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Grazie

Grazie

Titel: Grazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Gleich hinter
den Papierschaubildern von Wasserbällen, Segelbooten und Sonne an der
Wand. Bis zu den Sommerferien waren es nur noch wenige Tage, und Sara
bettelte bereits, dass sie in ein Reitercamp wollte. Sie kamen an ihre
Klassenzimmertür. Ein Stück weiter im Flur sah Archie einen
Trinkbrunnen an der Wand. Ein Spiderman-Rucksack lag unbeaufsichtigt
daneben auf dem Boden.
    Gott, war es still.
    Archie versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Er
klopfte zweimal mit der Faust daran. »Hier ist die Polizei«, sagte er,
und seine Stimme klang erschreckend laut in der Stille. »Sie müssen die
Tür aufmachen.«
    Er hörte Bewegung im Innern, und die Tür ging auf. Mrs. Hardy,
Saras Erstklassleiterin, stand im Eingang. Sie war seit dreißig Jahren
Lehrerin, und ihr rotes Haar hatte erst kürzlich begonnen, leicht grau
zu werden. Sie hielt eine Lesefibel an die Brust gedrückt.
    Archie ließ seine Waffe ein wenig sinken, behielt den Finger
aber am Abzugsbügel. Sein Schwerpunkt lag vorn auf den Fußballen. Er
war entspannt. So hatte er es gelernt. Ruhig atmen. Wer entspannt ist,
schießt besser. Wenn man nicht an seine Kinder dachte. Wenn man
entspannt blieb.
    »Ich bin Detective Sheridan«, sagte Archie und sah an der
Lehrerin vorbei. »Meine Tochter Sara, wo ist sie?«
    »Ich weiß, wer Sie sind, Mr. Sheridan«, sagte Mrs. Hardy. Sie
trat zur Seite und schaltete das Licht im Klassenzimmer ein.
    Archie konnte die Kinder in einem Kreis in der Mitte des
Raumes sitzen sehen. Sie rührten sich nicht und sahen ihn aus blassen
Gesichtern an. Er entdeckte Sara nicht und ging weiter auf die Kinder
zu. »Sara?«, rief er. Die panische Angst, die er die ganze Zeit
unterdrückt hatte, erfasste ihn nun. Sein Herz raste. Er spürte, wie
ihm heiß wurde. Seine Kehle schnürte sich zu. Er machte noch einen
Schritt auf die Kinder zu.
    Bleib entspannt.
    Er fühlte Mrs. Hardys Hand auf seinem Ellbogen. »Der Direktor
ist gekommen und hat sie abgeholt«, sagte er. »Damit sie in Sicherheit
ist.«
    Archie entfuhr ein Seufzer der Erleichterung.
    Mrs. Hardy verstärkte ihren Griff an seinem Arm. »Sie machen
den Kindern Angst, Mr. Sheridan«, sagte sie.
    Er sah sich selbst in diesem Moment. Kugelsichere Weste. Waffe
in der Hand. Streifenpolizisten an der Tür. Die Klassenkameraden seiner
Tochter starrten ihn an, ein paar Unterlippen bebten bereits. Sie
hatten nicht Angst wegen der Stilllegung der Schule. Oder vor Gretchen
Lowell.
    Sie hatten vor ihm Angst.
    Er ließ die Waffe sinken.
    »War sonst jemand hier?«, fragte er die Lehrerin. »Eine blonde
Frau?« Archie suchte nach einem anderen Wort, um sie zu beschreiben,
aber ihm fiel keines ein. »Schön?«
    »Nein«, sagte sie.
    Archie trat einen Schritt zurück in Richtung Tür. »Es tut mir
leid«, sagte er dümmlich.
    Ein kleiner Junge trat vor und streckte die Hand aus. »Darf
ich die Waffe halten?«, fragte er.
    Großer Gott, dachte Archie. »Alles in Ordnung«, sagte er.
»Alles in Ordnung, Kinder. Tut mir leid.«
    Die Streifenpolizisten folgten ihm in den Flur, wo Archie auf
der Stelle seine kugelsichere Weste abstreifte und auf den Boden warf.
Sie landete mit einem dumpfen Knall auf dem Teppich.
    »Was tun Sie da?«, fragte der ältere Beamte.
    »Das ist eine Schule hier«, sagte Archie. »Wir sind verdammt
noch mal in einer Schule.«
    Henry kam mit gezogener Waffe um die Ecke. Sein Blick huschte
den Flur auf und ab, Schweiß stand auf seinem rasierten Schädel. »Der
Direktor hat Ben abgeholt«, sagte er.
    »Sara ebenfalls«, sagte Archie. »Zu seinem Büro geht es hier
entlang.« Archie schob seine Waffe in das Holster und wandte sich an
die Streifenbeamten. »Stecken Sie Ihre Waffen weg. Gehen Sie von Zimmer
zu Zimmer.« Sie sahen ihn verständnislos an. »Beruhigt sie!«
    Der Ältere sah die Frau an. »Aber was, wenn die Mörderin noch
hier ist?«
    »Sie will mich«, sagte Archie. »Oder meine Kinder.« Er fuhr
sich mit der Hand durchs Haar. »Gehen Sie.«
    Archie begann, zum Büro des Direktors zu traben, Henry folgte
einen Schritt hinter ihm. »Sie verarscht uns«, sagte er im Laufen. »Die
ganze Geschichte hier ist irgendwie faul.«
    An der Tür zum Direktorat hing ein Poster, das einen Frosch
zeigte, der Slogan dazu lautete: ›Wer lernt, macht große Sprünge‹.
Archie schlug mit der Faust dreimal in das Froschgesicht. »Polizei«,
rief er. »Bitte machen Sie die Tür auf.«
    Die Tür ging auf, und die Sekretärin erschien. Ihre Augen
waren groß hinter den

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