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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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würde ich nicht werden. Ich würde nicht noch mal so kopflos reagieren wie bei Colin. Ich wollte niemanden verletzen.
    Ich hatte das unter Kontrolle.
    Stephen war immer noch irgendwo in der Stadt, und ich würde ihn finden. Und er würde mir, verdammt noch mal, meine Seele zurückgeben, ehe es zu spät war. Ich hatte immer noch eine strahlende Zukunft vor mir.
    Nun ja, vielleicht nicht strahlend. Aber zumindest eine Zukunft.
    Als es Zeit zum Schlafengehen war, zeigte meine Mutter Cassandra das Gästezimmer im oberen Stockwerk.
    „Danke, das ist perfekt.“ Cassandra legte meiner Mutter ihre Hand auf den Arm. „Hören Sie, ich habe den ganzen Abend darüber nachgedacht, Eleanor. Könnten Sie wohl etwas für mich tun?“
    „Was denn?“
    Sie schaute meiner Mutter eindringlich in die Augen. „Ich finde, Sie sollten mal richtig schön in Urlaub fahren. Gleich morgen früh. Ihre Arbeit hier kann warten. Verstehen Sie mich?“
    Ich starrte sie an. Schon wieder wandte sie ihre Engel-Manipulation bei meiner Mutter an!
    „Ja, ich verstehe.“ Meine Mutter nickte. „Meine Güte, ein Urlaub! Was für eine wunderbare Idee! Mein letzter Urlaub ist so lange her - ich habe gar keinen Schimmer, wann das war! Ich glaube, vor vier Jahren in Florida. Weißt du noch, Sam?“
    „Ich … äh … ja, ich erinnere mich. Doch hältst du das wirklich für eine gute Idee? Jetzt Urlaub zu machen?“
    „Nein, das ist keine gute Idee.“ Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. Ihre Augen funkelten. „Es ist eine grandiose Idee! Ich fliege nach Hawaii, da wollte ich schon immer mal hin. Ich werde surfen lernen und einfach am Strand liegen und ein Buch lesen. Danke, Cassandra! Was für ein wunderbarer Vorschlag. Kommt ihr denn hier ohne mich zurecht?“
    Cassandra nickte. „Auf jeden Fall.“
    „Dann gehe ich jetzt mal packen.“ Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und verschwand in Richtung ihres Schlafzimmers. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, drehte ich mich zu dem Engel um.
    „Wer denkst du, dass du eigentlich bist?“
    Sie sah mich überrascht an. „Wie bitte?“
    „Glaubst du, du kannst hier alle manipulieren, so wie es dir passt? Als ob das nichts zu bedeuten hätte?“ Jede einzelne Entscheidung war mir abgenommen und aufgezwungen worden. Das hier war mein letzter Strohhalm. Ich würde nicht danebenstehen, lächeln und nicken, nur damit ich mit allen gut auskam und niemand mich als Bedrohung empfand. Nein, das war vollkommen inakzeptabel.
    Völlig verblüfft schaute sie mich an. „Aber es ist doch besser so. Wenn sie hier bleibt, ist sie in Gefahr. Das muss dir doch klar sein!“
    Natürlich war mir das klar, ich war ja nicht dumm. „Ich habe nicht gesagt, dass du nicht recht hast.“
    „Was willst du denn dann?“
    „Das ist einfach … uncool“, stammelte ich. „Du bist neu hier - mein Gast! Und das ist mein Zuhause, meine Mutter! Du kannst hier nicht alles bestimmen!“ Damit wandte ich um und rannte in mein Zimmer. Die Tür knallte ich hinter mir zu.
    Sofort fühlte ich mich wie ein bockiges Kind, das total ausgerastet war. Aber ich konnte es nicht ändern. Ich versuchte, mich anzupassen und mich von meiner besten Seite zu zeigen, obwohl mein ganzes Leben auseinanderfiel. Doch diese Cassandra trieb es auf die Spitze.
    Sie hatte dafür gesorgt, dass ich vollkommen machtlos war. Und das wiederum zeigte mir, dass ich überhaupt keine Kontrolle mehr über mein eigenes Leben hatte.
    Ich sank neben meinem Bett auf den Boden und zog die Knie zum Kinn. Die drei Teller chinesisches Essen, die ich verschlungen hatte, lagen mir schwer im Magen und drohten, wieder zum Vorschein zu kommen.
    Wenige Minuten später ging meine Zimmertür auf und Cassandra stand da. Warum wunderte es mich nicht, dass sie nicht anklopfte?
    Ich beäugte sie misstrauisch an. „Was willst du jetzt schon wieder?“
    Sie legte eine Hand auf den Türrahmen und tat so, als bereite es ihr größte Schwierigkeiten, mein Zimmer zu betreten. Wieder ließ sie ihren prüfenden Blick über alles gleiten, meine Möbel, meine Kommode, meine Klamotten, die verstreut überall herumlagen, weil ich sie nicht in den Wäschekorb geworfen hatte. Ich war vielleicht in der Schule ein Überflieger, aber sicher war ich nicht der ordentlichste Mensch auf der Welt.
    „Es war ein schwieriger Abend“, verkündete sie mir. „Für dich und für mich. Für uns alle. Ich spürte auch eine gewisse Dynamik zwischen dir und anderen Mitgliedern aus dem Team, die

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