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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Nehoen. Nehoen ist ein Edelmann unserer Gegend, Herr, ein gebildeter Mann, und nicht von dem Schlag, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, wenn Ihr versteht, was ich meine. Wenn er sagt: ›Mindestens fünfzig‹, dann meint er damit nicht ›fünf und ihre Schatten‹, Herr. Er ... Na ja, Herr, ich denke, er hat Tesme versprochen weiterzusuchen, damit sie nicht selbst immer wieder dorthinaufgestiegen ist. Und Tesmes Hofknecht, Jos, er blieb lange da draußen und ist weit hinaufgestiegen, aber sogar er ... Na ja, ich denke, er rechnet vielleicht nicht mehr damit, Kes noch zu finden.«
    »Ich verstehe.« Was in einem Dorf wie Minasfurt als gebildet galt, danach fragte Bertaud nicht. Der Gastwirt kam ihm jedoch ehrlich vor. »Könnt Ihr diese guten Menschen für mich ausfindig machen?«, wollte Bertaud als Nächstes wissen. »Wir möchten wirklich gern mit ihnen reden, ehe wir selbst in die Berge hinaufgehen. Was wir tun werden, und zwar morgen früh, denke ich. Ah, und ich hoffe doch, dass in Eurem Gasthof wirklich Platz für uns ist?«
    »Für die Dame und einige Eurer Männer, Herr, wenn es Euch recht ist. Das Geschäft läuft derzeit schlecht genug, aber wie Ihr seht, ist es kein großes Gasthaus. Und ich schicke meine Mädchen mit der Nachricht los, dass Ihr mit denen sprechen möchtet, die die Greifen gesehen haben.«
    Bertaud zeigte seinen Dank, indem er nickte, und schritt auf den Gasthof zu, um dessen ersehnte Behaglichkeit aufzusuchen. Zuvor vergaß er jedoch nicht, Daiane den Arm anzubieten, denn ihr fiel nach zwei Tagen auf dem Pferderücken das Gehen schwer, auch wenn sie sich bemühte, das nicht zu zeigen.
    »Fünfzig?«, brummte Jasand, der ebenfalls neben Bertaud auf das Haus zuging. Der General schüttelte zweifelnd das ergraute Haupt. »Haltet Ihr das für wahrscheinlich, mein Fürst?«
    Bertaud zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich? Ich möchte erst die Personen sehen, die diese Behauptung aufstellen. Ihr solltet lieber fragen: Ist es möglich? Und natürlich ist es möglich. Und was, wenn es zutrifft, General?«
    »Dann wünschte ich mir mehr Soldaten. Obwohl, wenn ich richtig darüber nachdenke ...«, fuhr er nachdenklich fort, »... dann würde ich im schlimmsten Fall ... die Männer, die ich mitgebracht habe, sogar gegen hundert Greifen ins Feld führen, mein Fürst.«
    Bertaud wusste, dass Jasand guten Grund hatte, zuversichtlich zu sein. Die Soldaten Farabiands hatten nie den Luxus genossen, der Unfähigkeit zu frönen - und das galt für die einfachen Soldaten ebenso wie für die Offiziere. Nur die unmissverständliche und fortwährende Demonstration der eigenen Tüchtigkeit im Feld, sowohl entlang der Flussgrenze zu Linularinum als auch entlang der Berggrenze zu Casmantium, verschaffte dem mittleren der drei Länder eine unbesorgte Existenz. Und Jasand brauchte dabei die eigenen Leistungen und den eigenen Ruf gar nicht erst zu erwähnen. Gleichwohl wünschte sich Bertaud, der General hätte unter anderem auch Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit Greifen gesammelt. Oder dass sie außer der Dichtkunst einer Magierin einen casmantischen Ratgeber mit eingehenden Kenntnissen über diese Kreaturen zur Hand gehabt hätten. Er sagte jedoch nur: »Hoffen wir, dass diese Dorfbewohner uns eine klare Vorstellung von dem vermitteln können, was uns erwartet.«
    Und wirklich zeigte sich, dass die Personen, die an diesem Abend kamen und berichteten, was sie in den Bergen gesehen hatten, nach Bertauds Einschätzung wohl tatsächlich glaubwürdige Zeugen waren. Tesme war zwar nicht erschienen, aber Nehoen und Jos hatten sich offenbar nicht weit vom Gasthof aufgehalten.
    Der Hofknecht Jos war ein Mann, der geradeheraus sprach und sich anscheinend von seiner Vorstellungskraft weder zu Übertreibungen noch zu Fantasiegebilden verleiten ließ. Nach Kleidung und Verhalten zu urteilen, war Nehoen zweifellos nach den Begriffen dieser Gegend ein wohlhabender Mann und wahrscheinlich ein noch glaubwürdigerer Zeuge. Beide zeigten sich eindeutig ernstlich besorgt um das vermisste Mädchen und die Greifen.
    »Kes ist in die Berge hinaufgegangen, um jemandem zu helfen, der verletzt worden war«, erzählte Nehoen. Er nickte Bertaud respektvoll zu, wie es dessen Rang gebührte, tat dies aber mit dem offenen Blick eines selbstbewussten Mannes. »Das geschah an genau dem Tag, an dem die ersten Greifen gesichtet wurden, Herr. Ein Mann kam auf der Suche nach Kes hierher. Schien zu wissen, dass sie eine Begabung

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