Gregor und der Fluch des Unterlandes
sich ziemlich sicher, dass er sich über das Spielzeug freuen würde. Boots fand noch ein paar Dschungeltiere dazu, und weil sie überhaupt nicht gequengelt hatte, dass sie auch etwas haben wollte, erlaubte Gregor ihr, sich etwas auszusuchen.
Das war etwas ganz Besonderes, und Boots nahm die Sache sehr ernst. Sie probierte fast jedes Spielzeug in der Abteilung für Kindergartenkinder aus, bis sie das Richtige gefunden hatte – ein Prinzessinnenkostüm. Es bestand aus drei Teilen: einem Plastikkrönchen mit Glitzersteinen, einem hauchzarten rosa Röckchen mit Gummizug und einem Zepter, das auf Knopfdruck leuchtete. Boots war hin und weg. »Kann ich das haben, Gre-go? Weil ich eine Pinzessin bin?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Okay, Pinzessin. Tu’s in den Korb«, sagte er.
Aber sie konnte sich nicht davon trennen. Sie trug es den ganzen Weg bis nach Hause, hielt es fest an die Brust gepresst und murmelte hin und wieder: »P wie Pinzessin.« Kaum waren sie in der Wohnung, musste Boots ihr Prinzessinnenkostüm anziehen, das wirklich hinreißend aussah, und dann machten sie sich auf ins Unterland zu Hazards Geburtstagsfeier.
Mrs Cormaci kam aus ihrer Wohnung und drückte Gregor eine Sofortbildkamera in die Hand. »Ich will unbedingt Fotos sehen. Und mach auch ein paar für das Geburtstagskind, damit es ein Andenken an seinen großen Tag hat.«
Luxa hatte sich bei den Vorbereitungen wahnsinnig ins Zeug gelegt. Die Arena war mit leuchtend bunten Stoffbahnen geschmückt. Eine lange Festtafel war über und über mit Speisen beladen. Auf dem Ehrenplatz stand eine riesige Torte, die mit Fledermäusen, Kakerlaken und anderen Tieren verziert war. Und eine Gruppe Musikanten spielte fröhliche Musik.
Hazard rannte Gregor und Boots entgegen, und Gregor überreichte sofort die Geschenke. Hazard war von Gregors Geschenk so fasziniert, dass er sich auf der Stelle ins Moos setzte und anfing zu spielen. Immer wieder drückte er den Hebel herunter, weil er hören wollte, wie das Pferd wieherte, der Truthahn kollerte und der Hund bellte. Nach ein paar Minuten ermahnte Luxa ihn sanft, er müsse sich auch mal wieder um seine Gäste kümmern.
Lauter aufgedrehte Kinder, herumwirbelnde Fledermäuse und sogar ein Dutzend Kakerlaken tummelten sich in der Arena. Die Kakerlaken scharten sich sofort um Boots, sprachlos vor Bewunderung für ihre Aufmachung. Boots kletterte auf den breiten schwarzen Rücken ihres Freundes Temp und führte das Zepter vor, indem sie es an- und ausknipste.
»Was hat das Kind denn da an?« Gregor drehte sich um und sah seine Mutter, die in Decken gewickelt auf einem Stuhl an der Festtafel saß. Sie schaute zu Boots und schüttelte belustigt den Kopf.
»Sie ist eine Prinzessin, Mom«, sagte Gregor. »Da kannst du nicht erwarten, dass sie in abgetragenen Klamotten zu einem Fest geht.« Er umarmte seine Mutter. »Und, wie ist es, aus dem Krankenhaus raus zu sein?«
»Göttlich«, sagte seine Mutter.
Gregor holte die Kamera von Mrs Cormaci hervor, um ein paar Fotos zu machen. Keiner ahnte, was er vorhatte, bis er Hazard und Thalia dazu überredet hatte, einmal einenMoment nicht herumzurennen, und ein tolles Bild von den beiden machte, wie sie Arme und Flügel umeinandergeschlungen hatten. Verblüfft schauten die Unterländer zu, wie sich das Foto langsam entwickelte. Sie hatten sich noch nie auf einem Foto gesehen. Es kam ihnen vor wie Zauberei. Als Gregor ein paar Kinder für ein Gruppenfoto versammelte, standen sie stocksteif und mit ernster Miene da. Gregor musste sie ungefähr zehnmal »Spaghetti« sagen lassen, bis sie kicherten und das Ganze nicht mehr so ernst nahmen.
Luxa kündigte die Eröffnung des Tanzes an, und Gregor setzte sich schnell neben seine Mutter. Selbst im Überland war er kein großer Tänzer, und er hatte keine Lust, sich hier vor einem Haufen Leute zum Affen zu machen, die … ja, was eigentlich? Menuette tanzten oder so etwas? Jedenfalls irgendwas mit Schritten.
Doch alle Unterlandkinder und auch einige Erwachsene strömten in die Mitte der Arena, um mitzumachen. Der erste Tanz hieß »Fledermaus« und war ein Paartanz. Ein kleiner Chor sang zu der Musik, aber auch viele der Kinder kannten den Text. Boots, die das Lied im Spielzimmer gelernt haben musste, war sofort dabei. Sie tanzte mit Hazard und sang:
Fledermaus
Komm nach Haus
Ich geb dir ein Stück Schinken
Camembert zum Dessert
Und dann noch was zu trinken .
Dabei stellte ein Tänzer eine herumflatternde Fledermaus dar,
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