Gregor und der Schlüssel zur Macht
Glühwürmer fing er damit an. Sie waren unglaublich! Sie stritten darüber, wer wo sitzen sollte, sie stritten darüber, wer die erste Schicht übernehmen sollte, sie stritten sogar darüber, wer Temp als Diener bekommen sollte, da er ja nur ein unbedeutender Krabbler war, doch da sagte der Kakerlak ungewohnt heftig: »Nur der Prinzessin dient Temp, dient nur der Prinzessin.«
Mareth bot ihnen etwas zu essen an, um sie abzulenken, aber da meckerten sie nur an den Tischmanieren des anderen herum.
»Musst du mit vollem Mund sprechen, Zack?«, sagte Photos Glimm-Glimm. »Da vergeht einem ja der Appetit.«
»Und das von jemandem, der gerade noch mit demHintern in der Milch gesessen hat!«, sagte Zack, und damit hatte sie Photos Glimm-Glimm offenbar getroffen, denn sein Hinterteil wurde flammend rot vor Zorn. Mindestens dreißig Sekunden lang kaute er schweigend auf einem Pilz herum.
»Sind die immer so?«, flüsterte Gregor Mareth zu.
»Offen gestanden sind diese beiden nicht so schlimm wie einige andere, mit denen ich schon gereist bin«, flüsterte Mareth zurück. »Einmal sah ich zwei, die sich wegen eines Kuchenstücks umzubringen versuchten.«
»Versuchten?«, sagte Gregor.
»Sie sind nicht sehr geschickt im Kampf und ermüden rasch. Am Ende warfen sie einander Schummelei vor und gaben auf. Dann schmollten sie mehrere Tage lang«, sagte Mareth.
»Brauchen wir sie wirklich?«, fragte Gregor.
»Leider ja«, sagte Mareth.
Sogar Boots, die sich auf dem Boden niedergelassen hatte und mit Temp einen Ball hin- und herrollte, schien sich über die Neuankömmlinge zu ärgern.
»Fo-Fo zu laut!«, sagte sie und zog ihn an einem Flügel. »Pscht, Fo-Fo!«
»Fo-Fo? Fo-Fo? Ich bin der, den man Photos Glimm-Glimm nennt, und werde auf nichts anderes antworten!«, sagte Photos Glimm-Glimm.
»Sie ist noch klein. Sie kann nicht Photos Glimm-Glimm sagen«, sagte Gregor.
»Nun, dann kann ich sie nicht verstehen!«, sagte der Glühwurm.
»Ich erlaube mir mal zu übersetzen«, sagte Twitchtip, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Sie sagt, wenn du nicht sofort mit dem unablässigen Gequatsche aufhörst, kommt die große Ratte, die im Boot neben dir sitzt, und reißt dir den Kopf ab.«
Die darauf folgende Stille war himmlisch. Gregor hatte auf einmal geradezu freundschaftliche Gefühle für Twitchtip und hätte gar nichts dagegen gehabt, mit ihr in einem Boot zu fahren.
Sie waren jetzt weit draußen auf dem Wasserweg. Mit der Ankunft der Leuchter waren die Fackeln gelöscht worden. Die Glühwürmer erhellten nur die unmittelbare Umgebung. Gregor schaltete kurz seine beste Taschenlampe an und leuchtete herum. Nirgends war mehr Land in Sicht.
Jetzt gab es auch Wellen und sogar eine ganz ordentliche Brise. Mareth und Howard hissten seidene Segel und hatten damit zu tun, die Boote zu steuern. Ihre Fledermäuse kauerten sich gemütlich zusammen und dösten ein. Gregor fiel auf, dass Ares sich nicht zu ihnen gesellte. Auf der ersten Reise hatten die Fledermäuse sich in den Flugpausen zusammengeschart und so geschlafen. Jetzt war Ares vielleicht nicht mehr willkommen.
»Hey, Ares, weißt du, wie lange wir mit den Booten bis zum Irrgarten brauchen?«, fragte Gregor.
»Mindestens fünf Tage«, sagte Ares. »Flögen wir, wärenwir schneller, doch man glaubt, dass nur sehr wenige Fledermäuse dieser Reise gewachsen wären. Keiner von uns hat es bisher versucht.«
»Ich wette, du würdest es schaffen«, sagte Gregor, und das glaubte er auch. Henry hatte Ares nicht nur ausgesucht, weil er ein Unruhestifter war, er war auch beeindruckend stark und schnell.
»Ich habe erwogen, es eines Tages zu versuchen, um zu sehen, ob ich es kann«, gab Ares zu.
»Wie Lindbergh. Er war der Erste, der ganz allein den Atlantik überquert hat«, sagte Gregor.
»Hatte er Flügel?«, fragte Ares.
»Na ja, keine echten. Er war ein Mensch. Er hatte ein Flugzeug. Das ist eine Maschine, die fliegen kann. Heutzutage fliegen die Leute ständig mit riesigen Flugzeugen über den Ozean, aber zu Lindberghs Zeit noch nicht«, sagte Gregor.
»Ist er berühmt im Überland?«, fragte Ares.
»O ja, ich meine, das war er. Jetzt ist er tot, aber er war wirklich berühmt. Die Leute waren auch wütend auf ihn. Das hatte irgendwas mit einem Krieg zu tun«, sagte Gregor, aber er wusste nicht genau, was es damit auf sich hatte. Da war auch eine traurige Geschichte mit einem Baby, aber das wusste er auch nicht mehr genau.
Gregor nahm die Rolle mit der Prophezeiung
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