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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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ebenfalls. Ihr matter Schatten wurde durch die Vielzahl der Lampen in verschiedene Richtungen geworfen. Er schwankte und flackerte, so wie sich die Lichter der Lampen bewegten. Trotzdem erkannte auch Kes, dass ihr Schatten von Flammen gesäumt war, dass er den Blick des Kaltmagiers mit Augen erwiderte, die feuriger brannten als Lampenlicht. Kes blinzelte erstaunt.
    »So, so«, sagte der König nachdenklich.
    »Ich dachte, den Greifen wäre kein Magier verblieben«, bemerkte Fürst Anweyer in leicht anklagendem Ton.
    »Das dachte ich auch«, sagte der frosthaarige Magier sanft. Er betrachtete Kes mit einem Ausdruck ruhiger Neugier und erklärte: »Was immer er auch gesagt hat, der Greifenmagier hat dir keinen Gefallen getan, Kind. Hat er dir verraten, was aus deinem Schatten würde, wenn du die Hand nach dem Feuer ausstreckst?«
    Kes versuchte erst gar nicht zu antworten. Sie blickte hilflos auf den Teppich und kam sich ganz klein vor, wie ein von Wölfen umzingeltes Kaninchen.
    Der König sagte etwas in seiner Muttersprache zu dem Magier.
    »Natürlich«, antwortete dieser dem König, auf Terheien jedoch. »Ich bin nicht nur Erdmagier, sondern ein Kaltmagier. Magier des Feuers und der Erde empfinden schon zu den besten Zeiten eine natürliche Aversion gegeneinander, aber dieses Mädchen empfindet eine stärkere Abneigung gegen mich als gegen einen gewöhnlichen Magier der Erde. Sie würde mich selbst unter viel freundlicheren Umständen als den derzeitigen fürchten und verabscheuen, mein König.« Er zögerte, wechselte dann zu Praken und redete weiter.
    Der König runzelte die Stirn. Dann wandte er sich in sehr freundlichem Ton an Kes. »Ruhe dich aus, Kind! Schlafe ein wenig, wenn du kannst! Niemand wird dir etwas antun - und ganz gewiss nicht Beguchren.« Nach diesen Worten drehte er sich um und ging zu dem Tisch hinüber, wo sich einige der Männer zu ihm gesellten. Anweyer setzte sich ebenfalls auf einen der Stühle; weitere Männer folgten seinem Beispiel. Andere erhielten Befehle des Königs - was seinem Ton und seiner Haltung deutlich zu entnehmen war - und verließen das Zelt.
    Ein Mann kam herbei und blieb unweit von Kes stehen. Wie viele andere hier auch trug er ein braunes Hemd mit einem schwarzen Abzeichen auf der Schulter; Metallglieder traten zutage, wo sein Hemd am Hals zugeschnürt war. An der Seite trug er ein Kurzschwert. Er legte die Hand gedankenverloren auf den Griff, wirkte aber nicht bedrohlich, als Kes ihn schüchtern ansah. Er lächelte sie kurz an, verschränkte die Arme und wandte den Blick ab. Nur langsam dämmerte es Kes, dass er ein Wachtposten war, der sie im Auftrag des Königs bewachen sollte. Doch er schien nicht unfreundlich zu sein. Jetzt, da ihr keiner der Männer mehr Beachtung schenkte, entspannte sie sich sogar ein wenig. Etwas später schlief sie ein und träumte davon, über den strahlenden Himmel zu fliegen - mit blassen Schwingen, die bei jedem Abwärtsschlag Feuer in die Luft schleuderten.

Kapitel 8
    Bertaud fand den König in dessen privatem Wohnzimmer. Iaor war nur in Gesellschaft der Königin und einiger Vertrauter und Diener.
    Der König warf Bertaud einen forschenden, ungläubigen Blick zu und erhob sich vom Sofa. Hinter ihm stand Hauptmann Eles, der den Kopf zur Seite neigte und eine Miene vorsichtigen Interesses zeigte. Bertaud wartete, während sich der König leise bei seiner kleinen Königin entschuldigte. Er flüsterte ihr etwas zu, woraufhin sie rot wurde, kicherte und anschließend glücklich das Zimmer verließ. Sie schenkte Bertaud beim Hinausgehen ein Lächeln, das selbst vom geringsten Hauch einer Sorge gänzlich unberührt war. Sie wirkte sehr jung.
    Bertaud spürte überdeutlich die eigene Jugend und mangelnde Erfahrung, während er ihr nachblickte. Er ertappte sich bei einem leisen Erstaunen darüber, dass er jemals auf dieses Mädchen hatte eifersüchtig sein können, das von Iaor wie ein Kind gehätschelt, beruhigt und nun hinausgeschickt wurde. Der König hatte ihn nie so behandelt - nicht mal, als Bertaud noch ein Kind gewesen war. Viel schwerer noch als das Eindringen der neuen jungen Königin in Iaors Leben wog jetzt die neu entstandene Frage, wie viel von Iaors Gunst ein Mann je erworben hatte, der so unfähig war, dass er bei einem katastrophalen Feldzug gleich hundert Mann und eine Magierin an einem einzigen Tag verloren hatte. Wie viel würde von dieser Gunst nach alldem überhaupt noch übrig sein?
    Bertaud nahm seinen ganzen Mut zusammen

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