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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Glückwunsch all denen, die eine gute Note geschafft haben. Allen anderen viel Glück beim nächsten Mal.“
    Ach ja, unsere Miniklausur. Ich entspannte mich. Noten. Schule. Und vor allem Englisch, mein Lieblingsfach. All das beruhigte mich. Ich war ja auch eine echte Leseratte. Ich verschlang alles, was ich in die Finger kriegte: Romane, alt oder neu, Trash, hochstehende Literatur. Ich verschlang Worte wie ich …
    Kein guter Vergleich.
    Wie dem auch sei - ich liebte es, wie es Schriftstellern gelang, mit Worten Bilder und Emotionen hervorzurufen. Ich hatte mir noch nicht wirklich überlegt, was ich studieren wollte, wenn ich bald aufs College ging. Ganz egal, wie düster meine Zukunft momentan aussah, diese Hoffnung hatte ich noch nicht aufgegeben. Aber ich hatte den Wunsch zu schreiben. Tagebuch schrieb ich täglich, manchmal auch Kurzgeschichten und Gedichte, wenn auch nur für mich selbst.
    Wie hieß es so schön? Tu, was du liebst, dann hast du keinen Tag Arbeit.
    Und ich liebe Englisch. Mein mit Abstand bestes Schulfach.
    „Ms Day?“ Mr Saunders rief mich auf, und ich erhob mich, um meinen Test bei ihm abzuholen. Er hielt ihn mir hin. „Ich bin ziemlich enttäuscht.“
    Ich starrte auf meine Klassenarbeit.
    Da stand eine Sechs. Durchgefallen.
    Er musste sich geirrt haben. „Wie bitte? Ich habe eine Sechs?“
    „Vielleicht sollten Sie beim nächsten Mal die Aufgabenstellung lesen. Kleiner Vorschlag.“ Er schaute an mir vorbei. „Mr Edwards?“
    Mehr sagte er nicht dazu. Das war die erste schlechte Note in meinem Leben. In einem Test über ein Buch, das ich schon mehrfach gelesen hatte und das ich liebte.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Ich versuchte, es zu verstehen, aber ich konnte es nicht.
    Ich war durchgefallen. Und zwar total.
    Ich ließ mich schwer auf meinen Platz fallen und starrte immer noch ungläubig auf die Note.
    „Hey, es ist nur eine blöde Klassenarbeit“, wollte mich Colin von hinten trösten. Natürlich hatte er die Note gesehen. Selbst aus einem Flugzeug hätte man die fette rote Zahl noch lesen können.
    Aber für mich ging es nicht nur um diesen Test. Das war ein Zeichen. Meine innere Balance, die ich durch den Schulbesuch wiederherzustellen versucht hatte, weil ich mir hier so zu Hause fühlte, weil ich hier dazugehörte …
    Durchgefallen .
    Ich probierte, mich zu konzentrieren. Es fiel mir schwer. Erstens saß Colin hinter mir und verursachte mir Hunger. Zweitens liefen dauernd andere Schüler an meinem Pult vorbei. Dazu noch diese miese Note … Mein Leben zerbrach.
    Um viertel vor zehn war mein Hunger so unkontrollierbar, dass ich beinahe ausflippte.
    Er nahm mir den Atem, verursachte mir ein Loch im Magen, machte mich fertig.
    Die Frage war nicht länger, ob ich meinen Hunger stillte, sondern wann .
    Ich musste so schnell wie möglich aus der Schule verschwinden.
    Also schnappte ich mir meine Bücher und meine Tasche und rannte aus der Klasse.
    „Ms Day?“ Mr Saunders sah mich fragend an, während ich an ihm vorbeihuschte. „Wo wollen Sie denn hin? Der Unterricht ist noch nicht zu Ende! Wir haben noch fünfzehn Minuten!“
    „Ich habe Krämpfe“, rief ich mit bebender Stimme. „Ganz schlimme, furchtbare Menstruationsbeschwerden! Ich muss dringend nach Hause!“
    Er verzog das Gesicht und bedeutete mir mit einem Handwedeln, ich sollte gehen. Ein paar Schüler kicherten. „Alles klar.“
    Ich flüchtete mich auf den leeren Gang und rannte zu meinem Spind. Endlich war ich diese neunundzwanzig quälenden Seelen los. Ich brauchte ein paar Minuten, um mich wieder zu sammeln. Um wieder klar denken zu können.
    „Samantha!“ Es war Colin.
    Scheiße.
    Ich musste schnellstens hier raus. Meine Absätze klackerten auf dem Linoleum. Ich brauchte frische Luft. Nur weg hier! Ich musste endlich akzeptieren, dass mein Leben nicht mehr so war wie früher. Ich musste aufhören, mich selbst zu täuschen.
    Ich belog mich nur selbst.
    Ich gehörte nicht mehr hierher, in dieses sogenannte „normale“ Leben. Und ich gehörte auch nicht zu Bishop und den anderen.
    Ich war eine Ausgestoßene.
    Frustriert wischte ich mir die Tränen ab und steuerte auf den nächstgelegenen Ausgang zu.
    „Sam!“ Colin hielt mich am Arm fest. „Was ist denn los mit dir?“
    Ich drehte mich zu ihm um und schubste ihn weg. „Bleib mir vom Leib!“
    Er musterte mich besorgt. Dabei dachte ich, er könnte mich nicht leiden! Mist. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Dein Gesicht eben …“
    „Ich habe

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