Gray Kiss (German Edition)
er den Wunsch, mich zu küssen, mit all seiner Kraft niederringen. Ich fühlte mich in diesem Moment vollkommen verlassen - in diesem Zustand hätte ich seine komplette Seele in mir aufgenommen.
Bishop schien mit seinem Wahnsinn zu kämpfen, allerdings war er noch klar genug im Kopf, die Worte seines Bruders zu verstehen.
Schmerzerfüllt sah er ihn an. „Tu es. Tu es einfach, und dann ist es vorbei.“
Ich wusste nicht, was er meinte. Ich sah die Welt immer noch durch den verhangenen Blick einer hungrigen Gray, und jeder im Raum, der eine Seele besaß, strahlte heller als alles andere.
Ich habe so einen Hunger. Bitte!
Und dann umfasste ausgerechnet der, der überhaupt nicht strahlte, mein Gesicht mit seinen Händen und zwang mich, ihn anzuschauen statt seinen dunkelhaarigen, blauäugigen Bruder, den Engel.
„Aller guten Dinge sind drei“, murmelte Kraven. Dann küsste er mich unsanft und hielt mich, damit ich mich ja nicht bewegte, an den Haaren fest. Die andere Hand hatte er um meine Kehle gelegt.
Nein! Ich will Bishop! Nicht Kraven! Nein! Nein!
Aber dieser Gedanke dauerte nur einen Moment. Dann verlor sich alles und ich erwiderte Kravens Kuss so wild und brutal, wie er mich küsste. Ich war gierig. Ganz langsam, sehr langsam begann mein Hunger zu schwinden. Meine Arme glitten über die Schultern des Dämons, und ich klammerte mich an ihm - sonst wäre ich vermutlich zusammengeklappt.
Ich musste ihn küssen, ich hatte keine andere Wahl. Nur so konnte ich die Kontrolle wiedergewinnen.
Bishop packte Kravens Schulter. „Genug.“
Schließlich beendete der Dämon den Kuss. Er lehnte sich zurück und schaute mir in die Augen. „Bist du wieder da?“
Ich nickte und hielt seinem Blick stand. Diese bernsteinfarbenen Augen. Sie hatten die gleiche Form wie Bishops Augen. Die gleiche Gesichtsform, ähnliche Lippen. Nur der Kuss war ganz anders.
Alles okay. Aber diesmal war es knapp .
Kravens Gedanken. Er hatte seinen Schutzschild nicht aktiviert, also konnte ich in seinen Kopf eindringen. Ich wusste nicht, wonach ich darin suchte - bis ich es fand.
Sie hasst mich nicht. Sie kann zwar sagen, dass sie es tut, aber sie tut es nicht. Keine Frau küsst so, wenn es ihr nicht gefällt. Er hasst es, dass ich diese Macht über sie habe. Er hasst es, dass ich sie schmecken darf und er nicht. Sie könnte sich in mich verlieben. Fast ist sie so weit. Und wenn es passiert - o, süße Rache! Dann kann ich zusehen, wie er leidet, ehe ich ihm endlich den Dolch ins Herz stoße .
22. KAPITEL
Ich schaffte es, meinen Blick von ihm zu lösen, und taumelte nach hinten.
Kraven wirkte überrascht, als hätte er diese Reaktion nicht von mir erwartet nach unserem scheinbar so leidenschaftlichen Kuss.
„Was ist denn, Süße?“, fragte er.
„Küss mich nie wieder“, flüsterte ich. „Nie wieder.“
In seinen Augen erkannte ich, dass er verstand. Im nächsten Moment ließ er seine mentale Sperre heruntersausen.
Ich drehte mich zu Bishop um, der reglos dastand. Dann warf ich die Arme um ihn. Sein Herz klopfte heftig, als er meine Umarmung erwiderte.
„Ich habe dir ja gesagt, ich würde dich finden“, meinte er.
Ich nickte sprachlos. Ich war ihm zu nah. Viel zu nah. Ich nahm seine Hände in meine und empfand wieder das Knistern zwischen uns. Er stöhnte leise und schloss die Augen. Mir war klar, dass sein Verstand zurückkehrte.
Doch wie bei mir waren es nicht mehr die vollen hundert Prozent. Weit entfernt.
Er öffnete seine blauen Augen. Ja, der Wahnsinn in seinem Blick war fast weg. Er legte seine Hände um mein Gesicht, ich spürte seine warme Haut. Er streichelte mir mit dem Daumen die Unterlippe und schaute mich frustriert an.
Er hasst es, dass ich sie schmecken darf und er nicht .
Das hatte Kraven vor einer Minute gedacht. Nach Bishops Blick zu schließen, hatte er mit seiner Vermutung recht.
„Darf ich raten?“, ließ sich Jordan mit zitternder Stimme aus ihrer Ecke vernehmen, in der sie völlig zusammengekauert hockte. „Das sind die Jungs, die du durch deine komische Meditation gerufen hast?“
Es kostete mich einige Mühe, den Blick von Bishop abzuwenden und sie anzusehen. Erleichtert stellte ich fest, dass sie unversehrt war. „Genau. Jordan, das sind Bishop und Kraven.“
„Was sind sie?“
„Wohltätige Pfadfinder“, antwortete Kraven und drehte den Kopf zu ihr. „Sieh einer an. Du wärst fast zum Dinner für unser Gray-Mädchen geworden.“
Der Dämon streckte ihr eine Hand hin, allerdings
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