Gray Kiss (German Edition)
Krämpfe“, log ich noch mal.
„Schlimm. Aber ich glaube nicht, dass das stimmt. Du hast doch irgendwas anderes.“
Ich seufzte genervt. Er machte einen Schritt auf mich zu. Der Hunger tobte in mir wie ein Tornado, der kurz davor war, einen kompletten Campingplatz zu zerstören.
„Schon vergessen? Du kannst mich nicht leiden“, erinnerte ich ihn. „Ich war gemein zu dir und habe dich verletzt.“
„Weißt du … Das, was mit Julie passiert ist … Ich habe dadurch eins kapiert: dass das Leben zu kurz ist. Ich möchte nicht länger sauer auf dich sein. Mir ist klar, dass wir uns nicht gerade blendend verstehen, aber wir könnten doch trotzdem so was wie Freunde sein, oder? Du bist jedenfalls meine Freundin, ganz egal, wie du das siehst und was auch geschieht.“
„Du bist mir nachgelaufen. Immer tust du das.“
„Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass es dir gut geht.“ Sein Atem wurde schneller. Er nahm wieder meinen Arm. Trotz seiner verständnisvollen Worte sah er irgendwie … verloren aus.
Ich wusste, was das war. Das Opfer eines Grays suchte immer die Person, von der er geküsst wurde. Es war eine unausweichliche Falle. Selbst wenn ich noch so fies zu ihm war, ihn noch so sehr abblitzen ließ - er würde immer wieder zu mir zurückkommen.
Ich schaute meinen Arm entlang. „Wann lernst du es endlich, Colin?“
„Ich bin mir sicher, dass du mich nicht verletzten willst. Das war mit Julie auch so - ich wollte ihr nicht wehtun.“
Sein Duft war langsam nicht mehr zu ertragen. Ich musste dringend abhauen.
„Colin …“
Jetzt berührte er mich auch noch an meinem anderen Arm. „Gib mir eine Chance, Sam. Nur eine. Ich glaube, ich werde verrückt, wenn du mich nicht noch mal küsst. Bitte. Nur noch einmal. Ein letzter Kuss.“
„Gut“, flüsterte ich.
Und schon presste ich meinen Mund auf seinen.
19. KAPITEL
Ich hatte den Kampf schon verloren, das wurde mir in diesem Moment bewusst.
Obwohl … das war nicht wahr. Mir war klar gewesen, dass es so kommen würde, seit Colin mir aus der Klasse gefolgt war.
Er hatte es nicht anders gewollt. Er hatte mich sogar darum gebeten, und jetzt stöhnte er vor Wonne, als ich begann, mich an seiner Seele zu laben.
Ich küsste Colin, allerdings dachte ich dabei an Bishop. Nach seinem Kuss sehnte ich mich. Von ihm träumte ich, fantasierte ich, zu ihm wünschte ich mich. Bishops Lippen auf meinen, sein Flüstern, dass er mich liebte, trotz all unserer Probleme, trotz aller Widrigkeiten.
Er war lange schon ein Todesengel, dabei sah er aus wie achtzehn. Doch er existierte seit sehr langer Zeit. Wieso glaubte ich nur, ich könnte mehr sein für ihn als ein Problem, das er lösen musste? Oder eine ungelegene Sucht?
Ich hoffte es einfach.
Gestern Abend hatte ich ihn angelogen. Natürlich wollte ich mich nicht von ihm fernhalten. Ganz egal …
Zack!
Das gesamte Team war in der Kirche versammelt.
„Es gibt ein Problem“, erklärte Connor. „Ich habe es mich intensiv damit beschäftigt und glaube zu wissen, was es ist. Alle Selbstmorde in letzter Zeit - sie stehen miteinander in Verbindung. In der Stadt ist ein Dämon unterwegs, der aus dem Schwarz entkommen konnte. So wie die Quelle der Grays sich von Seelen ernährt, nährt sich dieser Dämon von Hoffnung und Glück und Lebenswillen anderer Wesen. So treibt er die Leute in den Selbstmord.“
„Bist du dir da wirklich sicher?“, fragte die schöne Cassandra mit ernster Miene.
Er schüttelte den Kopf. „Nicht hundertprozentig. Ich bin mir bei gar nichts mehr sicher.“ Normalerweise hatte Connor immer einen Scherz auf den Lippen, aber heute wirkte er irgendwie gequält. Besorgt. „Aber ich denke trotzdem, dass meine Vermutung stimmt. In der letzten Woche erreichte die Selbstmordrate in Trinity einen neuen, erschreckenden Höhepunkt. Wie es scheint, wird dieser Dämon immer hungriger, und er braucht immer mehr Opfer, um sich selbst am Leben zu erhalten.“
„Wir müssen ihn finden.“ Bishop rieb sich die Stirn. „Verdammt. Mein Kopf bringt mich um.“
„Alles klar?“, erkundigte sich Cassandra.
„Ich versuch’s.“
„Wen interessiert das schon?“, murmelte Kraven. Er lehnte mit verschränkten Armen an einer Kirchenbank, gleich neben Roth.
„Du arbeitest zu viel“, meinte Cassandra. „Hast du denn genug geschlafen, wo du nachts nach diesem Gray auf der Suche warst?“
„Ja.“
„Ganz ehrlich, das bezweifle ich, so, wie es dir gerade geht. Du kannst dich ja kaum
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