Gray Kiss (German Edition)
von mir los, untersuchte mein Gesicht und meine Arme, damit er sicher sein konnte, dass ich nicht verletzt war. Er wirkte sehr nachdenklich, und sein linker Arm hing schlaff nach unten.
„Geht es dir gut?“, wollte er wissen.
Ich bemühte mich, normal zu atmen, und nickte. „Bishop, deine Schulter …“
„Das ist nichts.“
„Sie ist gebrochen.“
„Ich werd’s überleben.“ Er musterte mich nachdenklich. „Du bist aber nicht verletzt.“
„Nein. Doch Cassandra.“
Er fluchte leise. Mit einem letzten suchenden Blick stand er auf und lief hinüber zu Cassandra.
Es passierte alles so schnell, dass ich kaum den verführerischen Duft seiner Seele genießen konnte. Ich wünschte, ich hätte behaupten können, dass mich das nach dem gerade Geschehenen nicht mehr interessierte, doch leider war dem nicht so. Mein Hunger war immer noch da. Ich schloss die Augen und probierte, meine Gelüste zu vertreiben.
„Kriegst du sie wieder hin?“ Bishops Frage an Zach klang angespannt. Roth, Zach und er standen im Kreis um den blonden Engel herum.
Ich blieb, wo ich war, und beobachtete sie aus sicherer Entfernung.
„Ich denke schon.“ Zach drehte Cassandra sanft auf den Bauch.
Vor knapp zwei Wochen hatte ich etwas ganz Ähnliches erlebt, als mich einer der Lichtsäulen zu Roth geführt hatte. Nachdem das Ritual ausgeführt und er gewissermaßen wiedergeboren war, spürte ich sofort, dass er ein Dämon war. Und man hatte ihn hergeschickt, um Grays zu töten . Rasch und effizient brach er mir das Genick. Ich stand kurz vor dem Tod, da tauchte Zach auf und heilte mich. Und wenn man von einem Engel geheilt wird, hat man das Gefühl, nie etwas gehabt zu haben. Das heißt, eigentlich noch besser. So gut hatte sich meine Nackenpartie noch nie angefühlt. Und das Gefühl hielt überraschenderweise an. Er war wie ein Chiropraktiker, den der Himmel geschickt hatte.
„Cassandra, kannst du uns hören?“, erkundigte sich Bishop und berührte sie sanft an der Schulter.
„Ja“, flüsterte sie.
„Halt still. Zach wird dir helfen.“
„In Ordnung. Mach nur.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Und beeil dich.“
Ich musste lächeln. Dieser Engel war wirklich sehr herrisch, ganz egal, wie die Lage aussah. Ich fragte mich, ob alle Original-Engel so waren.
Zach schob ihren Pullover hoch, und ich konnte mehr von ihrem flügelartigen Tattoo erkennen. Es sah genauso aus wie das von Bishop und der anderen Engel. Jetzt drückte Zach sanft seine Hände auf ihre Wirbelsäule und senkte die Lider. Seine Hände begannen, weißzuglühen. Cassandra schrie auf, und meine gesamten Muskeln spannten sich aus Mitleid mit ihr an.
Ich erinnerte mich, dass es schlimmer wurde, bevor es besser wurde - wie ein Feuer, das sich in Fleisch und Knochen brannte.
Schließlich zog Zach ihren Pullover wieder runter und stützte sie beim Aufstehen. Sie wankte einen Moment, dann fand sie ihr Gleichgewicht wieder.
„Als Nächstes bist du dran“, sagte er und kümmerte sich rasch um Bishops Schulter sowie die Kratzer und Wunde in seinem Gesicht.
Das war knapp gewesen. Sehr knapp. Der Gray hatte ihn vor meinen Augen in ein Häufchen Staub verwandeln wollen.
Cassandra schaute Zach an. „Vielen Dank.“ Und dann Bishop. „Euch beiden.“
Roth räusperte sich. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu.
„Ich habe dich gerettet, Herzchen“, meinte er geradeheraus. „Du wärst fast ins Schwarz gesaugt worden.“
Ihre Miene verhärtete sich, doch schließlich nickte sie. „Danke auch dir, Roth.“
„Ja, alles klar.“ Er lachte. „Ich habe einem Engel den Arsch gerettet. Kaum zu fassen. Wenigstens gut, dass du einen schönen Arsch hast.“
Sie errötete und sah mich an. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe versagt.“
Verblüfft starrte ich sie an. „Du hast versagt? Er hat dich k. o. geschlagen!“
„Das ist inakzeptabel.“ Wütend über sich selbst schüttelte sie den Kopf. „Ich hätte das erwarten müssen …“
„So etwas?“, unterbrach Bishop sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist nicht allwissend. Du konntest es nicht ahnen. Das war anders als alles, was uns bisher begegnet ist.“
„Es war schrecklich.“ Sie seufzte und ließ zu, dass Bishop ihr tröstend den Arm um die Schultern legte. Sie lehnte sich an ihn.
Ich spürte, wie mein Gesicht rot anlief - trotz allem, was wir gerade durchgemacht hatten. Ich wollte mir allerdings meine Eifersucht nicht anmerken lassen. „Er kannte den Aufenthaltsort
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