Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
silbernes Fell war makellos und glatt.
Gregor musste sich sehr beherrschen, sie nicht auf der Stelle umzubringen. Sie war diejenige, die hinter allem steckte, die den Fluch in dieses wahnsinnige Wesen verwandelt hatte. Vermutlich hatte sie auch Twitchtips Tod befohlen. Twirltongue mit ihrer Samtstimme. Wie er sie hasste. »Du siehst gut aus, Twirltongue«, rief Gregor. »Ein bisschen zu gut. Hast du vondem Kampf überhaupt schon was mitgekriegt? Oder schickst du nur den Fluch vor, damit er seinen Schwanz verliert?«
»Mein Schwanz? Mein Schwanz?«, sagte der Fluch. Er begann sich im Kreis zu drehen. »Mein Schwanz!«
»Ein König braucht keinen Schwanz!«, sagte Twirltongue.
»Er wird nicht König«, sagte Gregor. »Oder, Pearlpelt?«
Sein Name lenkte den Fluch von seinem Schwanz ab. »Ich bin der König, ich bin jetzt der König! Die Ratten folgen mir!«
»Wie kommt es dann, dass sie da draußen sind und dich angreifen? Und dazu noch die Spinner, die Krabbler, die Menschen, die Flieger und die Huscher«, sagte Gregor. »Hey, die Sache mit den Huschern ist dir wohl um die Ohren geflogen, was?«
»Twirltongue sagt, ich bin der König!«, rief der Fluch.
»Ja? Kommt es dir so vor?«, sagte Gregor. »Von hier oben sieht es nämlich so aus, als wollte sie dich umbringen lassen, damit sie an die Macht kommt.«
»Was? Was?« Das genügte, um den Fluch völlig durcheinanderzubringen. Er wandte sich zu Twirltongue, die Augen zwei schmale Schlitze. »Du kommst nicht an die Macht. Ich bin der König! Ich bin der König!«
»Natürlich bist du der König. Wer würde einem Niemand wie mir folgen?«, sagte Twirltongue mit einem kleinen Lachen. Doch sie wich zurück. »Er lügt!«
»Wenn er lügt, warum bist du dann unverletzt und ich sehe so aus?«, zischte der Fluch.
»Weil Könige verwegene und tapfere Kämpfer sind. Deine Narben zeugen von deiner Macht. Niemand würde jemandemfolgen, der so unerfahren und schwach ist wie ich«, sagte Twirltongue und schob sich an einem Felsen vorbei.
»Nein. Du hast recht. Niemand wird dir folgen. Niemand wird dir je wieder folgen!« Mit einem Satz war der Fluch bei Twirltongue und riss ihr den Kopf ab. Ihr Kopf hing in seinem Maul, die Zähne in einer letzten grotesken Grimasse gebleckt, bevor der Fluch ihn zu Gregor und Ares hinüberschleuderte – fast wären sie getroffen worden. Mit einem schaurigen, hohlen Geräusch schlug er auf den Boden. Der Fluch rieb sich ein paarmal die Augen, dann blickte er verwirrt auf. »Wo ist Twirltongue?«, sagte er hilflos. »Wo ist sie hin?«
Weder Gregor noch Ares antworteten.
Der Fluch schnüffelte auf dem Boden herum, bis er den Kopf fand. »Twirltongue? Twirltongue? Sie ist tot …«, wimmerte er. »Sie ist tot …« Und dann verwandelte sich sein Kummer wieder in Raserei. »Ihr habt sie umgebracht!«, schrie er Ares und Gregor an.
»Oje, das glaubt der echt«, flüsterte Gregor.
»Genau wie du meine Mutter umgebracht hast!«, sagte der Fluch.
Ob der Fluch sich das in diesem Moment ausgedacht hatte oder ob Twirltongue es ihm eingeimpft hatte, Gregor wusste es nicht. Er wusste nur, dass eine vier Meter große Ratte es auf ihn abgesehen hatte und dass der lang erwartete Kampf jetzt begann.
Dem ersten Angriff der Ratte wich Ares aus. Als er sich wieder umgedreht hatte, war der Wüter in Gregor voll erwacht. Aber er war ihm nicht ausgeliefert. Er hatte seine Handlungenso gut im Griff, dass er in eine Art Machtrausch geriet. Das war ein ganz neues Gefühl. Dass er so stark war, so gefährlich. So fühlte Ripred sich also die ganze Zeit.
»Ziel auf sein Gesicht!«, sagte Gregor. Diese Taktik hatte sich beim letzten Mal bewährt und jetzt hatte der Fluch keinen Schwanz mehr, mit dem er hätte zuschlagen können.
Doch bei dem Kampf in Regalia war der Fluch, so bedrohlich er war, wenigstens einigermaßen berechenbar gewesen. Jetzt war er völlig unzurechnungsfähig. Er sorgte sich nicht um sein eigenes Leben, er wollte nur Gregor tot sehen. Wieder und wieder ging er auf sie los; er machte sich nicht die Mühe, Gregors Angriffe abzuwehren, und scherte sich nicht um seine eigenen Wunden, wenn er die Krallen in Ares’ Flügel hieb, in Gregors Arm, Ares’ Ohr.
»Zurück!«, rief Gregor, und Ares flog aus der Reichweite des Fluchs.
»Wir brauchen eine neue Strategie«, sagte Gregor, während er versuchte, aus dem Ärmel seines T-Shirts eine Art Verband für eine Wunde am linken Arm zu machen.
»Er hat sein Gleichgewicht verloren«, sagte
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