Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
Ares das Ziel ausgemacht hatte. Er sauste durch die große Höhle und in einen langen, niedrigen Tunnel hinein. Jetzt begann auch Gregor Geräusche wahrzunehmen. Schreie, Kreischen, Metall, das gegen Stein schlug. Die Luft wurde dick vor Staub.
Gregor zog das Schwert, er wollte auf alles vorbereitet sein. Doch als sie aus dem Tunnel ins Freie stießen, erschrak er und hätte das Schwert beinahe fallen gelassen.
Nichts in seinem bisherigen Leben hatte ihn auf den Anblick einer Schlacht zwischen den Menschen und den Ratten vorbereitet.
4. Kapitel
A res war direkt ins Kriegsgebiet hineingeraten. Das, was Gregor vor sich sah, unter sich und um sich herum, betäubte seine Sinne.
Sie befanden sich in einer der gigantischen Höhlen der Feuerländer. Auf dem Schlachtfeld war es heller als erwartet, weil die Wände mit brennenden Fackeln gespickt waren, die in irgendwelchen Halterungen steckten. Waren sie aus Ton? Gregor sah, wie eine Unterländerin eine abgebrannte Fackel wegwarf und durch eine neue ersetzte.
Trotz der Beleuchtung konnte man schlecht sehen, weil die Rattenarmee den Vulkanstaub vom Boden bis zur Decke zu einer erstickenden Wolke aufgewirbelt hatte. Fledermäuse mit Menschen auf dem Rücken umschwirrten Gregor. Die meisten Menschen hatten ihr Schwert gezogen. Alle trugen irgendetwas vor dem Gesicht, Menschen wie Fledermäuse.
Jemand flog vorbei und warf Gregor ein Bündel zu. Er meinte, »Setz das auf« zu verstehen, aber er war sich nicht sicher,weil die Höhle von lautem Stimmengewirr erfüllt war. Gregor packte das Bündel aus, es war ein Mundschutz für ihn und einer für Ares. Das war es also, was sie alle vorm Gesicht hatten. Schnell setzte er Ares den Mundschutz auf, dann zog er seinen eigenen über Mund und Nase. Es fühlte sich stickig an, aber es war bestimmt besser, als die Luft hier einzuatmen; außerdem dämpfte es den Blutgeruch.
Blut schien überall zu sein. Es floss aus den Wunden der Menschen, befleckte das Fell der Fledermäuse, lief aus den Körpern der Ratten unten auf der Erde. Es dämmerte Gregor, dass darin das Hauptziel jeder Seite lag: den Gegner seines Bluts zu berauben und ihn so zu vernichten. Einen Moment wurde ihm übel, dann fiel ihm wieder ein, weshalb er hier war.
»Siehst du Luxa irgendwo?«, fragte er Ares.
»Nein«, sagte Ares.
Es war nahezu unmöglich, in diesem Durcheinander jemanden zu finden. Nicht nur, weil alle das Gesicht mit dem Mundschutz bedeckt hatten. Die Ratten, Fledermäuse und Menschen waren so sehr mit Blut und Staub verschmiert, dass kaum jemand zu erkennen war. Er könnte stundenlang hier herumfliegen, ohne Luxa zu finden. Dann dachte er an den Fluch. Selbst in dem Staub hier würde er das Monster erkennen. Doch nirgends sah er eine Ratte, die alle anderen überragte.
Also musste er einfach die Augen offen halten und das Beste hoffen. Er wusste nicht so ganz, wie er sich in den Kampf mischen sollte. Sollte er sich bei irgendwem melden? Gab es einen Schlachtplan? Denn wenn es einen gab, so blieb er ihm verschlossen. Das Ganze sah eher nach einer Massenkeilerei aus.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Gregor. »Können wir uns irgendwo nützlich machen?«
»Wo du willst«, sagte Ares.
Aber selbst jetzt, nach allem, was er erlebt und mit angesehen hatte, sträubte sich etwas in Gregor dagegen, einfach hinzugehen und einer Ratte sein Schwert in den Körper zu stoßen. Dieses Widerstreben machte es schwer, den Wüter in sich wachzurufen. Er konzentrierte sich angestrengt darauf, seinen Platz in diesem Durcheinander zu finden. Dass er die Ratten töten musste, dass sie sterben mussten, hatte zu tun mit … mit … den keuchenden Mäusen in der Grube, mit seiner Mutter, die im Krankenhaus lag, mit Boots und den Mäusebabys im Spielzimmer – und mit Luxa, die irgendwo in diesem Durcheinander sein musste. Es hatte mit dem zu tun, was passiert war, und mit dem, was, wenn niemand die Ratten aufhielt, noch passieren würde, nicht nur ihm, sondern auch denen, die keine Krieger waren.
»Da unten! An der rechten Mauer!«, rief Ares.
Gregor sah eine Frau am Boden liegen, die vergeblich versuchte, sich aufzurappeln. Blut strömte aus einer klaffenden Wunde an ihrem Bein. Über ihr kauerte eine Fledermaus und schlug mit den Krallen nach einer angreifenden Ratte.
In Gregors Adern begann es zu summen. »Los!«, sagte er.
Gregor und Ares waren noch nie in einer Schlacht zusammen geflogen. Erst ein Mal hatte Gregor in einer richtigen Schlacht gekämpft,
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