Gregor und der Fluch des Unterlandes
den Kopf abbekommen und etwas zu viel Wasser geschluckt«, sagte Howard fröhlich. »Wenn du das nächste Mal Durst hast, Hazard, trink doch lieber aus einer Tasse anstatt aus einem Fluss.«
Hazard brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Mach ich.«
Thalia lachte hysterisch, dann fing sie an zu weinen. Es war heute alles zu viel für sie gewesen. Nike nahm diekleine Fledermaus unter die Flügel, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
Howard befreite Hazard von den nassen Kleidern und wickelte ihn in eine Decke. »Ich gebe dir jetzt etwas, was deine Kopfschmerzen lindert.« Howard gab Hazard aus einer großen grünen Flasche zu trinken, ein Schmerzmittel, das Gregor noch von der letzten Reise kannte. »Versuche, ganz ruhig liegen zu bleiben. Kannst du das?«
Hazard nickte.
»Gut. Wie steht es um die anderen?«, fragte Howard.
Sie starrten ihn alle nur an. Im Vergleich zu Hazards Schmerzen wirkten ihre eigenen Verletzungen völlig unbedeutend, und niemand wagte es zu klagen. Außer Boots natürlich.
»Gre-go hat mich losgelassen«, sagte sie, noch immer schniefend. »Guck.« Theatralisch hob sie ihren kleinen Zeigefinger hoch. Was da zu sehen war, konnte man nicht einmal als Schnitt bezeichnen, es war höchstens ein Kratzer.
»Ach je. Das müssen wir sofort behandeln«, sagte Howard. »Und stellt euch bitte alle in der Reihe auf. Ich möchte nicht, dass hier irgendjemand tapfer ist.«
Es dauerte keine Minute, Boots zu behandeln, dann ging Howard zu den anderen, nähte die Wunden und untersuchte alle auf Knochenbrüche. Sie hatten einiges abbekommen, aber niemand war ernsthaft verletzt. Luxa, die Hazard im Arm gehalten hatte, während die anderen verarztet wurden, kam als Letzte an die Reihe. Sie hatte einen Finger der linken Hand verstaucht.
Während Howard ihn mit einer schmalen Schiene aus Stein und Stoff ruhig stellte, sagte sie: »Ich bin so dankbar, dass du mitgekommen bist.«
»Das hätte ich gern in Stein eingemeißelt. Für den Fall, dass du wieder einmal entscheiden musst, wer dich auf ein Picknick begleiten darf«, sagte Howard.
»Danke, dass du Hazard gerettet hast«, sagte Luxa mit bebender Stimme.
»Er ist mein Cousin«, sagte Howard, während er den Stoff festband. »So, wie du meine Cousine bist, nicht wahr?«
Statt einer Antwort schlang Luxa ihm die Arme um den Hals. »Oh nein, du willst mich tatsächlich umarmen?« Er erwiderte ihre Umarmung und grinste Gregor über ihre Schulter hinweg an. »Und es hat nur ein Erdbeben, eine Überschwemmung und eine Lawine gebraucht.«
Da lachten sie alle, sogar die Fledermäuse und Temp. Sogar Luxa.
Jetzt, da die unmittelbare Gefahr überstanden war, mussten sie sich dem nächsten großen Problem zuwenden.
»Die Lawine hat den Eingang zum Stollen versperrt. Wie kommen wir jetzt zurück nach Regalia?«, fragte Gregor. Die Suche nach den Mäusen war vorbei. Jetzt mussten sie Hazard nach Hause bringen.
»Das ist leichter gesagt als getan«, sagte Howard. »Denn wir befinden uns im Gang des Hades.«
»Und was ist das?«, fragte Gregor.
»Das ist ein langer Gang, der sehr tief unter die Erde führt. Und er hat nur zwei Eingänge. Einmal auf dieser Seite den Stollen, der uns versperrt ist. Und dann am anderen Ende die Feuerländer, viele Meilen von hier«, sagte Howard.
»Was, gibt es keinen anderen Ausgang?«, fragte Gregor.
»Ich fürchte, nein. Es gibt einige Höhlen, aber keine weiteren Tunnel«, sagte Howard.
»Die Feuerländer … liegen die nicht in der Nähe des Dschungels?«, fragte Gregor. Er versuchte, sich die Karte vom Unterland vor Augen zu führen, die er einmal gesehen hatte, aber das Bild war verschwommen.
»Ja. Die Reise dorthin dürfte etwa fünf Tage dauern. Drei Tage für den Gang des Hades und zwei für den Rückweg nach Regalia. Doch bevor wir aufbrechen, müssen wir etwas essen und uns ausruhen. Wir sind alle erschöpft, und Hazard darf nicht so bald bewegt werden«, sagte Howard.
Niemand mochte etwas essen. Von dem Flusswasser hatten sie alle ein flaues Gefühl im Bauch. Gregor schaltete seine Taschenlampe auf gedimmtes Licht und stellte sie in die Mitte der Runde. Mehr konnten sie sich nicht leisten, denn sie hatten einen langen Weg ohne Fackeln vor sich.
»Dein Licht, Gregor. Wie lange wird es halten?«, fragte Luxa.
»Keine fünf Tage«, sagte Gregor.
»Ich mag die Dunkelheit nicht«, sagte Hazard wehmütig. »Ich vermisse den Dschungel. Dort gab es immer Licht.«
»Wenn wir schlafen, Hazard, spielt es keine Rolle,
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