Gray Kiss (German Edition)
komme mir gar nicht so mächtig vor“, erwiderte ich schwer schluckend. „Ich habe nicht den geringsten Schimmer, wieso mir das alles passiert. Ich glaube nicht, dass ich etwas aus dem Gleichgewicht bringen könnte.“
„Du unterschätzt dich.“
Bishops wunderbarer Geruch machte es mir beinahe unmöglich, mich zu konzentrieren. „Bin ich denn der einzige Nexus, oder gibt es noch mehr?“
„Sie kommen selten vor, aber es gibt sie. Vor vielen Jahren bin ich schon mal einem begegnet.“
„Und was ist geschehen?“, erkundigte ich mich aufgeregt.
Er sah mich an. „Ich habe ihn getötet.“
„Oh mein Gott.“
Misstrauisch betrachtete er mich. „Du behauptest immer, du wärst diejenige von uns, die keine Geheimnisse hat, und ich der, der sich immer bedeckt hält. Aber in diesem Fall möchte ich, dass du genau im Bilde bist. Damit dir absolut klar ist, worin meine Aufgabe besteht.“
Hätte ich doch nicht gefragt! Wollte ich das wirklich hören? „Es war also ein himmlischer Auftrag. Dieser Nexus war schlecht und gefährlich.“
Bishop nickte. „Und deshalb weiß ich auch, dass du anders bist.“
„Wieso?“
Es überraschte mich, dass er mich angrinste. „Die Tatsache, dass du mir diese Frage stellst, beweist es einmal mehr. Dir ist ja bekannt, dass ein Nexus seine Macht nicht nutzen kann, solange er eine menschliche Seele hat.“
„Ja, das hat Natalie mir gesagt. Deswegen sorgte sie dafür, dass Stephen mir meine wegnahm.“
Die Erwähnung Stephens und meiner Tante schien ihm nicht zu gefallen. „Der Nexus, mit dem ich zu tun hatte, entfernte sich selbst seine Seele durch Schwarze Magie. Blutzauber.“
Ich schluckte. „Ich schätze, das hat nichts mit Zauberstäben und Feenstaub zu tun.“
„Nicht im Entferntesten. Er wusste genau, was er tat, und er war auch willens, andere Leben zu opfern für diesen Prozess. Dir wurde deine Seele gegen deinen Willen entrissen, und du kämpfst dafür, sie zurückzubekommen.“
„Ich bin eine Kämpfernatur.“
„Wem sagst du das?“ Er lächelte.
„Und deswegen möchtest du nicht, dass die anderen davon erfahren? Denn wenn Himmel oder Hölle die Wahrheit herausfänden, müsstest du auch mich töten.“
Sein Lächeln war schlagartig verschwunden. Ich lag also richtig mit meiner Vermutung. „Samantha, Du darfst niemandem verraten, was du bist. Die Konsequenzen würdest du nicht mögen.“
Er wollte wieder zurück in den Clubbereich gehen, doch ich hielt ihn am Arm fest. Da war sie wieder, diese himmlische Energie - und diesmal so heftig, dass ich die Funken sprühen sah . Er erstarrte und drehte sich wieder zu mir.
Ich hielt ihn noch fester. „Weißt du, manchmal kotzt du mich richtig an.“
Er unternahm keinen Versuch, sich loszumachen. „Was ist los?“
Genervt seufzte ich. „Echt jetzt. Du weigerst dich, mir irgendwas über dich zu erzählen bis auf wenige frustrierende Häppchen. Und wenn wir mal über etwas wirklich Wichtiges sprechen, willst du am liebsten verschwinden und nichts mehr von mir wissen. Trotzdem bist du der Einzige, der mich beschützen will. Das bedeutet mir etwas.“
Und zwar sehr viel. Ich verstand es selbst nicht.
„Ich bin nicht der Einzige. Kraven hat heute Abend bewiesen, dass er mich sehr gut vertreten kann.“ Er klang gepresst. „Glaubst du wirklich, er mag dich nicht? Ich habe doch gesehen, wie er dich geküsst hat - heute Abend und am Samstag. Denk mal drüber nach!“
Kraven mochte mich nicht. Punkt. Er hatte mich in beiden Fällen nur geküsst, weil ihm keine andere Wahl geblieben war. „Jetzt machst du dich lächerlich.“
Er lachte freudlos. „Das haben noch nicht viele Leute zu mir gesagt. Aber gut. Pass nur auf, dass du ihm nicht auf den Leim gehst. Den Bruder, den ich einmal hatte - den du in meiner Erinnerung gesehen hast - gibt es schon lange nicht mehr. Jetzt ist er ein Dämon. Nur weil er den charmant sarkastischen Pfadfinder mimt, heißt das nicht, dass er ungefährlich ist.“
„Ich schätze, das habt ihr beide gemeinsam.“
„Das stimmt. Haben wir.“
„Doch du bist ein Engel und kein Dämon! Das bedeutet, dass du einer von den Guten bist, auch wenn du selbst nicht daran glaubst. Erzähl mir einfach mehr von deiner Vergangenheit, damit ich verstehe. Ich werde dir nichts übel nehmen. Das schwöre ich dir, Bishop!“
Fragend schaute er mich an. „Wieso willst du das unbedingt wissen?“
„Einfach so.“ Ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher