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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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einem Singsang. »Wie viel Gemeinsamkeit du planst. Und wie viel Einsamkeit dich erwartet. Ah, da kommen deine Freunde.«
    Es waren mindestens fünfzig Ratten, die sich schnell verteilten und die Suchenden umzingelten. Die meisten lachten vor Freude über die fette Beute vor ihrer Nase.
    Schnell schaute Gregor sich um. Wer würde auf seiner Seite kämpfen? Sein Vater murmelte etwas von Fischen. Boots war auf Temps Rücken festgebunden und bekam nichts mit. Henry war ein Verräter, also konnte man Ares auch vergessen, weil die beiden miteinander verbunden waren. Blieben außer ihm noch Luxa, Aurora, Gox und … plötzlich wusste er nicht mehr, was er von Ripred halten sollte. Was war mit Ripred? Auf welcher Seite stand er wirklich?
    Er schaute Ripred an, und der zwinkerte ihm langsam zu. »Denk dran, Gregor, laut der Prophezeiung sterben nur vier von den zwölf. Glaubst du, wir kommen gegen sie an, du und ich?«
    Gut, er hatte also auch noch eine erstaunliche Ratte auf seiner Seite.
    Der Kreis wurde weiter und öffnete sich an einer Stelle. Eine riesige silberne Ratte schritt hinein. Über ein Ohr hatte sie eine goldene Krone gezwängt, die eindeutig für einen Menschen gemacht war. Gregor hörte, wie Luxa scharf einatmete, und dachte sich, dass sie wohl einem ihrer Eltern gehört hatte.
    »König Gorger«, sagte Ripred und verbeugte sich tief. »Ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass uns die Ehre zuteil werden würde, Euch hier zu treffen.«
    »Ein unglücklicher Krabbler erzählte uns, du seist ertrunken, Ripred«, sagte der König leise.
    »Tja, das war der Plan«, sagte Ripred und nickte. »Aber wie oft gehen Pläne schief.«
    »Wir sind dir zu Dank dafür verpflichtet, dass du uns den Krieger so einwandfrei in die Klauen geliefert hast. Eigentlich war das Henrys Aufgabe, aber Hauptsache, er ist hier. Ich wollte sichergehen. Ich wollte ihn mit eigenen Augen sehen, bevor ich ihn töte. Das ist er also?«, sagte König Gorger und starrte Gregor an. »Ich hatte so viel mehr erwartet.«
    »Oh, Ihr solltet nicht vorschnell über ihn urteilen«, sagte Ripred. »Er steckt voller erfreulicher Überraschungen.« Er marschierte um den Kreis herum und hob dabei hin und wieder eine Pfote, um sich an der Nase zu kratzen. Jedes Mal, wenn er die Klaue hob, zuckten die Ratten in seiner Nähe zurück. »Clawsin … Bloodlet … jetzt bricht mir das Herz, bist du das, Razor? Du weißt nicht, wie es mich schmerzt, dich in der Gesellschaft Seiner Majestät zu sehen.«
    Razor wich Ripreds Blick aus. Schämte er sich? Konnten Ratten sich sogar schämen?
    Ripred stellte sich hinter Henry und schubste ihn vorwärts. »Los, los, los, los. Geh zu deinen Freunden.«
    Henry stolperte, landete neben König Gorger und trat ihm auf den Schwanz. Die anderen Ratten lachten, nicht jedoch der König. Peitschend zog er den Schwanz unter Henry hervor und schlug die arme Gox entzwei.
    Die Ratten verstummten. Gregor sah, wie das blaue Blut der Spinne auf den Boden strömte. So schnell ging das. Im Bruchteil einer Sekunde war ein drittes Mitglied der Gruppe tot.
    »Warum habt ihr aufgehört zu lachen?«, fragte König Gorger. »Los, lacht weiter!«, befahl er, und die Ratten machten ein Geräusch wie das Blöken einer Schafherde. Der König streckte sich in einer Pose völliger Entspannung auf dem Boden aus, doch Gregor sah, dass seine Muskeln immer noch angespannt waren vor Zorn.
    »Wer ist der Nächste?«, fragte König Gorger. »Na los, nicht so schüchtern. Sollen wir uns um die Kleine kümmern? Sie sieht so aus, als würde sie ohnehin bald ihr Leben aushauchen.« Er richtete seinen Rattenblick auf Boots.
    Nicht Boots, dachte Gregor. Nicht, solange ich noch Hände und Füße habe. Etwas bohrte in seinem Hinterkopf. Was nur? Woran erinnerte es ihn? Auf einmal wusste er es. Er wusste, was der nächste Teil der Prophezeiung bedeutete.
    Der Letzte, der stirbt, kann das Blatt noch wenden.
    Das Schicksal der acht liegt in seinen Händen.
    Das bin ich, dachte er plötzlich. Ich sterbe als Letzter. Es war klar. Die Ratten wollten ihn. Er war der Krieger. Er war die Bedrohung. Er konnte das Blatt noch wenden.Und er würde nicht hier bleiben und zusehen, wie Menschen starben, die er liebte. Er war der Krieger, und der Krieger musste Leben retten.
    Sobald ihm das klar wurde, war es einfach. Er schätzte die Höhe ab, rannte sieben Schritte und schwang sich über König Gorgers silbernen Rücken.
    Als er den Weg entlangraste, erhob sich hinter ihm Gebrüll.

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