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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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nicht … und vielleicht könnten selbst die Fledermäuse seine Ungeschicklichkeit nicht ausgleichen. Komm, wir fliegen um die Wette bis zur Pechgrube.«
    Sie zögerte einen Moment, dann lief sie zum Rand der Säule. Henry und sie stießen sich ab wie zwei schöne Vögel und verschwanden, vermutlich auf ihren Fledermäusen.
    Gregor hatte die Hände in die Seiten gestemmt und eine Riesenwut im Bauch. Er hatte vergessen, dass Mareth hinter ihm stand.
    »Nimm dir ihre Worte nicht so zu Herzen«, sagte Mareth sanft. Gregor drehte sich um und sah, dass Mareth hin- und hergerissen war. »Als Kinder waren sie beide liebenswürdiger. Als die Ratten ihnen die Eltern nahmen, haben sie sich verändert.«
    »Henrys Eltern sind auch von den Ratten umgebracht worden?«, sagte Gregor.
    »Einige Jahre vor Luxas Eltern. Henrys Vater war der jüngere Bruder des Königs. Nach den Überländern würden die Ratten am liebsten die königliche Familie tot sehen«, sagte Mareth. »Nach dem Tod der Eltern wurde Nerissa zerbrechlich wie Glas, Henry hart wie Stein.«
    Gregor nickte. Er konnte nie lange wütend auf jemanden sein. Früher oder später kam irgendwas heraus, das denjenigen in einem anderen Licht erscheinen ließ. Zum Beispiel der Typ in der Schule, den niemand leiden konnte, weil er immer die kleinen Kinder herumschubste. Eines Tages erfuhren sie, dass sein Vater ihn krankenhausreif geschlagen hatte. Wenn Gregor so etwas hörte, fühlte er sich richtig mies.
    Ein paar Minuten später kam Vikus zurück, und Gregor stieg wortlos auf seine Fledermaus. Als sie abhoben, merkte er, wie fest er die Beine in die Flanken der Fledermaus drückte, und versuchte den Sitz zu lockern. Vikus ließ die Beine einfach baumeln. Gregor machte es genauso und stellte fest, dass er sich jetzt sogar leichter halten konnte. Er hatte ein besseres Gleichgewicht.
    »Jetzt müssen wir die Krabbler besuchen«, sagte Vikus. »Möchtest du die Prophezeiung weiter aufschlüsseln?«
    »Vielleicht später«, sagte Gregor. Vikus beließ es dabei. Bestimmt hatte er mit dem Krieg genug zu bedenken.
    Jetzt, wo Gregor sich wieder in der Gewalt hatte, begann etwas anderes an ihm zu nagen. Er wusste, dass er sich nicht nur deshalb geweigert hatte, von der Säule zu springen, weil er Luxa und Henry eins auswischen wollte. Und auch nicht nur, weil sie ihn ausgelacht hätten. Es war kein Zufall, dass er ausgerechnet Freizeitparks erwähnt hatte. Achterbahnen, Bungee-Jumping, Fallschirmspringen – all das fand er grauenhaft. Manchmal machte er mit, weil er sonst als Angsthase dastehen würde, aber es machte ihm keinen Spaß. Was sollte so toll an dem Gefühl sein, dass einem die Welt unter den Füßen weggezogen wurde? Dabei war man im Karussell wenigstens noch angeschnallt.
    Gregor war nicht gesprungen, weil er im tiefsten Innern Angst davor hatte, und alle wussten es.

14. Kapitel
    S tundenlang flogen sie durch dunkle Tunnels. Gregor spürte, wie Boots’ Köpfchen auf seine Schulter sank, und er ließ es geschehen. Eigentlich sollte sie tagsüber nicht zu lange schlafen, weil sie sonst mitten in der Nacht aufwachte und spielen wollte, aber wie sollte er sie wach halten, wenn es dunkel war und sie sich nicht bewegen durfte? Er würde sich später etwas überlegen.
    Im Dunkeln kamen alle Sorgen wieder hoch. Sein Vater von den Ratten gefangen, seine Mutter in Tränen, die unbekannte Reise, die für Boots voller Gefahren war, und seine eigene Angst auf der Säule.
    Als er merkte, dass die Fledermaus landen wollte, war er froh über die Ablenkung, obwohl er keine Lust hatte, Luxa und Henry wiederzubegegnen. Bestimmt würden sie selbstgefälliger und gönnerhafter sein denn je.
    Sie tauchten in eine Höhle, die so niedrig war, dass dieFledermäuse sowohl die Decke als auch den Boden mit den Flügeln streiften. Gregor stieg ab, konnte sich jedoch nicht aufrichten, ohne mit dem Helm an die Decke zu stoßen. Die Höhle hatte die Form eines Pfannkuchens, groß, rund und platt. Es war klar, weshalb die Kakerlaken sich diesen Ort ausgesucht hatten. Fledermäuse konnten hier nicht gut fliegen, und Menschen und Ratten konnten zwischen den ein Meter zwanzig hohen Wänden kaum kämpfen.
    Er weckte Boots, der die neue Umgebung zu gefallen schien. Sie lief auf ihren wackligen Beinen herum und stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Decke anzufassen. Alle anderen setzten sich auf den Boden und warteten. Die Fledermäuse kauerten sich zusammen und zuckten immer wieder, weil sie offenbar

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