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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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als nach Hause zu fahren.
    Er richtete die Taschenlampe auf seine Armbanduhr. Sie suchten
seit fast einer Stunde.
    Ein Hund bellte. Archie blickte auf und sah eine dunkle
Gestalt und den Schatten eines Tiers auf dem Weg. Er schwenke den
Strahl auf den Hund hinunter. Das Licht reflektierte silbern von seinen
Augen.
    »Er heißt Cody«, sagte die Hundeführerin. »Ich bin Ellen. Wer
von Ihnen ist Sheridan?«
    »Ich«, sagte Archie.
    Sie kletterte zu ihm herauf, der Hund blieb respektvoll einen
halben Meter hinter ihr. Alle richteten die Lampen auf den Weg der
Frau, um ihr zu helfen, und Archie erhielt einen besseren Blick auf
sie. Die Frau war groß und leicht rundlich, mit einem langen Oberkörper
und einem breiten, männlichen Gang. Sie trug das Haar zu einem
Pferdeschwanz gebunden und war richtig angezogen für das Wetter, mit
hohen Gummistiefeln, einer gelben Regenhose und einer gesteppten
Daunenjacke. Ach, Juni in Portland.
    Als sie Archie erreicht hatte, streckte sie ihm die Hand
entgegen, und er schüttelte sie. »Okay«, sagte sie. »Es läuft
folgendermaßen: Ich lasse Cody von der Leine. Er läuft herum und sucht
nach einer Duftspur. Wenn er etwas findet, kauert er nieder, und zwar
so.« Sie sah zu dem Hund hinunter und sagte: »Cody, mach Meldung.« Der
Hund sank zu Boden und jaulte. Ellen blickte auf. »Ich lobe ihn, und
dann können Sie kommen und nachsehen, was er gefunden hat.«
    Archie hatte schon früher mit Leichenspürhunden gearbeitet.
Einmal hatte Gretchen einen Mann verstümmelt und sein Herz und seine
Milz in einem Schuhkarton mit rotem Schleifchen auf einem Motelbett in
North Portland zurückgelassen. An dem Karton war ein Geschenkanhänger
befestigt, adressiert an Detective Archie Sheridan. Das Motelpersonal
hatte sofort die Polizei gerufen. Gretchen hatte die Organe in
Plastikfolie gewickelt, aber die war undicht gewesen, und der Karton
war von Blut durchweicht. Archie öffnete den Karton und ließ dann einen
Hund kommen, der andere Leichenteile suchen sollte. Es hatte
funktioniert. Der Hund fand die Zunge des Mannes in der Eismaschine,
seinen Penis in dem Kasten für die Zimmerschlüssel und den Rest von ihm
in der Mülltonne des Restaurants nebenan.
    »Angenommen es gibt Überreste«, sagte Henry. »Wie lange wird
das dauern?«
    »Es können Minuten sein«, sagte Ellen. »Oder Tage.«
    »Tage«, sagte Henry.
    »Vielleicht länger«, sagte Ellen. Sie bückte sich und löste
die Leine des Hunds. »Los, Cody.«
    Der Hund senkte die Nase auf den Boden und begann durch die
Vegetation zu pflügen.
    Susan trat vor und nahm ihre Taschenlampe aus dem Mund. »Wie
lange sind Sie schon beim Such- und Rettungsdienst«, fragte sie Ellen.
    »Gar nicht«, sagte Ellen.
    »Sie ist eine Freiwillige«, erklärte Archie. »Wir haben kein
Geld für die Finanzierung einer Hundestaffel. Deshalb machen Leute wie
Ellen ein paar Kurse mit ihren Hunden und melden sich freiwillig.«
    »Ich arbeite in einem Baumarkt«, sagte Ellen.
    »Wir haben vor ein paar Tagen eine Leiche knapp einen halben
Kilometer weiter unten am Bach gefunden«, sagte Archie. »Wird ihn das
ablenken?«
    »Haben Sie die Überreste entfernt?«, fragte Ellen.
    »Ja.«
    »Dann sollte es kein Problem sein«, sagte Ellen. »Da«, rief
sie plötzlich. Sie schwenkte ihre Taschenlampe zu Cody, der nur ein
kleines Stück von der Stelle entfernt kauerte, wo Archie und Henry
gerade gesucht hatten. »Braver Junge«, sagte Ellen. Sie trat hinter
Cody, leinte ihn wieder an und rieb ihm kräftig das Fell.
    Der Bereich, den Cody anzeigte, war von Ranken bedeckt. Archie
ging hin und sank auf Hände und Knie. »Leuchtet hierher«, sagte er zu
den anderen. Einer nach dem anderen stellten sie sich rings um ihn auf,
Susan, der Ornithologe, Ellen, Henry, die Streifenpolizisten, die
Männer des Such- und Rettungsdienstes, alle richteten sie ihre Lampe
auf die Stelle, wo der Hund gerade gekauert war, bis ihre zehn gelben
Lichtkreise zu einem einzigen verschmolzen. Archie drückte die Efeu-
und Windenranken mit den Händen beiseite. Er begann langsam, methodisch
und bemüht, keine unnötige Zerstörung anzurichten, bis er zuletzt an
den Ranken zog, sie aus der Erde riss und beiseitewarf. Als er den
Fleck gerodet hatte, setzte er sich auf die Fersen zurück.
    Susan beugte sich vor. »Da ist nichts«, sagte sie.
    Archie drehte den Kopf zu dem Hund. »Sollen wir graben, alter
Junge?«, fragte er und kraulte das Tier mit seiner schlammigen Hand
hinter den Ohren. »Liegt sie

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