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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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reich an Fischen. Das musste der Fluss sein, von dem Ripred gesprochen hatte, als er sagte, die Menschen wollten die Ratten aushungern. Ohne Fluss kein Fisch. Doch jetzt hatten die Menschen eingewilligt, den Ratten die Fischgründe zurückzugeben, damit sie mit auf die Reise kamen.
    Solovet trat mit einem Zeigestock auf die Bühne und machte alle auf ein großes grünes Dreieck aufmerksam, das sich vom gegenwärtigen Gebiet der Ratten bis halb zur östlichen Seite des Wasserwegs erstreckte. »Nach unseren Berechnungen müsste der Weingarten in diesem Gebiet liegen.« Sie tippte auf einen Punkt, der so tief im Dschungel lag, dass er gerade noch auf der Karte zu finden war. »Es liegt ganz nah an den Feuerländern, doch ein Eindringen von Osten her würden die Hacker nicht zulassen.«
    »Wer sind die Hacker?«, fragte Gregor Temp. Der Kakerlak beriet sich schnalzend mit einigen seiner Freunde.
    »Ameisen, nennen manche sie wohl, Ameisen«, sagte Temp.
    »Warum sollten die Ameisen uns nicht durchlassen?«, fragte Gregor.
    »Hassen Warmblüter, die Hacker, hassen Warmblüter«, sagte Temp.
    Gregor hätte gern noch mehr über die Ameisen in Erfahrung gebracht, aber er wollte nicht verpassen, wie die Besprechung weiterging.
    »Der Dschungel zieht sich tagelang hin«, sagte Mange. »Wie sollen wir in dem ganzen Gestrüpp den Weingarten finden?«
    Nerissa räusperte sich und sprach zum ersten Mal. »Ich habe euch einen Führer besorgt.«
    »Ach … ja?«, sagte Ripred und schaute zu Vikus. Doch der schien nicht weniger überrascht als Ripred selbst.
    »Wann hast du das gemacht, Nerissa?«, fragte Vikus.
    »Schon vor längerer Zeit. Doch ich vertraue fest darauf, dass er dort sein wird«, sagte Nerissa. »Ich sah ihn zusammen mit dem Überländer in einer Vision.«
    Oje. Das hätte sie besser nicht gesagt. Während Sandwichs Prophezeiungen von allen sehr ernst genommen wurden, schenkte man Nerissas Visionen keine große Beachtung.
    Die Menschen sprachen ihre Zweifel nicht offen aus, doch die Ratten waren weniger zurückhaltend.
    »Eine Vision?«, sagte Lapblood in einem Ton, als spräche sie zu einem kleinen Kind. »Ich dachte auch neulich, ich hätte eine Vision, aber dann waren es nur ganz üble Pilze. Habt Ihr in letzter Zeit auch Pilze zu essen bekommen, Eure Majestät?«
    »Nerissa macht sich nichts aus Pilzen, und auch wenn ihre Visionen nicht immer vollständig sind, so haben sie uns doch schon große Dienste erwiesen«, sagte Vikus scharf.
    »Wer ist dieser Führer?«, fragte Solovet.
    »Das kann ich euch nicht sagen. Auf mein Wort. Nur so viel, dass ihr ihn in rund acht Stunden am Tantalusbogen treffen werdet«, sagte Nerissa.
    »Ach ja? Versteh mich nicht falsch, meine Liebe, der Tantalusbogen ist ein nettes Plätzchen. Dort findet sich immer der eine oder andere Knochen zum Nagen«, sagte Ripred. »Aber was ist, wenn du diesen Führer nur geträumt hast?«
    »Wenn ich ihn nur geträumt habe, seid ihr auch nicht schlechter dran als jetzt«, sagte Nerissa. »Der Tantalusbogen ist ebenso gut wie jeder andere Eingang zum Dschungel.«
    »Ja, wenn man nicht auf die Skelette achtet, die sich da türmen, ist er erste Sahne«, sagte Ripred.
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich im Raum.
    »Dort wird euer Führer euch erwarten, Ripred«, sagte Nerissa. »Ob ihr ihn treffen wollt oder nicht, bleibt euch überlassen.«
    Gregor fand, dass Nerissa sich ganz gut hielt. Es war bestimmt nicht leicht, den Spott der Ratten zu ertragen, zumal sie von den Menschen, außer von Vikus, keinerlei Unterstützung erhielt. Vielleicht täuschte Gregor sich, aber er hatte den Eindruck, dass doch eine Königin in ihr steckte. Außerdem hatte sie ihm in dem Chaos nach der letzten Reise das Leben gerettet. Er war ihr etwas schuldig.
    »Also, ich geh da jedenfalls hin«, sagte Gregor laut. »Zum Tantalusbogen. Ich vertraue auf Nerissas Wort.«
    »Dann hätten wir das ja geklärt«, sagte Ripred. Doch der Blick, den er Gregor zuwarf, sagte: Du Trottel.
    Die Ratten, die die Reise zum Dschungel zu Fuß antraten, mussten sich sofort auf den Weg machen, um in acht Stunden am Treffpunkt zu sein. Die Fledermäuse waren schneller, sodass Gregor ein paar Stunden Vorbereitungszeit blieben.
    Gregor ging wieder in den Prunkraum, da kein anderer für ihn bereitstand, und bat einen Unterländer um etwas zum Schreiben. Er bekam drei Pergamentrollen, ein Tintenfass und eine Feder. Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelang, mit Tinte und Feder umzugehen. Die ersten

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