Grayday
hungrige Vögel picken, bringen die Bösewichter Aparna in das unterirdische Versteck der Bande unter dem Brighton Pavillon. Glücklicherweise wird Dilip von einem alten Taubenfutterhändler Hilfe zuteil, der selber vor vielen Jahren von Christo ruiniert worden ist. Mr. Vilson, der Händler, führt Dilip zu dem unterirdischen Versteck, wo sie gemeinsam einen Hochdruckschlauch auf die Gang richten und alle zusammen in den Ärmelkanal spülen. Die Polizei kommt, verhaftet den bösen Boss und schafft ihn ins Gefängnis. Aparnas Onkel und Dilips Vater (die auf dem Weg nach Chandigarh durch Brighton kommen) erscheinen und segnen die Verbindung. Dilip und Aparna hängen sich gegenseitig Blumenkränze um, während sie den Titelsong singen:
Hässliches
Kann lieblich sein
Liebliches
Kann hässlich sein
Naughty naughty
Lovely lovely
Love!
Eine lange Schlange von Verwandten speist das glückliche Paar mit süßem Reis, und während das Bild langsam ausgeblendet wurde und der Abspann darüberrollte, durchfuhr Arjun dasselbe Gefühl seiner Talente und Möglichkeiten wie bei den ersten sieben Malen, die er den Film gesehen hatte. Wie er es Aamir bei verschiedenen Kaffees in der Internetbude klargemacht hatte, war Dilip er. So einfach war das. Er war ein Träumer. Er hatte seine Zeit vertrödelt. Wenn er in der Wirklichkeit statt in seiner Phantasie leben wollte, wurde es Zeit für eine Veränderung. Wie sollte er diesen Film nicht als ein Gleichnis ansehen?
Der Rest des Fluges verging wie im Nebel, unterbrochen nur durch das übermüdete Gestolpere durch die Duty-free-Lounge des Flughafens von Singapur. Schließlich, nach einer Reise, die ihm Tage gedauert zu haben schien, sah Arjun, wie die Maschine durch dichten Dunst auf den Flughafen von San Francisco niederging. Durch die Düsternis hindurch schimmerte eine lange Kette von Autos, die über einen Damm fuhren. Er klappte den Tisch vor sich hoch, stellte seine Rückenlehne senkrecht und verstaute seine Wegwerf-Schlafsocken sorgfältig in einer Seitentasche seines Bordcase. Das Pochen in seinen vom Druck tauben Ohren schien ihm eine Botschaft zu senden: Es ist Zeit, es ist Zeit.
E ine Gestalt, ein Fußgänger, der am Rand eines breiten kalifornischen Highways entlangtrottet. Jeder Schritt brachte ihn ein bisschen näher an den Punkt, den eine niedrige Betonbarriere markierte und an dem das Gelände von Taco Bell endete und das von Staples begann. Hinter Staples lag ein Wal-Mart und dahinter eine Straßenkreuzung. Hinter der Kreuzung, vielleicht drei Blocks oder noch mal dreißig Minuten Fußmarsch weiter, gab es ein winziges Einkaufszentrum mit einem Thai-Imbiss, einer chemischen Reinigung und einem Laden, in dem es Fertiggerichte zu kaufen gab, dem Ziel des Fußgängers.
Jeder, der in kalifornischen Vororten zu Fuß unterwegs ist, ist eines von vieren: arm, Ausländer, geisteskrank oder ein Jogger. Dieser Mensch, dessen magerer Körper sich in dem schmuddeligen Oakland-Raiders-Shirt fast verlor, bewegte sich zu langsam, um ein Jogger zu sein. Er wirkte nervös, entmutigt. Erfolglosigkeit entströmte ihm wie Schweiß. Falls die in ihren SUV-Jeeps vorbeizischenden Soccer Moms ihn überhaupt bemerkten, dann nur als Schatten dunkler Haut, ein belangloses Gefahrensignal, das an ihrer Peripherie vorüberhuschte. Für den Fußgänger waren diese Soccer Moms eher kosmisch als menschlich, schimmernde Projektile, die in einem Sog aus Lärm und Dioxinen an ihm vorbeidopplerten, fremd und gleichgültig wie Sterne.
Er blieb einen Augenblick stehen und blinzelte in das grelle Sonnenlicht auf dem Weg vor ihm. Die rissigen Betonflächen liefen in ein öffentliches Gelände aus, einen Nichtganz-Fußweg, der sich vor ihm in einem Glitzern zersplitterten Windschutzscheibenglases erstreckte. An der Taco-Staples-Grenze blieb er erneut stehen, diesmal, um an seinem Walkman herumzudrehen, einem schäbigen Klotz aus schwarzem Plastik, an dem Kopfhörer mit schmutzigen Schaumgummistöpseln angeschlossen waren: Heimatlosen-Audio, die Art Apparat, die sozial Ausgeschlossene laut laufen lassen, um die Stimmen zu übertönen. Er tauschte die Batterien aus, entwirrte das Kopfhörerkabel und marschierte weiter.
Es war Juli, und Arjun war bereits ein Jahr in den Staaten, ein Jahr mit periodischen Wiederholungen dieses oder ähnlicher Spaziergänge. Zu dem Laden, wo immer der Laden auch liegen mochte. Vom Laden zurück. Zur Bushaltestelle. Zurück. Lange Pausen, in denen er in skelettartigen,
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