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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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zerbissenen Stellen behandeln konnten. Seine Finger waren mit Ares’ Blut beschmiert gewesen. Und er hatte am Unterarm lauter offene Wunden von einem Tintenfischangriff gehabt. Es war gut möglich, dass Ares’ Blut in diese Wunden gelangt war.
    Von Blut zu Blut gelangt das Leiden  …
    Mit ihrem freien Arm umfasste seine Mutter ihn und zog ihn fest an sich. »Aber … wenn sie sich mit der Pest angesteckt hätten, dann wären sie jetzt doch schon krank, oder?«, sagte sie. »Ich meine, dann würde man doch schon Symptome sehen, oder?«
    »Das vermag ich nicht zu sagen«, sagte Vikus. »Manchewerden bereits nach Tagen krank, andere weisen monatelang keine Symptome auf. Es ist eine heimtückische Krankheit.«
    Seine Mutter hielt Gregor fest umarmt, während sie Vikus durch einen Flur in einen hell erleuchteten Raum folgten. Dort war eine kleine Frau über einen Tisch gebeugt, auf dem verschiedenes medizinisches Gerät stand. Gregor sah mit Flüssigkeit gefüllte Glasfläschchen, eine Öllampe mit einer blauen Flamme und ein seltsam geformtes Ding, von dem er annahm, dass es sich um ein Mikroskop handelte.
    »Doktor Neveeve …«, setzte Vikus an, und die Frau zuckte zusammen. Ein Objektträger fiel ihr aus der Hand und zerbrach auf dem Boden.
    »Oh«, sagte Doktor Neveeve heiser. »Noch einer weniger. Keine Sorge, er war nicht infiziert.«
    »Verzeihen Sie, dass ich Sie erschreckt habe«, sagte Vikus. »Seit die Seuche der Warmblüter ausgebrochen ist, haben wir alle ein schwaches Nervenkostüm. Hier seht ihr Doktor Neveeve, unsere führende Medizinerin auf dem Gebiet der Seuchenforschung. Neveeve, darf ich Ihnen Gregor den Überländer, seine Schwester Boots und ihre ehrenwerte Mutter Grace vorstellen?«
    Neveeve betrachtete sie eindringlich aus blassvioletten Augen. »Seid gegrüßt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie willkommen euer Anblick ist.«
    »Sie müssen vor der Besprechung untersucht werden«, sagte Vikus.
    »Ja, beeilen wir uns«, sagte Neveeve und zog sich ein Paar hautenge Handschuhe an. Sie pikste jedem von ihnen mit einer Nadel in den Finger und untersuchte ihr Blut unterm Mikroskop. Mit einem Blick erklärte sie Gregors Mutter und Boots für nicht infiziert. Doch als sie Gregors Objektträger betrachtete, runzelte sie die Stirn und stellte das Mikroskop mehrmals neu ein.
    Sag’s schon, dachte Gregor. Ich hab die Pest. Ich weiß es.
    Zu seiner Erleichterung hob Neveeve den Kopf und lächelte sie zum ersten Mal an. »Alles in Ordnung.«
    Gregor stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Und jetzt?«
    »Jetzt nimm bitte Platz, ich muss deine Haut auf Flöhe untersuchen«, sagte Neveeve.
    »Flöhe? Der Junge hat keine Flöhe«, sagte Gregors Mutter empört.
    Gregor konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Wir haben noch nicht mal ein Haustier.«
    »Es tut mir leid, doch daran führt kein Weg vorbei«, sagte Vikus. »Die Flöhe geben die Pest weiter. Nur weil Neveeve das so früh erkannt hat, haben wir in Regalia lediglich drei Krankheitsfälle, während Hunderte von Ratten betroffen sind.«
    Plötzlich war es gar nicht mehr so lustig, nach Flöhen abgesucht zu werden.
    Als sie alle für flohfrei erklärt worden waren, schlug Vikus ihnen vor, sich bis zur Besprechung auszuruhen.»Es wird noch mindestens eine Stunde dauern, bis alle Teilnehmer untersucht worden sind. Kommt mit und erfrischt euch.«
    Vikus führte sie in einen sehr schönen Raum. In die Wände waren weiche, geschwungene Muster eingeritzt. Um ein loderndes Kaminfeuer herum waren elegante Möbel gruppiert. Es gab sogar Topfpflanzen mit üppigen rosa Blumen. Tabletts mit appetitlich angerichteten Speisen wurden hereingetragen und einige Musikanten kamen mit Saiteninstrumenten und fragten Gregors Mutter, ob sie Musik wünsche. Gregor war überzeugt, dass dieser ganze Zauber nur für seine Mutter veranstaltet wurde. Für ihn und Boots hatten die Unterländer nie so einen Aufstand gemacht.
    »Du hast mir gar nicht erzählt, dass es hier so nett ist«, sagte seine Mutter.
    »Das ist es sonst auch nicht. Ich glaub, die versuchen dich zu beeindrucken … Mutter unseres Lichts«, sagte Gregor. Sie verdrehte die Augen, aber er sah ihr an, dass sie auch ein wenig geschmeichelt war.
    Gregor schaute sie an, wie sie, immer noch in ihrer Kellnerinnenkluft, auf dem Sofa saß. Er dachte sich, wenn jemand es verdiente, einmal hofiert zu werden, dann war sie es. Er wäre gern geblieben – so eine Musik hatte er noch nie gehört –, aber er

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