Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
Vom Netzwerk:
sich zu entdecken. Obwohl seine Umrisse sich vage abzeichneten, war er ihr jedoch nicht allzu nahe.
    Der Mann, der sie hielt, antwortete dem Kalten, aber es klang geistesabwesend. Sein Blick ruhte auf Kes' Gesicht. Er führte eine abrupte Handbewegung aus, und Fackeln wurden angezündet und herangetragen. Kes stellte fest, dass sich ihr Herz am freundlichen Fackellicht erwärmte, doch zugleich wusste sie, dass diese Erleichterung nicht vernünftig war. Das Zittern ließ nach, und sie stellte fest, dass sie den Mann, der sie gefangen hatte, jetzt genauer ins Auge fassen konnte.
    Er war ein massiger Kerl, nicht groß, aber breitschultrig. Seine Hand, die ihren Arm gepackt hatte, wies die doppelte Spanne einer ihrer Hände auf. Er war eindeutig ein Soldat, denn er trug eine Rüstung: Stahlringe zeichneten sich unter dem Hemd ab, das aus feinerem Stoff bestand, als ein gemeiner Soldat sicherlich tragen würde. Die Gesichtszüge wirkten so kraftvoll wie die tiefe Stimme. Er trug einen kurzen, angegrauten Bart, während das Kopfhaar dunkel war - ein Gegensatz, der ihm irgendwie ein noch raueres Aussehen verlieh. Der Blick verriet freilich nur Interesse und ein wenig Ärger, jedoch keine Grausamkeit. Und der Ausdruck von Ärger legte sich, während er Kes betrachtete.
    Er wandte sich jetzt in der Sprache Farabiands an sie. »Wie heißt du? Wie alt bist du?« Er redete sehr langsam, unbeholfen und mit starkem Akzent, sodass Kes ihn im ersten Moment nicht verstand. Er wiederholte die Worte jedoch geduldig. Sogar in ihrer augenblicklichen Verfassung - sie war nach wie vor voller Angst - überraschte es sie, dass er so viel Geduld zeigte.
    »Kes«, flüsterte sie. »Fünfzehn, Herr. In diesem Frühjahr fünfzehn.«
    Kräftige Brauen stiegen hoch, und der Mann sagte etwas auf Praken, das erstaunt klang. Dann wandte er sich erneut in sorgsam gesetzten Worten an sie. »Ein Mädchen. Ein Kind.« Und dann sprach er wieder etwas zu dem Kaltmagier hinter ihm.
    »Sie ist eine Magierin, mein Fürst, egal wie jung; macht Euch in dieser Hinsicht nichts vor«, erklärte der Magier. Er redete schnell und lässig in mühelosem Terheien, der Sprache Farabiands. Im Licht der Fackeln wurde nun sichtbar, dass er ein ungewöhnlich kleiner Mann war; tatsächlich war er kaum größer als Kes. Trotzdem wirkte er nicht jung - und ebensowenig wirklich alt. Auf Kes wirkte er irgendwie alterslos, als hätten ihn die verstreichenden Jahre nur ganz leicht berührt. Er mochte vierzig oder fünfzig Jahre alt sein - oder hundert oder tausend. Kes hätte tatsächlich geglaubt, dass er tausend Jahre alt war, denn in seinen blassen Augen lag eine Tiefe, die von langen Jahren und hart errungener Macht flüsterte. Die Gesichtszüge wirkten zart, fast zierlich; das Haar war von frostweißer Farbe und viel länger als das der anderen Männer, die offenbar alle Soldaten waren.
    Ungeachtet der kleinen Statur wirkte der Kaltmagier sehr selbstsicher. Er lächelte. Kes wäre am liebsten vor diesem Lächeln zurückgewichen, aber der andere Mann hielt sie so fest, dass sie dazu nicht in der Lage war. »Eine Feuermagierin«, stellte der Magier fest. »Also haben sie ein Kind an der Schwelle zur Macht gefunden, das man vielleicht noch von der Erde ab- und dem Feuer zuwenden konnte. Wer hätte das gedacht?« Er streckte die Hand nach ihrem Gesicht aus.
    Kes schnappte nach Luft und suchte Schutz bei dem Mann, der sie gefangen hatte. Sie drückte ihm das Gesicht an die Brust, um die drohende Verletzung durch die Berührung des Magiers zu vermeiden.
    Der Fürst, der offensichtlich Anführer dieses Trupps war, zeigte sich eindeutig verblüfft und rührte sich einen Augenblick lang nicht. Dann legte er ihr sachte einen starken Arm um die Schultern und sagte angespannt etwas auf Praken zu dem Kaltmagier, angesichts dessen dieser erstarrte.
    Er sagte ebenfalls etwas auf Praken.
    Der wuchtige Mann schüttelte den Kopf über das, was immer der Magier gesprochen hatte, und tat es erneut - eine knappe Geste -, als sich der Magier wiederum zu Wort meldete. Der Fürst entgegnete ihm etwas und wandte sich dann im Befehlston an die übrigen Männer. Sie wichen zurück, drehten sich um und machten sich bereit ... irgendwohin zu gehen.
    »Komm«, sagte der Fürst zu Kes, jedoch nicht im Befehlston, sondern mit freundlicher Stimme. Sein Griff um ihren Arm wurde lockerer und löste sich schließlich ganz. »Kommst du mit? Und versuchst nicht zu fliehen? Ich werde nicht ... Ich werde dir nichts

Weitere Kostenlose Bücher