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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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um das Rauschen des Wassers nicht zu verlieren. Zweimal musste er sich schnell in einem Raum verstecken, als er Unterländer sah. Es waren nicht mehr viele auf, aber ein paar Wachen machten in der Nacht ihre Runden durch den Palast.
    Schließlich wurde das Rauschen lauter und er gelangte ins unterste Stockwerk. Er versuchte herauszufinden, wo das Rauschen am lautesten war, und schlich sich durch eine Tür.
    Jetzt sah Gregor den Fluss, und im ersten Moment hätte er seinen Plan beinahe aufgegeben. Als Dulcet den Fluss erwähnt hatte, hatte er sich so etwas vorgestellt wie die Flüsse in New York. Doch dieser hier sah so aus, als wäre er einem Actionfilm entsprungen. Er war gar nicht so furchtbar breit, aber so schnell, dass weiße Gischt auf der Oberfläche schäumte. Gregor hatte keine Ahnung, wie tief der Fluss war, doch seine Strömung war so stark, dass er große Felsbrocken fortspülte, als wären sie leere Coladosen. Kein Wunder, dass die Unterländer auf einen Wachposten am Kai verzichteten. Der Fluss war gefährlicher als jede Armee.
    Aber er muss schiffbar sein – schließlich haben sie Boote, dachte Gregor, als er sechs Boote sah, die am Uferdes tosenden Flusses vertäut waren. Die Boote bestanden aus einem Rahmen, über den eine Art Haut gespannt war. Sie erinnerten ihn an die Kanus im Ferienlager.
    Ferienlager! Warum konnte er jetzt nicht einfach im Ferienlager sein wie alle anderen normalen Kinder?
    Er versuchte nicht an die Felsbrocken zu denken, die im Wasser trieben, und zündete seine Öllampe an einer Fackel auf dem Kai an. Nach kurzem Überlegen nahm er auch die Fackel mit. Dort, wo er hingehen würde, war Licht so wichtig wie Luft zum Atmen. Er blies die Lampe aus, um Öl zu sparen.
    Vorsichtig stieg er in eins der Boote und besah es sich genau. Die Fackel ließ sich in eine offenbar dafür vorgesehene Halterung stecken.
    Wie kriegt man das Ding ins Wasser?, überlegte er. Das Boot wurde von zwei Seilen über Wasser gehalten. Sie waren an einem Metallrad befestigt, das am Kai angebracht war. »Da hilft alles nichts«, sagte Gregor und zog einmal kräftig an dem Rad. Mit einem lauten Quietschen fiel das Boot in den Fluss, und Gregor plumpste auf den Hintern.
    Die Strömung riss das Boot mit sich, als wäre es ein trockenes Blatt. Gregor klammerte sich an den Bootswänden fest, als sie in die Dunkelheit sausten. Plötzlich hörte er Stimmen. Er schaffte es, sich kurz umzuschauen, und sah zwei Unterländer, die auf dem Kai standen und ihm etwas nachschrien. Dann machte der Fluss eine Biegung und sie verschwanden aus seiner Sicht.
    Ob sie ihn verfolgen würden? Ganz bestimmt. Aber er hatte einen Vorsprung. Wie weit war es bis zur Wasserstraße? Was war die Wasserstraße, und was würde er tun, wenn er sie erreicht hätte?
    Diese Fragen hätten Gregor Kopfzerbrechen bereitet, wäre er nicht so sehr mit dem Kampf ums nackte Überleben beschäftigt gewesen. Abgesehen von den durchs Wasser wirbelnden Gesteinsbrocken musste er noch den zerklüfteten schwarzen Felsen ausweichen, die aus dem Wasser ragten. Mit einem Ruder, das er im Boot fand, lenkte er das Boot von den Felsen weg.
    Bis jetzt hatte er es im Unterland angenehm kühl gefunden, vor allem nach den zweiunddreißig Grad in seiner Wohnung zu Hause. Aber von dem kalten Wind, der übers Wasser peitschte, bekam er Gänsehaut.
    »Gregor!« Ihm war, als hätte ihn jemand gerufen.
    Hatte er sich das nur eingebildet, oder – nein! Da war es wieder. Die Unterländer schienen aufzuholen.
    Der Fluss machte einen Bogen, und plötzlich konnte Gregor etwas besser sehen. Er war von einer länglichen Grotte umgeben, in deren funkelnden Kristallen sich der Schein seiner Fackel spiegelte.
    In der Ferne erspähte Gregor am Ufer des Flusses einen glitzernden Strand. Vom Strand führte ein Tunnel in die Dunkelheit. Aus einem Impuls heraus stieß Gregor sich von einem Felsen ab und lenkte das Boot in Richtung Strand. Verzweifelt versuchte er dorthin zu rudern. Eshatte keinen Sinn, auf dem Fluss zu bleiben. Die Unterländer saßen ihm im Nacken. Vielleicht könnte er es schaffen, am Strand an Land zu gehen und sich im Tunnel zu verstecken. Wenn sie vorbei wären, würde er ein paar Stunden warten und es dann noch einmal mit dem Fluss aufnehmen.
    Mit voller Wucht kam das Boot auf dem Strand auf. Gregor konnte gerade noch verhindern, dass er mit dem Gesicht auf dem Boden des Bootes aufschlug. Boots wurde von der Erschütterung wach und weinte ein bisschen. Er redete

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