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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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enger Formation aufgestellt, knapp außer Bogenschussweite von den Häusern. Er selbst war auch bei ihnen. Wie es schien, war er nicht geneigt, gleich zum Angriff überzugehen. Er wartete lieber. Bertaud sah ihn dort auf einem großen rotbraunen Pferd sitzen, das Banner neben ihm schlaff von dem Regen, den sein Magier herbeigerufen hatte. Das Gesicht war Minasfurt zugewandt. Sogar aus der Ferne sah man, dass seine Haltung schiere Geduld ausdrückte.
    Iaor ritt bis zum letzten Haus der Ortschaft und hielt an. Bertaud bezog neben ihm Stellung, Adries auf der anderen Seite, und beide zügelten ihre Pferde auf gleicher Höhe.
    »Nun?«, fragte der König sie.
    »Die Entscheidung«, antwortete der General, ohne den König anzusehen, »liegt bei Euch, Eure Majestät.«
    »Bertaud?«
    »Ich überbringe ihm deine Nachricht, Iaor. Ob ich ihm nun den Fehdehandschuh ins Gesicht werfen - oder etwas anderes übermitteln soll.«
    »In Ordnung«, erklärte der König und atmete langsam die Luft aus. Er richtete sich kerzengerade auf. »Sag ihm ... sag ihm ... Mein Freund, du musst ihm ausrichten: Mir ist klar, dass eine Fortsetzung dieser Schlacht nichts weiter bewirkt, als all meine Männer das Leben zu kosten, ohne dass wir damit etwas gewinnen. Frag ihn ... frag ihn, welche -«
    Der Regen hörte auf. Er verlor nicht etwa zunächst an Stärke und versiegte allmählich, sondern hörte von einem Augenblick zum nächsten auf.
    Der Wind drehte. Er war in einzelnen Stößen aus dem Westen gekommen und schwer von Feuchtigkeit gewesen. Jetzt kam er aus dem Süden und trug die Gerüche von Sand und Feuer heran. Dieser Wind war so trocken, dass er jede Feuchtigkeit aus der Luft und von den glitschigen Pflastersteinen und direkt aus der Kleidung der Menschen saugte. Bertaud fasste sich unvermittelt mit unsicherer Hand an die kurz geschnittenen Haare, die schon trocken waren.
    Die Wolkendecke riss unter diesem Wind auf. Es schien weniger, dass die Wolken weggeblasen wurden, sondern sie verschwanden einfach. Der Himmel nahm ein tiefes, liebliches Blau an ... wurde dann blasser, was sich weiter verstärkte, bis er eine harte metallische Tönung annahm. Hitze schlug auf Minasfurt nieder wie ein Hammer auf den Amboss. Bertaud glaubte fast den hallenden Aufprall zu hören.
    Und dann kamen die Greifen. Sie ritten auf dem Wüstenwind aus dem Süden heran, und ihre Schwingen leuchteten golden oder kupferfarben oder bronzen. Der Herr von Feuer und Luft führte sie an, und Flammen regneten aus dem Wind seiner Flügelschläge. An einer Seite begleitete der weiße Tastairiane den Greifenkönig und auf der anderen der lodernde, kupferfarbene und goldene Eskainiane. Bertaud hielt unter der Greifenschar nach Kairaithin Ausschau, sah ihn aber nicht. Menschen schrien, in Minasfurt vor Freude, in den Reihen des casmantischen Heeres voller Bestürzung. Bertaud war zu benommen für Worte und brachte keinen Laut hervor. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie viel Kraft die Greifen hatten aufwenden müssen, um mit ihrer Wüste den Regen und die Kälte zu überwinden. Er konnte sich nicht vorstellen, welchen Preis sie entrichtet hatten, um die Wüste bis zu diesem Schlachtfeld hier zu verlängern.
    Und dann stellte Bertaud fest, dass er sich diesen Preis doch vorstellen konnte. Denn als die Greifen näher kamen, sah man die Unsicherheit in ihrem Flug. Wo zunächst eine Formation aus fünf Greifen in grimmiger Pracht ihre Bahn zog, platzte auf einmal einer und dann vielleicht ein weiterer in einer Explosion aus Feuer und rotem Sand auseinander. Der Wüstenwind wurde davon erzeugt, wie Bertaud bemerkte. Sie erzeugten die Wüste aus sich selbst heraus. Er hatte noch nicht einmal geahnt, dass ein Greif in Gefahr geriet, sich selbst auszulöschen, wenn er der Wüste zu viel Kraft schenkte. Genau das war es jedoch, was sie hier taten. Er konnte es nicht ertragen hinzusehen, aber gleichzeitig sah er sich unfähig, den Blick abzuwenden.
    Die neue Wüste, die dem rauen trockenen Wind folgte, breitete sich über Minasfurt und einen Augenblick später über das casmantische Heer aus. Sand fuhr zischend über das Straßenpflaster. Roter Staub trieb mit dem Wind und verlieh der Luft die Farbe von Blut. Die Greifen flogen tief, ein gutes Stück innerhalb der Reichweite der Bogenschützen, und zogen direkt über die casmantischen Reihen hinweg. Männer schrien entsetzt auf, hoben die Bögen. Pfeile stiegen empor und trafen einen Greifen nach dem anderen. Ein Greif nach dem

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