Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
Vom Netzwerk:
schien ausgebleicht zu sein. Und er zitterte. Die Kälte rückte ihm zu Leibe, schlimmer noch als mir.
    Mir wurde die Kehle eng. „Deine Stase steht bevor.“
    Er antwortete nicht, sondern beschleunigte nur seine Schritte. Als wir den Eingangsbereich erreichten, hatte ich keine Zeit, meine Jacke zu holen, sonst hätte ich ihn verloren. Also verließ ich zusammen mit ihm den Club, nur im T-Shirt. Anders ging es nicht.
    Er marschierte so schnell, dass ich beinahe rennen musste. „Du kannst mich nicht einfach ignorieren. Bitte, Stephen. Du musst mir helfen. Das ist dir doch klar!“
    Schließlich blieb er stehen, etwa einen Block weiter, und sah mich an. Seine Miene war ratlos. „Es ist zu spät, Samantha.“
    Ein Schauder überlief mich und ich rubbelte mich mit den Armen warm. „Ich weiß, dass du Angst hast. Aber wenn du mir hilfst, kann ich dir auch helfen.“
    „Ach ja? Tut mir leid. Niemand kann mir helfen. Und dir auch nicht.“
    Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht - und so waren sie auch gemeint. Er war gemein zu mir, weil er sich einsam und verzweifelt fühlte. Doch so leicht ließ ich mich nicht entmutigen. Nicht heute Nacht. „Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben!“
    Stephen lachte, trocken und beängstigend. „Natalie hat mir so viel versprochen, als sie noch lebte. Sie meinte, alles würde großartig werden. Nichts würde uns in die Quere kommen. Wir würden für immer zusammen sein. Ich habe ihr geglaubt. Fast immer.“
    Er tat mir leid. Meine Tante hatte ihn zum Narren gehalten. Sie hatte ihn einfach nur benutzt. „Sag mir nicht, dass du in sie verliebt warst.“
    „Wohl kaum.“ Er schaute mich wütend an. „Hast du es immer noch nicht kapiert, Samantha? Ich bin ein Opportunist, war immer einer. Natalie war die Gelegenheit für mich, mehr zu sein, als ich war. Diese Chance habe ich ergriffen. Und zwar gerne, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich habe alles aufgegeben, und das ist jetzt meine gerechte Strafe.“
    „So ein schlechter Mensch bist du nicht.“
    Wieder lachte er, und die hohen Gebäude um uns herum sorgten für ein gespenstisches Echo. „Nein, ich bin schlimmer.“
    „Du hast mit Jordan Schluss gemacht, um sie zu retten. Das ist doch Beweis genug, dass dir nicht alles scheißegal ist!“
    Sein Lachen verhallte, und er bedachte mich mit einem bitterbösen Blick. „Du hast keine Ahnung, was mit Jordan und mir war.“
    Er ging wieder los, doch schnell sprang ich ihm in den Weg. Für einen kurzen Moment wurden wir von den Scheinwerfern eines Wagens erfasst, der um die Ecke bog. Wieder bemerkte ich, wie bleich Stephen war. Und obwohl er vor Kälte schlotterte, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Er sah wirklich krank aus.
    „Vielleicht hast du recht“, sagte ich. „Vielleicht sind das alles Vermutungen von mir. Aber ich habe es dir in der Mall angesehen. Du willst ihr nicht wehtun. Nicht, dass ich das verstehe. Ich meine, Jordan ist eine totale Bitch. Doch möglicherweise ist sie im tiefsten Inneren - oder wenn sie mit dir zusammen ist - ja anders. Vielleicht hat sie dein wahres Ich gesehen und umgekehrt. Vielleicht war es wahre Liebe zwischen euch.“
    „Halt den Mund.“ Seine Stimme zitterte. „Es ist vorbei - alles ist vorbei. Ich verfalle in die Stase und darf eigentlich nicht hier sein.“
    Er wollte weiterlaufen, doch ich schubste ihn zurück. „Stopp! Bleib stehen! Meine Freunde können dir helfen. Ich meine es ernst.“
    Er blickte auf den Boden. „Ja, klar. Sie können mir helfen, indem sie mir ein Messer ins Herz jagen.“ Er rieb seine Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. „Ich habe immer noch genügend Selbstachtung, um mich an einem Ort zu verkriechen, an dem ich in Ruhe sterben kann. Ich möchte nicht getötet werden. Und falls mich das zu einem Feigling macht, dann bin ich eben ein Feigling.“
    Und damit stieß er mich weg.
    „Stephen, geh nicht weg! Bitte!“ Ich flehte ihn an.
    Er schaute sich noch einmal zu mir um. „Es tut mir leid, Samantha. Es tut mir leid, dass ich getan habe, was Natalie mir aufgetragen hat. Ich hätte dir deine Seele nicht stehlen dürfen.“
    Mir stiegen Tränen in die Augen. „Das kannst du wiedergutmachen, indem du sie mir zurückgibst. Ganz einfach.“
    „Nichts ist mehr einfach. Weder für mich noch für dich.“
    Vernünftige Argumente brachten mich nicht weiter. Ich musste andere Geschütze auffahren. „Was willst du? Sollen meine Freunde dich beschützen? Ich habe ihnen schon gesagt, sie sollen dir nichts tun,

Weitere Kostenlose Bücher