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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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auf der Schulter und schüttelte sie ab. Er wusste, dass es Luxa war, und er wollte nicht mit ihr reden. »Gregor«, flüsterte sie traurig. »Gregor, du sollst wissen, dass wir Boots und Temp aufgefangen hätten, wären sie gefallen. Wir hätten auch Tick aufgefangen, hätte es einen Grund dafür gegeben.«
    Er presste die Hand an die Augen, um die Tränen zu stoppen, und nickte. Das war immerhin ein kleiner Trost. Natürlich hätte Luxa versucht Boots im Sturzflug aufzufangen, wenn sie gefallen wäre. Die Unterländer mit ihren Fledermäusen hatten nicht solche Angst vorm Fallen wie er.
    »Schon gut«, sagte er. »Ich weiß.« Als Luxa sich neben ihn setzte, rückte er nicht von ihr ab. »Du hältst mich wohl für ziemlich bescheuert, um einen Kakerlak zu weinen.«
    »Wenn du glaubst, wir hätten keine Tränen, kennst du die Unterländer noch nicht«, sagte Luxa. »Wir weinen. Wir weinen, und nicht nur unseretwegen.«
    »Aber nicht um Tick«, sagte Gregor ein wenig bitter.
    »Seit dem Tod meiner Eltern habe ich nicht mehr geweint«, sagte Luxa leise. »Aber in dieser Hinsicht hält man mich für unnatürlich.«
    Noch mehr Tränen liefen Gregor über die Wangen, als er sich vorstellte, wie viel Schmerz man erlebt haben musste, um nicht mehr weinen zu können. In diesem Moment verzieh er Luxa alles. Er vergaß sogar, was er ihr verzeihen sollte.
    »Gregor«, sagte sie leise, als er aufgehört hatte zu weinen. »Wenn du nach Regalia zurückkommst und ich nicht … sag Vikus, dass ich verstanden habe.«
    »Was verstanden?«, fragte Gregor.
    »Warum er uns mit Ripred zurückließ«, sagte Luxa. »Wir brauchten einen Nager. Ich verstehe jetzt, dass er uns zu schützen suchte.«
    »Gut, ich sag’s ihm«, sagte Gregor und putzte sich die Nase. Er schwieg einen Moment, dann fragte er: »Wie oft muss Boots die Medizin kriegen? Sie ist immer noch ziemlich heiß.«
    »Wir geben sie ihr am besten jetzt, ehe wir weiterziehen«, sagte Luxa und strich Boots über die Stirn. Boots murmelte im Schlaf vor sich hin, wachte jedoch nicht auf. Sie träufelten ihr noch ein paar Tropfen aus der Flasche zwischen die Lippen.
    Gregor stand auf und versuchte den Schmerz abzuschütteln. »Lasst uns weitergehen«, sagte er, ohne Ripred anzuschauen. Ripred hatte schon unzählige Kriege miterlebt. Er hatte wahrscheinlich schon oft jemanden sterben sehen. Er hatte Gox gesagt, sie solle Treflex fressen. Bestimmt berührte Ticks Tod ihn nicht mehr als … na ja, alses die Leute in New York berührte, wenn sie einen Kakerlak totschlugen.
    Doch als Ripred sprach, klang seine Stimme nicht so schneidend wie sonst. »Nur Mut, Überländer. Dein Vater ist nah.«
    Gregor hob den Kopf. »Wie nah?«
    »Eine Stunde Fußweg, mehr nicht«, sagte Ripred. »Aber ebenso nah sind seine Wachen. Wir müssen äußerst behutsam vorgehen. Umwickelt eure Füße mit Spinnweben, sprecht kein Wort und bleibt dicht hinter mir. An der Brücke hatten wir seltenes Glück. Ich gehe nicht davon aus, dass es uns auf unserem Weg verfolgt.«
    Gox, die Gregor mit der Zeit immer mehr zu schätzen wusste, webte in Windeseile Seidenpantoffeln für alle. Als Gregor Luxa mit der Taschenlampe leuchtete, während sie ihre Pantoffeln anzog, erlosch das Licht. Er kramte in der Ledertasche und fand die letzten beiden Batterien.
    »Wie lange hält deine Fackel noch?«, fragte er Luxa. Ihm war aufgefallen, dass sie, seit Ripred zu ihnen gestoßen war, nur noch eine Fackel benutzten, vermutlich um zu sparen. Jetzt brannte die Fackel mit kleiner Flamme.
    »Nur noch kurze Zeit«, gab Luxa zu. »Und dein Lichtstab?«
    »Weiß nicht«, sagte Gregor. »Das sind meine letzten Batterien, und ich weiß nicht, wie viel Saft sie noch haben.«
    »Wenn wir deinen Vater erst gefunden haben, brauchenwir kein Licht mehr. Ares und Aurora können uns im Dunkeln nach Hause führen«, sagte Luxa aufmunternd.
    »Das werden sie wohl müssen«, sagte Gregor.
    Die Suchenden gruppierten sich neu. Ripred ging wieder voraus, Temp folgte ihm mit Boots auf dem Rücken. Der Tunnel war breit genug, dass Gregor und Gox neben ihnen gehen konnten. Aurora und Ares kamen mit kurzen, leisen Flügelschlägen hinter ihnen her. Henry und Luxa bildeten mit gezückten Schwertern die Nachhut. Ripred nickte der Gruppe zu, und sie machten sich auf den Weg tief hinein ins Feindesland.
    Sie gingen auf Zehenspitzen und wagten kaum zu atmen. Gregor erstarrte jedes Mal, wenn sich ein Steinchen unter seinem Fuß bewegte, weil er befürchtete,

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