Gregor Bd. 5 - Gregor und das Schwert des Kriegers
an. »Wir müssen da rein, Ares!« Ares zog ihn weg. »Ich muss die Ratten töten!«
»Versuch es mal mit dieser!«, sagte Ares, wirbelte herum und da war der Fluch, direkt vor ihrer Nase.
Gregor war so in dem Kampf um das Leben seiner Schwestern gefangen gewesen, dass es ihm vorkam, als wäre der Fluchaus dem Nichts aufgetaucht, als wäre er einfach aus dem Boden geschossen, um Rache zu üben. Ares machte eine scharfe Drehung, als eine riesige Pranke an Gregors Ohr vorbeisauste und an der Höhle entlangratschte. Es klang wie Fingernägel, die über eine Tafel kratzten, nur viel lauter.
»Wir brauchen mehr Platz!«, sagte Ares. Wenn sie so an die Wand gedrängt waren, konnten sie nicht gegen den Fluch kämpfen. Sie brauchten Platz zum Manövrieren.
»Aber meine Schwestern …«, setzte Gregor an. Da wusste er, dass er sie loslassen musste. Dass er Ripred und den Menschen und Fledermäusen vertrauen musste, die ihnen zur Rettung gekommen waren. Denn wo immer Gregor jetzt war, war auch der Fluch. »Okay!«
Ares flog schnell wieder zum Zentrum der Schlacht, der Fluch kam hinterher. Ganz kurz hatte Gregor Gelegenheit, seinen Gegner in Augenschein zu nehmen. Und er sah, wie übel er zugerichtet war. Überall hatte er Narben und Wunden von ihrer letzten Begegnung. Sein Schwanzstummel war in einen dicken Ball blutiger Spinnenseide gewickelt. Ohne den Schwanz schien der Fluch keinen richtigen Gleichgewichtssinn mehr zu haben, er bewegte sich schwankend, fast wie ein Betrunkener. Doch die eigentliche Veränderung lag in seinem Blick. Gregor brauchte ihn nur ein Mal anzusehen, um zu wissen, dass der Fluch die Grenze zum Wahnsinn überschritten hatte.
Er stampfte über die Ebene auf sie zu, und jeder versuchte verzweifelt, ihm auszuweichen. Unter seinen Füßen wurde alles zermalmt. Jeder, der in die Nähe seiner Krallen kam, wurde zerfetzt.
Das ist etwas anderes als vorher, dachte Gregor. Ich habe es mit einem ganz neuen Gegner zu tun. Einen kurzen Augenblick lang zitterte er innerlich vor Angst. Doch er ließ die Angst nicht zu. »Woher ist er gekommen?«, fragte er Ares.
»Aus dem Tunnel rechts«, antwortete Ares. »Den kenne ich. Er führt tiefer in das Land der Nager hinein.«
»Ist da viel Platz?«, fragte Gregor.
»Ja. Erst kommt ein großer Tunnel, dann weitere große Höhlen«, sagte Ares.
»Dann flieg da rein«, sagte Gregor. »Jetzt soll er sich mal anstrengen.« Eine Hetzjagd würde den Fluch hoffentlich ermüden und ihn davon abhalten, irgendwen umzubringen. Und Gregor hätte einen Kampfplatz, wo er nicht so abgelenkt war. Er brauchte Ruhe. Er wollte einen Kampf von Angesicht zu Angesicht.
Ares sauste in den Tunnel und der Fluch kam ihnen direkt hinterher, prallte von den Wänden ab, brüllte. Hier gab es keine Fackeln, aber mit seinem keuchenden Atem konnte Gregor mühelos sehen. Der Tunnel führte in eine felsige Höhle, die sehr hoch war. Ares flog höher, doch der Fluch folgte ihm, vollführte scheinbar unmögliche Sprünge auf Felsbrocken und Vorsprünge. Anfangs nahm Gregor noch andere Ratten wahr, doch es wurden immer weniger; entweder konnten sie ihnen nicht nachkommen oder sie wollten nicht. Und Ares flog immer noch höher, fand einen merkwürdigen Tunnel mit tropfenden Felsformationen und landete schließlich auf einem Plateau, das sich am Ende der Welt zu befinden schien. Dort konnte er einen Moment lang verschnaufen. Sie lauschten dem Fluch,wie er vor Wut und Schmerz brüllte, als er sich zu ihnen vorkämpfte.
»Ist dir dieser Platz recht?«, fragte Ares.
»Perfekt«, sagte Gregor.
Als der Fluch mit einem letzten gewaltigen Satz auf das Plateau sprang, machte Ares von seinen Flügeln Gebrauch. Die Jagd war eine gute Idee gewesen. Der Fluch war erschöpft, er japste, Schaum stand ihm vorm Maul. Mehrere Wunden in seinem Gesicht waren wieder aufgeplatzt. Der Verband aus Spinnenseide hatte sich gelöst und Blut rann aus dem Schwanzstummel.
»Endlich allein«, sagte Gregor. Aber sie waren nicht allein.
»Gönn dir eine Pause«, sagte eine sanfte Stimme. »Beruhige dich ein wenig, ehe du ihn vernichtest.«
»Twirltongue«, sagte Gregor zu Ares. »Wo kommt die denn her?«
»Ich weiß nicht«, sagte Ares. »Auf der Tartarusebene war sie nicht bei ihm.«
Der Fluch musste sie unterwegs aufgegabelt haben. Jetzt glitt sie von seinem Rücken und ließ sich auf einen Felshaufen hinab. Ein guter Platz, um den Kampf zu beobachten. Gregor sah, dass sie unversehrt war, nirgends eine Wunde. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher