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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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ein und stapfte in die Dunkelheit.
    Der bewölkte Himmel war noch hell genug, dass sich die Bäume
abzeichneten, und die Äste sahen alle aus wie zornig gebeugte Arme.
Susan musste unwillkürlich an Gretchen Lowell denken, während sie den
gekiesten Weg entlanglief. Gretchen hatte mindestens zwei Leichen in
diesem Wald abgelegt. Hatte dieses Polizeiaufgebot damit zu tun? Ein
weiteres Opfer von ihr? Susan schob die Hände tiefer in die Taschen und
ging schneller.
    Nach etwa fünfhundert Metern fand sie die Beamten. Sie sah die
weißen Strahlen ihrer Taschenlampen ein Stück voraus von den
Zedernstämmen zurückstrahlen. Polizisten waren Gott sei Dank immer
leicht auszumachen.
    Dafür war es schwer, sich an sie heranzuschleichen, und sie
war immer noch zehn Meter entfernt, als einer der Strahlen innehielt,
dann herumschwenkte und auf ihrem Gesicht landete. Sie blinzelte in das
Licht. »Ich suche nach Detective Sheridan«, verkündete sie.
    Ein großer Schatten erschien hinter dem Licht, und sie hörte
Henry Sobol sagen: »Ach, Sie sind das.«
    Er ließ die Taschenlampe sinken.
    »Hallo«, begrüßte sie ihn.
    »Er ist da drüben«, sagte Henry und schwenkte die Lampe, bis
sie Archie beleuchtete, der auf einem umgestürzten Baumstamm direkt
neben dem Pfad saß. Henry verzog sarkastisch den Mund. »Wir warten auf
einen Vogelexperten«, sagte er.
    »Ornithologe«, rief Archie.
    Susan konnte praktisch hören, wie Henry die Augen verdrehte.
»Egal«, sagte er.
    Sie ging zu Archie hinüber. Zu seinen Füßen lag eine
Taschenlampe, die in den Wald strahlte. Im Schein des Lichts konnte sie
erkennen, dass er vor Nässe triefte und voller Schlamm war.
    »Sind Sie gestolpert?«, fragte sie.
    »Kennen Sie sich mit Vögeln aus?«, fragte er zurück.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Haben Sie mich deshalb
hierherbestellt?«
    Er hob die Taschenlampe auf und leuchtete in das Vogelnest,
das auf seinem Schoß lag. »Das ist Menschenhaar«, sagte er. »Blond. Wir
haben eine neue Leiche.«
    Susan beugte sich vor und schaute in das Nest. Sie war
verwirrt. »Sie haben ein Nest gefunden?«
    »Ein Junge hat es mir gegeben. Er hat es oben auf dem Hügel
gefunden.«
    »Ein Junge?« Susan blickte suchend in den dunklen Wald.
    Henry trat hinter sie. »Er ist fort«, erklärte er.
    »Er ist verschwunden«, sagte Archie.
    »Der Junge?«, fragte Susan.
    Archie sah zu Henry hinauf. »Hast du die Bergungsmannschaft
schon angerufen?«
    »Auf der Grundlage eines Haars in einem Nest?« Henry ließ die
Taschenlampe über Archies völlig verdreckte Gestalt wandern. »Alles in
Ordnung mit dir?«, fragte er und senkte die Stimme. »Debbie hat mich
angerufen. Nachdem du in einer Wolke aus Selbstmitleid aus der Tür
gestapft bist.«
    »Es war mehr Verärgerung«, sagte Archie.
    »Sie macht sich Sorgen um dich.«
    »Ihr beide solltet einen Verein gründen.« Archie stand auf.
»Ich will nicht mehr warten.« Er rief in Richtung von drei
uniformierten Beamten, die mit ihren Taschenlampen herumstanden. »Ich
will, dass ihr mit den Lampen dicht nebeneinander geht. Lasst euch
Zeit. Wir suchen nach einer weiblichen Leiche.«
    »Archie«, sagte Henry.
    Archie richtete seinen Lampenstrahl den schlammigen Hang
hinauf. »Wir gehen da lang«, sagte er. »Dort hat der Junge das Nest
gefunden. Also fangen wir dort an.«
    »Warte«, sagte Henry.
    »Ich hab es satt, zu warten«, erwiderte Archie.
    »Nein«, sagte Henry. »Hier.« Er schwenkte seine Lampe herum
und beleuchtete das Gesicht eines Mannes hinter ihnen.
    Susan stieß einen Schrei aus.
    Alle Polizisten drehten sich zu ihr um.
    »'tschuldigung«, sagte sie.
    Der Mann lächelte. Er war bärtig und bebrillt und trug eine
Regenjacke mit Kapuze. »Hat jemand einen Ornithologen gerufen?«, fragte
er.
    Archie winkte. »Ja, hier.«
    Der Mann trat vor. »Ich heiße Ken Monroe. Wir haben
telefoniert.«
    Archie schüttelte dem Mann die Hand. »Danke, dass Sie gekommen
sind«, sagte er.
    »Na klar.« Er grinste aufgeregt. »Wir kriegen nicht so oft
Notrufe.«
    Darauf würde ich meinen Arsch verwetten, dachte Susan.
    »Was können Sie mir darüber sagen?«, fragte Archie und
leuchtete wieder in das Nest.
    Susan drängte in den Kreis, der sich um das Nest bildete.
    Monroe senkte den Kopf so tief, dass er nur Zentimeter von dem
Nest entfernt war, und untersuchte es sorgfältig. »Wo haben Sie es
gefunden?«, fragte er schließlich.
    Archie deutete mit einem Kopfnicken den Hang hinauf. »Da oben.«
    »Es ist das Nest einer

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