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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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ihr beruhigend zu, während er, die Fackel in einer Hand, mit der anderen Hand versuchte das Boot über den Sand zu ziehen. »Ist schon gut, Boots. Schsch. Schlaf weiter.«
    »Hallo, Federmaus«, murmelte sie, und ihr Kopf fiel wieder an seine Schulter.
    Gregor hörte in der Ferne seinen Namen und beeilte sich. Er hatte gerade den Eingang des Tunnels erreicht, als er etwas Warmem, Pelzigem in die Arme lief. Erschrocken taumelte er ein paar Schritte zurück und ließ dabei die Fackel fallen. Das Etwas trat in das schummrige Licht. Gregors Knie wurden puddingweich und er sackte langsam in den Sand.
    Vor ihm stand eine gigantische Ratte, die das Gesicht zu einem Grinsen verzog.

8. Kapitel
    N a, da bist du ja endlich«, sagte die Ratte träge. »Deinem Gestank nach hatten wir schon vor einer Ewigkeit mit dir gerechnet. Guck mal, Fangor, er hat das Junge mitgebracht.«
    Eine lange Nase schob sich über die Schulter der ersten Ratte. Sie waren zu zweit.
    »Das ist ja ein Leckerbissen«, sagte Fangor mit sanfter, voller Stimme. »Wenn ich das zarte Junge für mich allein haben kann, überlasse ich dir den Knaben ganz, Shed.«
    »Das klingt verlockend, aber an ihm sind mehr Knochen dran als Fleisch, und sie ist so ein appetitliches Häppchen«, sagte Shed. »Da fällt die Wahl wahrlich schwer. Steh auf, Junge, damit wir deine Füllung sehen können.«
    Die Kakerlaken waren merkwürdig gewesen, die Fledermäuse unheimlich, aber diese Ratten waren der absolute Horror. Wie sie da auf ihren Hinterbeinen saßen, warensie bestimmt einen Meter achtzig groß, und ihre Beine, Arme oder wie man sie auch nennen wollte, waren unter dem grauen Fell muskelgeschwellt. Das Schlimmste jedoch waren ihre Zähne, fünfzehn Zentimeter lange Schneidezähne, die ihnen aus dem Maul ragten.
    Nein, das Allerschlimmste war, dass sie offenbar wild entschlossen waren, Gregor und Boots zu fressen. Manche Leute dachten, Ratten fräßen keine Menschen, aber Gregor wusste es besser. Selbst die gewöhnlichen Ratten zu Hause konnten einen Menschen angreifen, wenn er hilflos war. Ratten gingen auf Babys los, auf alte Leute, auf die Schwachen und Hilflosen. Da gab es Geschichten von einem Obdachlosen in der Gasse, von einem kleinen Jungen, der zwei Finger verloren hatte – Geschichten, die zu schrecklich waren, um darüber nachzudenken.
    Gregor rappelte sich langsam auf, griff nach seiner Fackel, hielt sie jedoch unten. Er drückte Boots mit dem Rücken an die Wand der Grotte.
    Fangors Nase bebte. »Der hier hat Fisch zum Abendbrot gegessen. Pilze, Körner und nur ein paar Blätter. Eine köstliche Mischung, das musst du zugeben, Shed.«
    »Aber das Junge hat sich mit Kuheintopf und Sahne voll gestopft«, erwiderte Shed. »Außerdem ist sie schön voll mit Milch.«
    Jetzt wusste Gregor, weshalb die Unterländer so ein Gewese um das Baden gemacht hatten. Wenn die Ratten das bisschen Gemüse erschnüffeln konnten, das er vor mehreren Stunden gegessen hatte, mussten sie einen phänomenalen Geruchssinn haben.
    Die Unterländer waren nicht taktlos gewesen, als sie ihn gedrängt hatten zu baden. Sie wollten ihm das Leben retten!
    Hatte er bisher alles darangesetzt, ihnen zu entwischen, wünschte er jetzt sehnlichst, sie würden ihn finden. Er musste sich die Ratten vom Leib halten und Zeit gewinnen. Er erschrak über den Ausdruck. Vikus hatte gesagt, mit Töten würden die Kakerlaken keine Zeit gewinnen. Meinten die Unterländer mit »Zeit« ganz einfach mehr Leben?
    Er klopfte sich die Kleider ab und versuchte den lässigen Plauderton der Ratten aufzunehmen. »Hab ich bei der Sache auch ein Wörtchen mitzureden?«, fragte er.
    Zu seiner Überraschung fingen Fangor und Shed an zu lachen. »Er kann sprechen!«, sagte Shed. »Welch eine Freude! Normalerweise bekommen wir nur Gekreisch und Gewimmer zu hören! Sag, Überländer, woher nimmst du deinen Mut?«
    »Ach, ich bin nicht mutig«, sagte Gregor. »Das könnt ihr doch bestimmt riechen.«
    Wieder lachten die Ratten. »Das stimmt, dein Schweiß riecht nach Angst, aber immerhin hast du es geschafft, uns anzusprechen.«
    »Na ja, ich dachte, ihr würdet eure Mahlzeit gern besser kennen lernen«, sagte Gregor.
    »Der gefällt mir, Shed!«, johlte Fangor.
    »Mir auch!«, rief Shed mit erstickter Stimme. »Für gewöhnlich sind die Menschen höchst langweilig. Sag, dass wir ihn behalten dürfen, Fangor.«
    »Aber Shed, wie stellst du dir das vor? Das würde viele Erklärungen nach sich ziehen, und außerdem bekomme ich

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