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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Auch der Kaltmagier kam in das Zelt. Kes schreckte zurück, als sie ihn eintreten sah, aber er näherte sich ihr nicht. Sie fand sich vielmehr zur Seite geführt, zu einem Stapel Kissen, die man auf einem dicken Teppich am Boden aufgetürmt hatte. Jemand ging durch das Zelt und zündete Lampen an. Ein anderer reichte Krüge mit heißem Würzwein herum und gab Kes auch einen; er tat dies mit einer Selbstverständlichkeit, die sie dazu bewegte, das Getränk anzunehmen. Sie nippte vorsichtig daran. Der Wein enthielt andere Gewürze als die, die ihre Schwester benutzt hatte, und augenblicklich erfasste Kes ein heftiges Heimweh - ein spürbar anderes Empfinden als die Furcht, die inzwischen nachließ. Sie beugte den Kopf über den Krug und blinzelte heftig. Die Männer redeten miteinander, und einige sprachen auch zu Fürst Anweyer, der ihnen munter antwortete.
    Dann trat ein weiterer Mann ein, und Fürst Anweyer erhob sich und begrüßte ihn rasch mit einer Aufmerksamkeit, die Kes neugierig machte. Tatsächlich richteten alle ihre Gesichter zu diesem Mann hin wie die Blumen zur Sonne. Er war jünger als Anweyer, aber kein junger Mann. Sein Bart zeigte keinerlei Grau, und der Körperbau war stämmig und kräftig. Der Mann war eindeutig Soldat; die Metallrüstung unter dem Obergewand trat an Handgelenken und Hals zutage. Er war breitschultrig und besaß ein wuchtiges, zerklüftetes Gesicht, das jedoch nicht grausam wirkte. Anweyer sprach ihn an, und er antwortete in freundlichem Tonfall und gab dem Fürsten einen Klaps auf die Schulter. Sie waren also befreundet, dachte Kes, und dieser Neuankömmling war ganz sicher auch ein Fürst; alles an ihm drückte dies aus. Der Kaltmagier neigte den Kopf und sagte etwas zu dem Mann, der erneut fröhlich antwortete und diesmal einen Seitenblick auf Kes warf, die mittlerweile auf den Kissen saß.
    Sie verstand nicht, was die Männer sagten, und ertappte sich dabei, wie sie den Teppich am Boden betrachtete. Nervös blickte sie sogleich wieder auf, nur um sicherzugehen, dass der kleine Magier sich ihr nicht näherte. Das tat er nicht. Er hatte sich auf einen Stuhl an einer Zeltwand gesetzt, in der Nähe eines langen Tisches. Dort saß er nun und lächelte unerschütterlich, einen Krug mit heißem Wein in der Hand. Er sah Kes nicht einmal an. Er lachte über etwas, was ein anderer Mann zu ihm sagte. Kes konnte nicht verhindern, dass sie beim Klang seiner Stimme regelrecht einschrumpfte.
    Der neu angekommene Fürst richtete sein Augenmerk auf sie. Er kam zu ihr herüber und blickte stirnrunzelnd auf sie herab. Kes schlug die Augen nieder. Unvermittelt sagte der Mann auf Terheien mit starkem Akzent: »Ich bin Brekan Glansent Arobarn. Weißt du, wer ich bin?«
    Kes schüttelte stumm den Kopf.
    Der Mann warf Festellech Anweyer einen ironischen Blick zu und sagte etwas auf Praken. Der Ältere grinste. Dann wandte sich der jüngere Fürst wieder Kes zu. »Ich bin der König von Casmantium.« Er sprach die Worte sehr langsam aus. »Verstehst du?«
    Kes nickte vorsichtig und starrte ihn an. Er sah, fand sie, wirklich wie ein König aus. Er strahlte eine Kraft aus, wie sie es vom König der Greifen kannte. Die anderen Männer im Zelt bewegten sich in seiner Gesellschaft mit einer Achtsamkeit, wie die Greifen sie für den Herrn von Feuer und Luft aufbrachten.
    »Dieses Kind soll eine Feuermagierin sein?«, fragte ein anderer Mann in etwas besserem Terheien. Er trug ebenfalls einen Bart - in Farabiand eine Seltenheit -, nur war seiner von einem Braun, das ansatzweise in Rot überging, und wesentlich dichter als die Bärte der anderen Männer. Wie zum Ausgleich war sein Schädel kahl. Dann aber stellte Kes blinzelnd fest, dass er doch Haupthaar hatte, das jedoch auf dem ganzen Schädel sehr kurz geschnitten war. Sie bemerkte, dass sie ihn anstarrte, wurde rot und senkte den Blick.
    »Das hat mir Beguchren versichert«, sagte der König.
    Der Kurzgeschorene erzeugte einen ungläubigen Laut.
    »Sie ist wirklich eine Feuermagierin«, erwiderte der kleine Magier kühl in seinem geschmeidigen Terheien. »Wenn auch erst seit ganz kurzer Zeit, denke ich, und ohne eine Ausbildung, wie sie bei Magiern üblich ist. Ohne Ausbildung durch Menschen, meine ich. Ein Greifenmagier muss das Feuer in ihr geweckt haben, als sie gerade im Begriff stand, ihre eigentliche Zauberkraft zu entwickeln. Er kam der Erdmagie zuvor, ehe sich diese richtig ausprägen konnte. Seht nur ihren Schatten an.«
    Alle sahen hin. Kes

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