anwalt werde. Er war regelrecht besessen von meinen Zensuren und meiner … meiner Zukunft. Manchmal frage ich mich, ob er gut fände, was aus mir geworden ist.“ Er blickte mich schuldbewusst an. „Entschuldige bitte, manchmal hänge ich noch sehr an meiner Vergangenheit.“
„Mach nur. Glaub mir, ich kenne Elternstress. Kenn’s gar nicht anders.“ Es war seltsam, jemanden über den eigenen Tod sprechen zu hören. Aber bei ihm klang es so nüchtern und sachlich, dass ich sogar nachfragen konnte. „Und wann war das? Wann bist du … äh … verstorben?“
„Vor knapp fünfzig Jahren. Und ja, ich hatte nach meinem Tod die Wahl zwischen ewiger Ruhe oder ewiger … Arbeit.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, ich habe gern zu tun. Mit Urlaub konnte ich nie groß was anfangen. So eine Zeitverschwendung.“
Ich musste lachen, doch kehrte ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Vor fünfzig Jahren! Er sah immer noch so jung aus! Wow. „Und was passiert mit dem Körper?“
„Wir dürfen unseren menschlichen Körper behalten. Er wird wiedererweckt und geheilt, sodass er besser und stärker ist als vorher.“ Er runzelte die Stirn. „Es ist schwer, es jemandem zu erklären, der es selbst nicht erlebt hat. Jedenfalls durchlaufen unsere sterblichen Körper eine sehr intensive Wandlung durch, um ein himmlisches Wesen und unsterblich zu werden. Das ist nicht so spaßig.“
Das war der Part, in dem man seine menschliche Seele aufgab und die speziellen Fähigkeiten erwarb, die einen zu einem Engel machten.
In zwei Minuten hatte ich von Zach mehr über das Leben als Engel erfahren als von Bishop in zwei Wochen. Ich war sowohl erstaunt als auch dankbar für alles, was man mir beibrachte. Jetzt wusste ich, dass ich mich in solchen Fragen zukünftig an Zach wenden musste.
„Und was ist mit Bishop?“, flüsterte ich. „Kennst du seine Geschichte?“
Kraven warf mir einen Blick zu, während er sich aus der Bank erhob. Ich war mir nicht sicher, ob er hören konnte, worüber Zach und ich sprachen. Er bedeutet Roth, dass sie aufbrechen sollten, und das taten sie auch. Ich vermutete, dass sie keine Lust mehr hatten, noch länger zu warten, und auf Patrouille gehen wollten. Connor schwang sich in eine Bank in der Mitte des Altarraums.
Zach schwieg einen Moment. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas über seine Geschichte wissen möchte.“
Ich verkrampfte mich. „Wieso?“
„Mir sind ein paar Dinge über ihn zu Ohren gekommen, bevor ich den Himmel verlassen habe. Er war nicht sonderlich beliebt. Es gab ziemlich viele, die der Meinung waren, dass er es nicht verdiente, ein Engel zu werden.“ Er zuckte die
Weitere Kostenlose Bücher