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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Kapitel
    E ntsetzt betrachtete Gregor die Spinne. Kurz vor ihrem Tod hatte sie sich auf den Rücken gedreht und die Beine angezogen. Eine blaue Flüssigkeit sickerte aus einer Wunde in ihrem Bauch und tröpfelte auf den Boden.
    »Dann sind wir jetzt also vollzählig«, sagte Gregor leise.
    »Wie meinst du das?«, fragte Henry.
    Gregor zog die Prophezeiung aus der Tasche. »Sandwich hatte Recht. Jetzt sind wir alle zusammen. Zumindest waren wir es ein paar Sekunden lang.« Er las laut vor:
    »Zwei über, zwei unter mit Königsblut,
    zwei Flieger, zwei Krabbler, zwei Spinner mit Mut.
    Ein Nager dabei und der, den sie quälen.«
    Die nächste Zeile kam ihm nicht über die Lippen. Ripred las sie an seiner Stelle vor. »Und acht sind es noch, wenn wir die Toten zählen. Na, einer ist erledigt, fehlen noch drei«, sagte Ripred und schubste die Spinne mit der Schwanzspitze.
    »Lass das!«, rief Gregor.
    »Wie bitte? Wir wollen doch nicht so tun, als hätte einer von uns besonders an diesem Spinner gehangen. Wir wissen noch nicht mal, wie er heißt. Außer dir vielleicht«, sagte Ripred zu der orange Spinne.
    »Treflex«, sagte die orange Spinne. »Mich ruft man Gox.«
    »Nun denn, Gox, sicher bist du nach der Reise hungrig, aber unsere Vorräte sind begrenzt. Keiner von uns wird es dir verübeln, wenn du dich an Treflex gütlich tust«, sagte Ripred.
    Sofort begann Gox Gift in Treflex zu pumpen.
    »Sie wird doch nicht … o nein!«, rief Gregor.
    »Spinnen sind weder zimperlich noch sentimental«, sagte Ripred. »Gott sei Dank.«
    Gregor wandte sich ab, damit Boots und er die kannibalische Szene nicht mit ansehen mussten. Es beruhigte ihn, dass auch Henry und Luxa ein wenig grün um die Nase wurden.
    »Hört mal, wenn Boots oder mir irgendwas zustößt, dann verhindert bitte, dass dieser Spinner uns trinkt. Schmeißt uns über die Klippe oder in einen Fluss, egal was, ja?«
    Beide nickten. »Würdest du uns denselben Gefallen erweisen?«, fragte Luxa matt. »Und unseren Fledermäusen?«
    »Und Tick und Temp auch. Versprochen«, sagte Gregor. Er hörte das langsame Schlürfen, als Gox Treflex aussaugte. »O Mann«, sagte er.
    Zum Glück brauchte Gox nicht lange. Ripred begann sie über den Angriff der Ratten auszuquetschen. Sie erzählte, das Land der Spinnen sei von einer ganzen Rattenarmee – mindestens ein paar hundert – überfallen worden. Die Spinnen hatten sie abwehren können, doch auf beiden Seiten gab es viele Opfer, bis sich die Ratten schließlich zurückzogen. Nach dem Gemetzel war Vikus vorbeigekommen und hatte Gox und Treflex auf seiner Fledermaus zum Tunneleingang geschickt. »Warum?«, fragte Gox. »Warum töten die Nager uns?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht hat König Gorger Truppen gegen das gesamte Unterland eingesetzt. Oder vielleicht haben sie Wind davon bekommen, dass zwei Überländer auf dem Weg in unser Land sind. Haben sie den Krieger aus der ›grauen Prophezeiung‹ erwähnt?«, fragte Ripred.
    »Da waren keine Worte, nur Tod«, sagte Gox.
    »Es ist ein glücklicher Zufall, dass ihr uns gefunden habt. Es hätte uns viel Zeit gekostet, unbemerkt zwei Spinner aus König Gorgers Gefängnissen zu befreien, und wir haben keine Zeit zu verlieren«, sagte Ripred zu Gox. Dann wandte er sich zu Gregor. »Dieser Angriff auf die Spinner bedeutet nichts Gutes für deinen Vater.«
    »Warum? Was? Wieso nicht?«, fragte Gregor und spürte, wie er innerlich eiskalt wurde.
    »Vikus hat dich bisher bemerkenswert gut versteckt. Außer mir gibt es keine Ratte, die dich gesehen hat und es hätte weitererzählen können. Die Ratten wissen nicht, dass der Krieger angekommen ist. Doch die Tatsache, dass Menschen Überländer zu den Spinnern gebracht haben, wird sie misstrauisch machen«, sagte Ripred. Man konnte fast sehen, wie es in seinem Kopf ratterte. »Aber im Krieg herrscht ein großes Durcheinander, und bisher hat keine Ratte dich erkannt. Wir ziehen jetzt weiter!«
    Niemand widersprach. Sie packten zusammen und gingen durch das andere Ende des Tunnels in einen trockenen, geräumigeren Tunnel. Hier konnten Aurora und Ares fliegen, wenngleich es für die Piloten wegen der Enge nicht ungefährlich war.
    »Wir werden zu Fuß gehen«, sagte Luxa zu Aurora. »Selbst wenn ihr uns alle tragt, was machen wir mit dem Nager?« Also erhoben sich die Fledermäuse mit dem Proviant in die Lüfte.
    Neiderfüllt schaute Gregor ihnen nach. »Gut, dass ich keine Fledermaus bin. Sonst würde ich vielleicht hier rausfliegen,

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