Gregor und der Fluch des Unterlandes
hat nur einen Eingang, den können wir verteidigen!«
Geschlossen bewegten sich die vier zum Eingang der Höhle. Einen kurzen Moment sah Gregor, wie Luxas Schwert und ihre Fackel hin und her wirbelten – so hielt sie die Schlangen in Schach, damit Aurora und Ares in die Höhle fliegen konnten. Gregor und Luxa standen in einem spitzen Winkel mit dem Rücken zum Höhleneingang, während die Schlangen weiter angriffen. Für jede Schlange, die sie töteten, schienen zwei neue aufzutauchen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine Schlange durchkommen würde; ein einziger Biss, und ihre Verteidigung wäre dahin.
»Das bringt nichts!«, rief Gregor über das vielstimmige Zischen hinweg. »Die machen immer weiter, bis wir erledigt sind!«
Wenn doch nur Ripred hier wäre! Auch wenn er Gregor ständig zur Weißglut trieb, im Kampf gab es keinen besseren Gefährten. Ripred würde schon etwas einfallen, wie sie lebend hier herauskämen!
Ripred … Ripred … Was würde er tun? Gregor versuchte sich vorzustellen, die große narbige Ratte stünde jetzt neben ihm. Aber es ging nicht. Ripred würde nicht am Eingang einer Höhle stehen und auf Schlangen einschlagen. Er würde … er würde …
»Ich will etwas ausprobieren!«, schrie Gregor. »Hol die Fledermäuse raus, wenn du kannst!«
Und bevor Luxa widersprechen konnte, kämpfte Gregor sich zurück zum Felsen. Alles, was er hatte, war ein Bild im Kopf. Das Bild von Ripred, wie er in der Arena gegen die Menschen kämpfte, wie er die Pflanzen mit den gelben Schoten zerstückelte und wie er sich gegen die Ameisen zur Wehr setzte. Wenn er zahlenmäßig unterlegen war, wandte Ripred immer dieselbe Technik an. Er wirbelte herum. Er drehte sich so schnell im Kreis, dass jeder, der in seine Nähe kam, seine Krallen zu spüren bekam. Gregor hatte nur ein Schwert, aber er hatte außerdem eine Fackel, und er bot eine viel kleinere Angriffsfläche als Ripred. Wenn er sich nur schnell genug drehen konnte …!
Kaum stand Gregor auf dem Felsen, begann er auch schon, sich um die eigene Achse zu drehen. Dabei hielt er das Schwert vor sich und die Fackel hinter sich. Schneller und schneller wirbelte er herum, bis er nur noch ein verschwommenes Durcheinander aus zuckenden Köpfen, spritzendem Blut und sich windenden Körpern sah. Er stellte das Denken ein und überließ sich vollkommen seinem Wüterinstinkt. Irgendwann wurden die Schlangen weniger, aber er ließ nicht nach.
Erst Luxas Schwert, mit dem sie zwischen seine Hiebe ging, brachte ihn wieder zur Besinnung. Das Klirren von Metall, als ihre Schwerter mit solcher Wucht zusammenschlugen, dass Luxas entzweibrach. Als er stehen blieb,drehte sich alles um ihn herum, und ihm wurde schwindlig. Er brach in den Lianen zusammen, die voller geköpfter Schlangen waren, und versuchte irgendwo Halt zu finden, während die Welt um ihn herum Karussell fuhr. Selten war ihm so elend gewesen. Später konnte er sich noch nicht mal daran erinnern, ob er sich übergeben hatte oder nicht.
Dann wurde er von zwei Klauen hochgehoben und auf Ares’ Rücken gesetzt. »Nein«, sagte Gregor. »Zu schwindelig.«
»Halt dich an meinem Fell fest!«, befahl Ares. »Wir müssen von hier verschwinden!«
Gregor krallte sich an Ares’ Fell fest und wünschte, er hätte alles schon hinter sich.
Mit der Zeit geriet die Welt wieder ins Lot. Ares landete irgendwo, und Luxa half Gregor beim Absteigen. Gregor saß auf dem Boden und versuchte sich zu orientieren. Luxa führte ihm in der Mulde ihrer Hände Wasser an den Mund, und er trank gierig. Sein Herzschlag beruhigte sich. Langsam ging es ihm besser.
Sie waren jetzt nicht mehr im Dschungel. Dankbar spürte Gregor den Steinboden des Tunnels unter sich. Er tauchte das Gesicht ganz in den kalten Fluss, nicht nur, um zu trinken, sondern vor allem, um den Kopf wieder freizubekommen. Als er sich aufsetzte, fühlte er sich erfrischt. Da bemerkte er, dass die anderen ihn besorgt ansahen.
»Bist du krank?«, fragte Ares.
»Nein, jetzt geht es mir wieder gut«, sagte Gregor. »Mir war nur schwindlig, weil ich mich so lange im Kreis gedreht hab.«
»Bist du … bei klarem Verstand?«, fragte Luxa vorsichtig.
»Ich glaub schon«, sagte Gregor. »Mir geht’s eigentlich super.« Das stimmte. Wie nach einem kilometerlangen Lauf, wenn man plötzlich ganz high wird. Nur dass das Hochgefühl jetzt noch intensiver war. »Wieso?«
Niemand antwortete.
»Was ist los?«, fragte er.
»Als du kämpftest, schien es, als
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