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Grayday

Grayday

Titel: Grayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hari Kunzru
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Erpressungsversuche gewöhnt, und obgleich es manchmal besser ist, ein bisschen Schutzgeld zu bezahlen, damit eine Aufnahme glatt verläuft, gibt es Möglichkeiten, Mumbais dunkle Seite zu meiden. Es ist schwierig, aber möglich. Zumindest, bis du etwas falsch machst. Bis du eine Gefälligkeit annimmst.
    Rajivs Abstieg begann mit einem kleinen Zollproblem, das sich um Devisen und einen übereifrigen Kommissar drehte, der keine Zeit hatte, ins Kino zu gehen. Angesichts eines drohenden Prozesses sah Rajiv einer saftigen Strafe statt einem neuen Jeep entgegen, eine Situation, die ihn auf dem Set von Hit Man Hindustani mürrisch und leicht reizbar machte. Er beklagte sich laut genug, um von einem gewissen Mr. Qureishi gehört zu werden. Dessen Geschäftskarte wies ihn als Rechtsanwalt aus, aber die meiste Zeit verbrachte er an einem Ecktisch in einem Restaurant im Viertel Bandra und nahm Wetten auf Sportveranstaltungen an. Qureishi sah eine Möglichkeit, Rajivs Problem zu lösen, und gegen eine Spende für eine Wohltätigkeitseinrichtung, die Not leidende Mädchen aus den Slums unterstützte, erlahmte denn auch tatsächlich der Eifer des Kommissars, und der Star konnte in der Stadt herumfahren, den Wind in den Haaren.
    Rajiv war dankbar und mehr als erfreut darüber, der Hochzeit von Qureishis Tochter ein bisschen Glanz verleihen zu dürfen. Dort wurde er königlich bewirtet und zusammen mit Leuten fotografiert, von denen sich herausstellte, dass sie genauso behilflich waren wie Qureishi selbst. Ob es sich um präzise Börsenvoraussagen, um billig importierten Scotch oder die Bekanntschaft mit Alitalia-Stewardessen handelte, die unbedingt das echte Mumbai kennen lernen wollten – Qureishis Freunde schienen imstande zu sein, Rajivs Leben in kleinen, aber bedeutsamen Schritten schöner zu gestalten. Sie liebten es, ihn um sich zu haben, weil er Rajiv Rana war, und er akzeptierte es als das ihm Zustehende.
    Obwohl allgemein bekannt war, dass Qureishi eng mit Baby Aziz zu tun hatte, machte Rajiv sich darüber keine Gedanken. Aziz selbst lebte seit dem Mord an einem Polizisten Mitte der achtziger Jahre am Golf, und als sich die Stadt in den Jahren danach veränderte, als politische Gangs hinduistischer Nationalisten, der pakistanische Geheimdienst und finanziell motivierte Gangster alter Couleur um die Macht wetteiferten, hatte er seine Gegenwart indirekt deutlich gemacht, indem er die Geschehnisse aus der Ferne manipuliert hatte. Er war in gewisser Weise eine mythische Gestalt, nicht ganz real, so etwas wie der schwarze Mann.
    Im folgenden Jahr fuhr Rajiv als einer von einer ganzen Gruppe von Filmstars nach Dubai und spielte in »The Multimega Millennium Concert« mit, in dem in einem Stadion voller hingerissener Fans große Filmszenen nachgestellt wurden. Er wurde zu einer prunkvollen Premierenparty in einem der neuen Luxushotels der Stadt eingeladen. Dort begrüßte ihn ein rundlicher Mann mit toten Augen und Raucherhusten mit der Geste des adaab und bat ihn um den Gefallen, das Mikrofon zu nehmen und die Partygäste bei der Darbietung von »Pull my trigger, Rant«, dem äußerst populären Liebeslied aus seinem neuesten Hit, Big Gun Number One, zum Mitsingen zu animieren. Rajiv kam der Bitte nach, und Baby Aziz verbrachte einen großen Teil des Abends damit, ihm Klapse auf den Rücken zu geben und ihn Kontaktleuten aus der Industrie vorzustellen. Später sorgte er für Privatunterhaltungen, die selbst Rajiv, an Lust und Tollerei gewöhnt, exotisch und überraschend fand.
    In diesem Jahr war Rajiv Rana der Superrenner. Er spielte verdrossene Einzelgänger, kauzige Polizeiinspektoren, gewöhnliche Durchschnittsbürger, die sich in Rambo-Helden verwandeln, und sportstudiogestählte Casanovas in einer Reihe von Kassenschlagern, die ihn zum Lieblingsraufbold Indiens machten, zum Idol der chai- Buden und Schulhöfe. Er fing eine Affäre mit der einzigen Frau an, die seiner würdig zu sein schien, einer ehemaligen Miss World, die es zur Filmschauspielerin gebracht, eine Haut wie Butter und eine Figur hatte, die in ihm nie gekannte Gefühle von Eifersucht und Besitzgier erregten. Er bat sie, ihn zu heiraten, und als sie ihm einen Korb gab, bat er sie noch mal, indem er spätnachts vor ihrer Wohnung mit einem ganzen Hochzeitsorchester aufkreuzte, was aufgebrachte Nachbarn die Polizei rufen ließ. Er überschüttete sie mit Geschenken (sie blieb gleichgültig), bedrohte unter der Hand ihre Filmpartner (sie war wütend), ließ sich

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