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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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zu zertrennen, von denen die Brücke gehalten wurde.
    Gregor leuchtete mit der Taschenlampe und sah, dass Gox etwa drei Viertel der Brücke hinter sich hatte. Hinter ihr mühte Temp sich mit Boots vorwärts. Zwischen Boots und den zwanzig Mörderratten, die jetzt auf die Brücke stürmten, war nur noch Tick.
    »Boots!«, schrie Gregor und wollte zurück auf die Brücke laufen. Ripred schlug ihm mit dem Schwanz vor die Brust, was ihn zu Boden schleuderte und ihm die Luft abschnürte. Er keuchte, versuchte einzuatmen, kam dann auf die Knie und kroch zur Brücke. Er musste ihr helfen. Er musste einfach.
    Gox wetzte von der Brücke und begann die Fäden durchzubeißen. »Nein!«, keuchte Gregor. »Meine Schwester!« Er stand auf und steckte wieder einen Schlag von Ripreds Schwanz ein.
    Temp und Tick waren noch drei Meter vom Ufer entfernt, als die Ratten sie einholten. Die Kakerlaken wechselten kein Wort miteinander; es war, als wären sie schon seit langem auf dieses Szenario vorbereitet. Temp lief schneller, um das andere Ende der Brücke zu erreichen, und Tick machte kehrt, um sich der Rattenarmee allein zu stellen.
    Als die Ratten einen Satz auf sie zumachten, flog Tick dem Anführer mitten ins Gesicht, sodass dieser überrascht zurückzuckte. Gregor hatte bis dahin gar nicht bemerkt,dass die Kakerlaken Flügel hatten. Vielleicht wussten die Ratten es auch nicht. Aber sie hatten sich bald wieder gefasst. Der Anführer sprang auf Tick zu und zermalmte ihren Kopf mit den Zähnen.
    In dem Moment, als die Brücke nachgab, verlor Temp am Ufer das Bewusstsein. Zwanzig Ratten, darunter der Anführer mit Tick zwischen den Zähnen, stürzten hinab in den Fluss. Als wäre dieses Bild nicht schon grauenhaft genug, wurde das Wasser von riesigen piranhaähnlichen Fischen aufgewühlt, die sich über die kreischenden Ratten hermachten.
    Nach einer Minute war alles vorüber. Der Fluss war wieder friedlich. Von den Ratten war nichts mehr zu sehen. Und Tick war für immer verschwunden.

23. Kapitel
    L os, los, weiter!«, rief Ripred und führte sie vom offenen Ufer in einen Tunnel. Er trieb sie noch eine Weile weiter, bis man sie vom Tunneleingang nicht mehr sehen und hoffentlich auch nicht mehr riechen konnte. In einer kleinen Höhle befahl er eine Pause. »Halt. Setzt euch. Lasst euren Herzschlag zur Ruhe kommen.«
    Wortlos ließen sich die verbliebenen Reisenden zu Boden sinken. Gregor saß von den anderen abgewandt neben Temp. Er tastete sich an Temps Rücken hoch, fand Boots’ heiße kleine Hand und verschränkte seine Finger in ihre. Um ein Haar hätte er Boots verloren. Für immer. Niemals hätte sie ihren Vater sehen können, nie wieder hätte sie ihre Mutter umarmen oder mit Lizzie und ihm unterm Rasensprenger spielen können. Sie hätte überhaupt nichts mehr machen können.
    Er wollte die anderen aus der Gruppe nicht anschauen. Wenn Temp mit Boots in den Fluss gefallen wäre, hätten alle tatenlos zugesehen, nur um die Ratten aufzuhalten. Er hatte ihnen nichts zu sagen.
    Und Tick. Tapfere kleine Tick, die sich auf eine Armee von Ratten gestürzt hatte, um seine kleine Schwester zu retten. Tick, die nie viel gesagt hatte. Tick, die ihr Essen mit Boots geteilt hatte. Tick, die schließlich nur ein Kakerlak war. Nur ein Kakerlak, der seine gesamte Zeit hergegeben hatte, damit Boots mehr haben konnte.
    Gregor drückte Boots’ Finger an seine Lippen und spürte, wie ihm heiße Tränen über die Wangen liefen. Seit er hier unten war, hatte er kein einziges Mal geweint, obwohl viel Schlimmes passiert war. Dadurch, dass Tick sich geopfert hatte, war die dünne Schicht zerbrochen, die ihn noch vom Kummer getrennt hatte. Jetzt fühlte er sich mit den Kakerlaken für immer und ewig verbunden. Nie wieder würde er einen Kakerlak töten. Weder hier noch – wenn sie es durch ein Wunder nach Hause schaffen sollten – im Überland.
    Seine Schultern fingen an zu zucken. Die anderen fanden es bestimmt albern, über einen Kakerlak zu weinen, aber das war ihm egal. Sie waren ihm zuwider, alle miteinander.
    Temp streckte einen seiner herabhängenden Fühler nach Gregor aus. »Danke. Dass du weinst, weil Tick die Zeit verloren hat.«
    »Boots würde auch weinen, wenn sie nicht …« Gregor konnte nicht weitersprechen, weil er schon wieder schluchzen musste. Er war froh, dass Boots Ticks Tod nicht mit angesehen hatte. Es hätte sie aufgeregt und sie hätte es nicht verstanden. Eigentlich verstand er es auch nicht.
    Gregor spürte eine Hand

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