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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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hege nicht den geringsten Wunsch ... irgendjemandem aus deinem Volk zu befehlen. Das verspreche ich dir. Du musst dafür sorgen, dass ich nicht aus der Not heraus so etwas tun muss. Ich möchte nichts weiter erreichen, als ich dir erklärt habe.«
    Wieder blieb es eine Zeit lang still. Kairaithin senkte den Kopf, erneut mit erkennbarer Mühe. »Und wenn es mir nicht gelingt, ihn zu überzeugen? Herr, du darfst für mein Scheitern keine solche Strafe festlegen ...«
    »Du wirst ihn überzeugen. Das musst du einfach.«
    Wieder verstrich ein Augenblick, bevor der Greif mit rauer Stimme erwiderte: »Dann lass mich gehen. Und ich sorge dafür, dass alles so geschieht, wie du möchtest.«
    Bertaud nickte. »Ich folge dir im eigenen Tempo und rechne damit, alles so vorzufinden, wie ich es erklärt habe. Du wirst nicht scheitern.« Dann fügte er mit großem Ernst hinzu: »Ich habe großes Vertrauen in deine Kraft und Schläue, sobald du dein Bemühen mit allem unterstützt, was du an beidem hast.«
    Bitterkeit wallte in Kairaithins Herz auf, verborgen hinter der Maske des Gesichts, doch sie war für Bertaud deutlich erkennbar. Der Greif drehte sich zum Fenster um, ließ die menschliche Erscheinung fallen und griff nach dem Wüstenwind. Dieser kam ihm entgegen, wobei die Welt kippte, und Kairaithin fasste an die Grenze der Wüste. Dabei unternahm er auch einen letzten Versuch, die Freiheit zu gewinnen.
    Es gelang ihm nicht. Bertaud kontrollierte die sich verwandelnde Gestalt des Greifen, dessen sich neigenden Standort, den schnellen Flug in die Dunkelheit und sein wildes, plötzliches Anstürmen gegen die Bindung, die ihn hielt. Sie blieb bestehen. Die Ferne verdünnte sie zu einem Faden, aber falls er Kairaithin erneut rief, so wusste Bertaud, blieb dem Greifen keine andere Wahl, als zu kommen. Und er wusste, dass dies auch Kairaithin klar war.
    Diese Erkenntnis war sowohl beruhigend als auch tief verstörend.
    Bertaud blieb lange dort stehen, wo er war, und folgte Kairaithin mit den Gedanken nach Süden. Dann plumpste er auf den brandgeschädigten Stuhl, legte das Gesicht in die Hände und rang mit der überwältigenden Reaktion auf das Erlebte: Er hätte gern hysterisch gelacht und wie ein Kind geweint; er hätte gern mächtige Schwingen mit Federn aus Feuer ausgebreitet und seinen Körper in Feuer verwandelt, um wie eine Fackel über den Himmel zu brausen. Der Grund für alle diese Träume lag jetzt offen zutage. Und die Erklärung für sie war nichts, was er sich je vorgestellt oder gewünscht hatte. Eine Verbundenheit mit Greifen! Er spürte, dass diese Verbundenheit, die schließlich erweckt worden war - zweifellos von Kes, als sie Feuer benutzte, um ihn zu heilen ... Nun, wie immer das geschehen war, diese Verbundenheit brachte etwas in seinem Herzen zur Vollendung, von dem er niemals geahnt hatte, dass es ihm fehlte. Eine neue Tiefe durchdrang die Welt. Es fühlte sich wundervoll an. Es war grauenerregend. Bertaud wusste: Falls Kairaithin irgendwann wieder vor ihm stand, würde er den Greifen erneut auf die gleiche Weise binden wie vorhin - und doch konnte er selbst jetzt kaum glauben, dass er die Verbundenheit jemals zu diesem Zweck verformt hatte.
    Er stellte fest, dass er jetzt viel besser als je zuvor verstand, wie sehr Iaor zwischen seinen beiden Rollen gespalten war, als Mensch und als König. Natürlich war das Bertaud von jeher klar gewesen, aber er hatte jetzt ein besseres Verständnis dafür gewonnen. Er verstand es aufs Innigste. Er wusste schon immer, dass Macht genutzt werden musste und dass die Welt jemanden, der über Macht gebot, dazu zwang, sie auch einzusetzen. Und dass die Notwendigkeit einschränkte, was man mit Macht bewirken durfte.
    Die letzten Spuren von Groll, den er gegen Iaor hegte, zerfaserten im Angesicht des Verstehens. Natürlich hatte der König ihn in Riamne zurückgelassen. Wie hätte der König anders handeln können? Auch das begriff Bertaud jetzt viel besser, selbst wenn ihm die grundlegende Tatsache schon vorher bekannt gewesen war.
    Trotzdem wusste Bertaud, dass er jetzt keinesfalls in Riamne bleiben konnte. Er stand auf ... und stellte fest, dass er steif geworden war, und zwar am ganzen Körper. Es hatte den Anschein, als hätte er sich körperlich - und nicht so sehr seelisch - bis an die Grenzen belastet. Aber ob steif oder nicht, er schritt auf dem angesengten Fußboden zur Tür. Wie lange dauerte es wohl, sich ein Pferd zu beschaffen und Iaor nachzureiten? Wenn die

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