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Grayday

Grayday

Titel: Grayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hari Kunzru
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Vorfall. Rob D. hatte aus ungeklärten Gründen ein blaues Auge, das wartende Personal klapperte mit den Tellern, und auf dem Weg hinauf in ihr Zimmer bemerkte sie einen Handwerker, der eine Hotelzimmertür aus den Angeln hob. Jemand hatte mit dem Fuß ein Loch in eines der unteren Felder getreten.
    Leela behauptete noch immer, krank zu sein, und der Arzt war erneut geholt worden und teilte mit, dass er keine physischen Beschwerden feststellen könne. Bei der morgendlichen Produktionskonferenz gab Iqbal bekannt, dass Mrs. Zahir von Mumbai herüberfliege, durch einen Streik der Flugsicherung aber aufgehalten worden sei. Sobald die Mutter hier sei, erklärte er finster, würden sich die Probleme des Mädchens schnellstens beheben. Rocky Prasad und seinem Team wurde gesagt, sie sollten das Beste aus dem schlechten Wetter machen und hinausfahren und Landschaft aufnehmen.
    Prasad, der sich in Gabys Augen zum ersten Mal wie ein Regisseur gebärdete, schrie, jetzt habe er genug. »Wollen Sie, dass sie mir das antut? Ein Anruf bei Ihren Freunden in Karachi, ein Anruf, und Sie könnten der Sache ein Ende setzen!« Iqbal schlug mit seiner Faust auf den Tisch. Es entstand ein bedrohliches Schweigen. Er wandte sich Gaby zu und gab ihr mit Zeichen zu verstehen, sie solle den Raum verlassen.
    Sie fragte sich, wie sie so arbeiten sollte. Mehr Journalisten denn je kampierten am Tor. Die lokale Polizei hatte mehrere »rowdyhafte asiatische Jugendliche« festgenommen, und eines oder zwei der Massenblätter hatten die Geschichte von Leelas Krankheit aufgegriffen und brachten Artikel über kontaktscheue Stars auf den Innenseiten als Teil ihrer Berichterstattung über die globale Cyberterrorwarnung.
    Rajiv Rana rief in ihrem Zimmer an, um zu fragen, ob sie Lust habe, mit ihm auf Skye zu Abend zu essen.
    Sie stimmte unter der Bedingung zu, dass er sich vorher mit ihr der Presse stelle. Als der Testarossa die Zufahrt hinunterröhrte, entstand ein kleiner Aufruhr, und sie wurde sich peinlich bewusst, dass sie, zumindest für die indischen Medien, gerade die Public-Relations-Todsünde begangen hatte, sich zum Teil der Geschichte zu machen. Rajiv charmierte und schrieb Autogramme. Sie wich Kameras aus und bemühte sich, die Täuschung aufrechtzuerhalten, dass es keine Produktionsprobleme gebe. Immer wieder versuchten Journalisten eine Verbindung zwischen dem Virus und Leela Zahir herzustellen. Könne Gaby uneingeschränkt bestätigen, dass es sich um keinen schief gelaufenen Werbegag handele? Ob man wirklich von ihnen erwarte, dass sie glaubten, Ms. Zahir und ihre Hintermänner hätten mit der Verbreitung ihres Bildes über die ganze Welt absolut nichts zu tun?
    Sie stellte später mehr Informationen in Aussicht und sagte zu Rajiv, das Abendessen sei abgeblasen. So wie die Dinge lagen, würde sie den Nachmittag am Telefon verbringen müssen. Würde er sie bitte zum Lodge zurückfahren? Klar, sagte er. Sie kletterte auf den Beifahrersitz des Ferrari. Er grinste, gab Gas, fegte mit kreischenden Reifen durch die Menge und bog in die Hauptstraße ein.
    Sie sagte zu ihm, er solle umdrehen. Er langte über sie hinweg ins Handschuhfach und setzte sich seine Sonnenbrille auf. Sie schrie ihn an, nannte ihn unverantwortlich. Er legte eine CD von Simply Red ein und sang mit. Sie verhöhnte seinen Musikgeschmack auf Englisch, Italienisch und Pariser verlan, und als sie mit ihren Möglichkeiten am Ende war, schmollte sie. Über ihnen rollte der Wind Kumuluswolken wie Bälle über den Himmel und ließ Licht und Schatten über dem Wasser um die Skye Bridge herum in einem fort wechseln. Der Wind peitschte in ihr Haar, und schon bald lächelte sie durch ihre Gereiztheit hindurch und genoss, was sie sah: schwarzgesichtige Schafe, die auf dem rauen Heidemoor der Insel grasten, scheckige, gleichgültige Rinder, die neben Landhäusern mit Doppelfenstern auf ihren Koppeln standen.
    Sie bogen von der Hauptstraße ab und wanderten über ein Feld, das mit Plastikflaschen und Teilen von Fischernetzen übersät war, um von einer Felskette die Aussicht zu genießen. Er ergriff ihre Hand und warf ihr einen glühenden Blick zu. »Du bist jetzt nicht bei der Arbeit«, sagte sie zu ihm. Er lachte und erwiderte, er übe nur. Dann fuhr er sie quer über die Insel zu einem Restaurant in einem alten Bauernhof, in dem alle Tische mit Leuten besetzt waren, die englische Dialekte sprachen, und wenn sie von dem Himmel und den Hügeln vor dem Fenster absah, hätte sie auch in London

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