Gregor und die graue Prophezeiung
fuhren zusammen – an einen plötzlichen Lichtstrahl waren sie nicht gewöhnt. Er machte es noch ein paarmal mit Absicht. Das war kindisch, aber es machte solchen Spaß, sie zusammenzucken zu sehen. In New York würden die höchstens fünf Sekunden überleben, dachte er. Dieser Gedanke heiterte ihn ein wenig auf.
Von den zehn Batterien hatten bis auf zwei alle noch Saft. Gregor öffnete das Batteriefach auf seinem Helm und stellte fest, dass die Lampe mit einer speziellen rechteckigen Batterie betrieben wurde. So eine hatte er nicht dabei, er würde also sparsam damit umgehen müssen. Vielleicht bewahre ich sie am besten bis ganz zum Schluss auf, dachte er. Wenn die anderen verbraucht sind oder ich sie verliere, habe ich immer noch die Lampe auf meinem Kopf. Er schaltete das Licht auf dem Helm aus.
Gregor steckte die vollen Batterien wieder in die Ledertasche und legte die anderen beiden zur Seite. »Die beiden taugen nichts«, sagte er zu Mareth. »Sie sind leer.«
»Soll ich sie verbrennen?«, fragte Mareth und nahm die Batterien.
Gregor hielt ihn am Handgelenk fest, bevor er sie in die Flammen werfen konnte. »Nein, sie könnten explodieren!« Er wusste nicht genau, was passierte, wenn man eine Batterie ins Feuer warf, aber er erinnerte sich dunkel, dass sein Vater gesagt hatte, es sei gefährlich. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Luxa und Henry sich beunruhigt ansahen. »Davon kann man blind werden«, fügte er hinzu, weil es sich gut anhörte.
Das könnte ja auch wirklich passieren, wenn sie explodierten.
Mareth nickte und legte die leeren Batterien behutsam wieder zu Gregor. Gregor rollte sie mit der Sandale hin und her und machte Luxa und Henry damit ganz nervös.Als er bemerkte, dass auch Mareth nervös wurde, steckte er sie in die Tasche.
Vikus und Solovet kamen zurück, als das Essen gerade fertig war. Sie sahen besorgt aus.
Alle scharten sich um Mareth, als er Fisch und Brot verteilte und etwas, das Gregor an eine Süßkartoffel erinnerte, aber keine war.
»Boots! Abendessen!«, rief Gregor, und sie kam herbeigelaufen.
Als sie merkte, dass die Kakerlaken ihr nicht folgten, drehte sie sich um und winkte ungeduldig. »Temp! Tick! Essen!«
Es war ein peinlicher Moment. Niemand hatte daran gedacht, die Kakerlaken einzuladen. Mareth hatte nicht genug gekocht. Ganz offensichtlich war es nicht üblich, gemeinsam mit den Kakerlaken zu essen. Zum Glück schüttelten sie den Kopf.
»Nein, Prinzessin, wir essen jetzt nicht.« Eilig trippelten sie davon.
»Hier bleiben!«, sagte Boots und zeigte auf Temp und Tick. »Ihr bleibt hier, goße Käfer.« Gehorsam setzten sich die Kakerlaken.
»Boots!«, sagte Gregor peinlich berührt. »Ihr müsst nicht bleiben – sie kommandiert immer alle herum«, erklärte er den Kakerlaken. »Sie will nur weiter mit euch spielen. Aber erst muss sie essen.«
»Wir bleiben sitzen«, sagte der eine Kakerlak steif.Offenbar war er der Meinung, dass Gregor sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern sollte.
Alle aßen gierig bis auf Vikus, der mit den Gedanken woanders zu sein schien.
»Wann brechen wir also auf?«, fragte Henry mit dem Mund voller Fisch.
»Überhaupt nicht«, sagte Solovet. »Die Kakerlaken haben es abgelehnt, uns zu begleiten.«
Luxa fuhr empört hoch. »Abgelehnt? Aus welchem Grund?«
»Sie wollen nicht König Gorgers Zorn erregen, indem sie uns bei der Suche helfen«, sagte Vikus. »Sie haben jetzt Frieden mit den Menschen und den Ratten. Den möchten sie nicht gefährden.«
Und jetzt?, dachte Gregor. Sie brauchten zwei Kakerlaken. So stand es in der »grauen Prophezeiung«. Konnten sie seinen Vater auch ohne die Kakerlaken befreien?
»Wir haben sie gebeten, unseren Vorschlag zu überdenken«, sagte Solovet. »Sie wissen, dass die Ratten im Anmarsch sind. Das könnte sie in unsere Richtung bewegen.«
»Oder in die der Ratten«, murmelte Luxa, und Gregor stimmte ihr insgeheim zu. Die Kakerlaken hatten darüber diskutiert, Überländer an die Ratten zu verkaufen, obwohl sie wussten, dass die Ratten sie fressen würden. Und das war gestern, als noch kein Krieg war. Ohne Boots’ einnehmendes Wesen wären sie jetzt mit Sicherheit tot.Die Kakerlaken waren keine Kämpfernaturen. Sie würden wohl das tun, was ihnen die größten Vorteile versprach, und vermutlich waren die Ratten der stärkere Bündnispartner. Zumindest wären sie das, wenn man ihnen trauen konnte.
»Wieso denken die Kakerlaken, sie könnten den Ratten glauben?«, fragte
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