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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Hilfe schicken. Aber woher sollte er wissen, wo sie waren? Und wer wusste schon, wie die Lage in Regalia war? Gregor und Henry hattendie letzte Strophe der »grauen Prophezeiung« zu Ende gespielt. Aber hieß das auch, dass die Menschen den Krieg gewonnen hatten? Er hatte keine Ahnung.
    Gregor kniff die Augen zu und presste die Hände darauf. Noch nie im Leben hatte er sich so verlassen gefühlt. Er versuchte sich mit dem Gedanken zu trösten, dass laut der »grauen Prophezeiung« acht von ihnen überleben würden. Na ja, Ripred wird es wohl schaffen, aber wenn wir sieben hier oben überleben sollen, muss schon ein Wunder geschehen, dachte er sich.
    Und genau in diesem Augenblick geschah das Wunder.
    »Gregor?«, sagte jemand verwirrt. Er war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. »Gregor, bist du das?«
    Langsam und ungläubig machte Gregor die Augen auf und schaute zu der Stimme. Sein Vater hatte sich mühsam auf einen Ellbogen gestützt. Er zitterte vor Anstrengung und sein Atem ging flach, aber in seinem Blick lag ein Ausdruck des Erkennens.
    »Dad?«, sagte Gregor. »Dad?«
    »Was machst du hier?«, fragte sein Vater, und Gregor wusste, dass er wieder bei Sinnen war.
    Gregor konnte sich nicht rühren. Er hätte seinem Vater in die Arme fliegen sollen, aber ganz plötzlich hatte er Angst vor diesem Fremden im Rattenfell, der sein Vater sein sollte. War er jetzt wirklich wieder normal? Oder würde er, wenn Gregor die paar Meter zwischen ihnenüberwunden hätte, wieder anfangen etwas von Fischen zu murmeln und Gregor der Finsternis ausliefern?
    »Ge-go!«, piepste eine hohe Stimme. »Ge-go, will raus!« Gregor drehte sich um und sah, dass Boots versuchte sich aus den Spinnweben zu befreien, mit denen sie auf Temps Rücken festgebunden war. Er lief zu ihr und riss die Spinnweben ab. Das war einfacher, als sich um seinen Vater zu kümmern.
    »Tinken? Fühstück??«, sagte Boots, als er sie befreit hatte.
    Gregor lächelte. Wenn sie Hunger hatte, ging es ihr auf jeden Fall besser.
    »Keks?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    »Ja, ja«, sagte er. »Aber guck erst mal, wer da ist. Das ist Daddy«, sagte Gregor und zeigte auf seinen Vater. Wenn sie zusammen zu ihm gehen würden, hätte Gregor vielleicht den Mut, ihm gegenüberzutreten.
    »Da-da?«, sagte Boots neugierig. Sie schaute ihn an, und dann erschien ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. »Da-da!«, rief sie. Sie wand sich aus Gregors Griff und lief ihrem Vater so stürmisch in die Arme, dass er auf den Rücken fiel.
    »Margaret?«, sagte ihr Vater, während er sich aufrappelte. »Bist du Margaret?«
    »Nein, Boots!«, sagte sie und zog an seinem Bart.
    Boots’ Mut zählte vielleicht erst, wenn sie zählen konnte, aber ihre Fähigkeit zu lieben zählte jederzeit.
    Während Gregor sie so ansah, schmolz sein Misstrauen dahin. Er hatte gegen Ratten und Spinnen und seine schlimmsten Ängste gekämpft, um seinen Vater wiederzufinden. Und jetzt saß er da wie auf der Zuschauertribüne!
    »Boots, hm?«, sagte sein Vater. Er lachte heiser.
    Sein Lachen durchströmte Gregor wie eine Sonnenflut. Er war es. Es war wirklich sein Vater!
    »Dad!« Halb stolperte Gregor, halb rannte er zu seinem Vater und schlang die Arme um ihn.
    »Oh, Gregor«, sagte sein Vater, und Tränen liefen ihm über die Wangen. »Wie geht es dir, mein Junge? Wie geht es dir, mein Kleiner?«
    Gregor lachte nur, als er merkte, wie auch ihm die Tränen kamen.
    »Was machst du hier? Wie bist du ins Unterland gekommen?«, fragte sein Vater. Er klang plötzlich besorgt.
    »Wahrscheinlich genau wie du«, sagte Gregor, als er wieder sprechen konnte. »Bin mit Boots aus dem Wäschekeller gefallen. Dann haben wir dich gesucht, und jetzt bist du hier.« Er tätschelte seinem Vater wie zum Beweis den Arm. »Du bist hier.«
    »Wo genau ist hier?«, fragte sein Vater und schaute sich in der Dunkelheit um.
    Mit einem Schlag landete Gregor wieder in der Wirklichkeit. »Wir sind über einem Wasserfall im Land des Todes. Eine Horde Ratten versucht die Felswand hochzuklettern. Ein paar von uns sind verletzt, und wir haben uns total verirrt«, sagte er. Sofort tat es ihm Leid. Vielleicht hätte er seinem Vater nicht sagen sollen, wie schlimm die Lage war. Vielleicht konnte er das noch nicht verkraften. Doch er sah, wie sein Vater konzentriert die Augen zusammenkniff.
    »Wie weit sind die Ratten noch weg?«
    Gregor rutschte nach vorn und schaute über den Rand des Felsvorsprungs. Zu seinem Schreck hatten die

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