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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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meine kleine Kereskiita weder müde sein noch auf Widerstand stoßen. Deshalb kann sie dann ihre Aufgabe in der Schlacht zwischen Casmantium und meinem Volk unbehindert ausführen. Und so wird der Arobarn lernen, dass man das Volk von Feuer und Luft nicht ohne Weiteres angreifen sollte.«
    »Nein«, flüsterte Bertaud kraftlos.
    Kairaithins Blick drückte ... womöglich so etwas wie Bedauern aus. Nach wie vor war jedoch keine Spur von Abbitte oder eines Nachgebens darin zu entdecken. »Es wird nicht nötig sein, dass du mich erneut rufst«, meinte er, und die Welt verschob sich, kippte ...
    »Nein!«, rief Bertaud, diesmal nicht ungläubig, sondern aus verzweifelter Not und schierem Entsetzen. Verblüfft stellte er fest, dass sich die seltsame Verschiebung von Raum und Zeit nicht fortsetzte, dass die Welt und das Zimmer wieder stabil wurden - und dass der Greif trotz allem nicht verschwunden war.
    Kairaithin wirkte verärgert, aber er blieb. »Hör damit auf!«, verlangte er scharf.
    Bertaud starrte ihn an. Das Feuer leuchtete unmittelbar unter der Oberfläche des Greifen; einen Augenblick lang sah Bertaud weder die Menschengestalt, die Kairaithin trug, noch den wahren Greifen unter dieser Gestalt, sondern nur Feuer - umfasst und kanalisiert und vom Willen beherrscht, aber grundsätzlich von ungebändigtem Wesen.
    Bertaud glaubte das Feuer zu hören, wie es tosend aufloderte; er spürte die sengende Hitze im Gesicht. Es war grausam und gnadenlos, wild und schön, leidenschaftlich und freudig. Es sprach, und seine Stimme war die des Greifen. Es sprach vom heißen Wind, vom Wüstensturm, vom Gestein, das schmolz und wie Wasser floss.
    Von ferne bemerkte Bertaud, dass er nicht träumte - obwohl seine Augen geschlossen waren, wie ihm auffiel. Er öffnete sie.
    Kairaithin stand ganz still in der Mitte des Zimmers und sah ihn an. Das stolze, strenge Gesicht verriet kaum etwas. Und doch wusste Bertaud, dass sich der Greif fürchtete. Und er wusste auch, warum. So unmöglich es geschienen hatte. So unmöglich es weiterhin schien.
    »Du bist gekommen, als ich dich gerufen habe«, stellte Bertaud fest. »Kannst du wieder gehen, auch wenn ich es dir untersage?«
    »Es wäre unklug von dir, mich herauszufordern«, entgegnete Kairaithin. Er rührte sich nicht, blinzelte nicht einmal, aber ein heißer Wind sang gepresst in den Grenzen, die ihm das Zimmer setzte. Sand fuhr zischend über die verputzten Wände und senkte sich in Verwehungen auf die Läufer.
    »Hör auf!«, befahl ihm Bertaud.
    Der Wind erstarb.
    »Mensch«, sagte Kairaithin. »Ich möchte dich ganz offen warnen. Du weißt nicht, was du tust. Beende diese Torheit! Ich werde fortgehen. Sei klug und fordere mich nicht heraus!« Das Zimmer verschob sich, kippte unter ihnen weg.
    »Hör damit auf!«, blaffte Bertaud und hielt sich an einem Fenstersims fest, der unter seiner Hand scheinbar versuchte, sich in verformten roten Stein zu verwandeln.
    Und das Zimmer stabilisierte sich, und sie beide befanden sich nach wie vor darin.
    »Ich weiß sehr wohl, was ich tue.« Bertaud bemühte sich um einen ruhigen Tonfall, obwohl er am liebsten in einen Schrei des Unglaubens ausgebrochen wäre. Er versuchte, die zitternden Hände zu beruhigen. »Obwohl ich ... nicht wusste, dass ein Mensch eine Verbundenheit zu Greifen aufweisen kann.«
    »Das ist nicht möglich!« Kairaithin flammte in Greifengestalt auf, dann in Feuer - ein wildes rotes Feuer, das einen eigenen Schatten warf, welcher golden und wie ein Greif geformt war. Das Feuer loderte tosend empor, rot und golden, und Flammen liefen an Holztischen und dicken Läufern entlang, über den Holzfußboden und die Wände hinauf. Irgendwo in der Ferne ertönten Rufe.
    »Nein!«, forderte Bertaud und kämpfte gegen das Feuer. Es toste nur um so heftiger, bis er aufhörte, dagegen anzukämpfen, und sich gestattete, es zu lieben - seine Leidenschaft, seine Wildheit. »Nein«, flüsterte er und brachte es zum Erliegen.
    Seine Augen waren aufs Neue geschlossen. Er atmete tief eine Luft ein, die nach Feuer schmeckte, und öffnete die Augen.
    Kairaithin stand im Zentrum des verkohlten Zimmers und trug Menschengestalt. Seine Augen ruhten gebannt auf Bertaud, und sie waren erfüllt von Feuer und Wut und einer trostlosen Erkenntnis der eigenen Hilflosigkeit. Es schmerzte, diese Trostlosigkeit zu sehen, wo frohlockende Macht ihren Platz hätte haben sollen. Es erforderte eine qualvolle Überwindung des Herzens, nicht Dann geh! zu rufen und den

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