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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Gregor.
    »Die Krabbler denken nicht auf dieselbe Art wie wir«, sagte Vikus.
    »Wie denken sie denn?«, fragte Gregor.
    »Ohne Sinn und Verstand«, fiel Henry wütend ein. »Sie sind die dümmsten aller Kreaturen im Unterland! Sie können kaum sprechen!«
    »Schweig, Henry«, sagte Vikus scharf.
    Gregor warf einen Blick zu Temp und Tick, doch die beiden ließen sich nicht anmerken, dass sie Henrys Worte gehört hatten. Aber natürlich hatten sie sie gehört. Die Kakerlaken schienen zwar wirklich nicht sehr helle zu sein, doch es gehörte sich nicht, das vor ihnen zu sagen. Außerdem würde man sie auf diese Weise kaum zum Mitkommen bewegen.
    »Bedenke, dass die Krabbler, als Sandwich im Unterland ankam, bereits seit unzähligen Generationen hier waren. Zweifellos werden sie noch übrig sein, wenn sich an warmes Blut niemand mehr erinnert«, sagte Vikus.
    »Das sind Gerüchte«, sagte Henry wegwerfend.
    »Nein, sind es nicht«, sagte Gregor. »Kakerlaken gibt’sschon an die dreihundertfünfzig Millionen Jahre, Menschen gerade mal sechs Millionen.« Sein Vater hatte ihm mal eine Zeittafel gezeigt, auf der man ablesen konnte, wann die einzelnen Lebewesen auf der Erde entstanden waren. Es hatte ihn sehr beeindruckt, wie alt die Kakerlaken waren.
    »Woher weißt du das?« Trotz Luxas schroffem Ton merkte Gregor, dass es sie wirklich interessierte.
    »Das ist Wissenschaft. Archäologen graben Fossilien und so was aus, und dann können sie das Alter der Funde bestimmen. Kakerlaken – ich meine Krabbler – sind richtig alt, und sie haben sich nicht besonders verändert«, sagte Gregor. Er begab sich auf unsicheren Boden, aber er glaubte, dass es so war. »Es sind ganz schön erstaunliche Tiere«, sagte er in der Hoffnung, dass Temp und Tick zuhörten.
    Vikus lächelte ihn an. »Wenn ein Wesen so lange überlebt, ist es zweifellos schlau genug.«
    »Ich glaube nicht an deine Wissenschaft«, sagte Henry. »Die Krabbler sind schwach, sie können nicht kämpfen, sie werden nicht überdauern. So ist es von der Natur vorgesehen.«
    Gregor dachte an seine Großmutter, die alt und auf die Hilfe anderer angewiesen war. Er dachte an Boots, die klein war und noch keine Türen öffnen konnte. Und dann war da sein Freund Larry, der letztes Jahr dreimal in die Notaufnahme musste, weil er Asthmaanfälle hatte und keine Luft bekam.
    »Siehst du das auch so, Luxa?«, fragte Gregor. »Findest du, jemand, der nicht stark ist, hat es verdient zu sterben?«
    »Wenn es der Wahrheit entspricht, spielt es keine Rolle, was ich denke«, sagte Luxa ausweichend.
    »Aber entspricht es der Wahrheit? Das ist eine Frage, über welche die künftige Herrscherin unserer Stadt trefflich grübeln kann«, sagte Vikus.
    Sie aßen schnell, und dann schlug Vikus vor, dass sie alle versuchen sollten zu schlafen. Gregor hatte keine Ahnung, ob es Nacht war oder nicht, aber er war müde und widersprach nicht.
    Während er eine dünne gewebte Decke in einer Ecke der Höhle ausbreitete, versuchte Boots Temp und Tick »Backe, backe Kuchen« beizubringen. Die Kakerlaken wackelten verwirrt mit den Vorderfüßen.
    »Backe, backe Kuchen, die Käfer ham gerufen. Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen: Eier und Smalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl, Safan macht den Kuchen gehl. Kuchen für Boots und goße Käfer!« Boots klatschte in die Hände und berührte die Füße der Kakerlaken.
    Die Kakerlaken waren völlig verdutzt. »Was singt die Prinzessin, was singt?«, fragte Temp. Oder vielleicht war es auch Tick.
    »Das ist ein Lied, das wir im Überland mit kleinen Kindern singen«, sagte Gregor. »Sie hat euch eingebaut. Dasist eine große Ehre. Sie baut nur Leute in ein Lied ein, die sie wirklich mag.«
    »Ich mag goße Käfer«, sagte Boots zufrieden und sang das Lied noch einmal zusammen mit den Kakerlaken.
    »Tut mir Leid, aber sie muss jetzt schlafen«, sagte Gregor. »Komm, Boots. Ab in die Heia. Sag gute Nacht.«
    Boots umarmte die Kakerlaken ungestüm. »Nacht, goße Käfer. Slaft gut.«
    Gregor kuschelte sich mit ihr auf dem harten Steinboden unter die Decke. Nach dem langen Mittagsschlaf war sie nicht sonderlich müde. Erst ließ er sie eine Weile mit der Taschenlampe spielen und sie ein- und ausschalten, aber dann hatte er Angst um die Batterien, und außerdem machte es die Unterländer nervös. Schließlich gelang es ihm, sie zu beruhigen, und sie schlief ein. Beim Eindösen meinte er Temp, oder vielleicht war es auch Tick, flüstern zu

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