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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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fiel ihm nichts ein, was er hätte sagen können.
    »Bitte mich um Schutz!«, riet ihm Kairaithin. »Ich gewähre ihn dir, wenn du darum bittest.«
    Bertaud riss sich von Iaors Gesicht los und starrte den Greifen an.
    »Bitte!«, sagte Kairaithin.
    Bertaud schluckte. Erneut sah er Iaor an. Die Miene des Königs war versteinert und unmöglich zu deuten. Dann blickte Bertaud Adries an, und die Miene des Generals war ganz leicht zu deuten. Der Fürst schloss die Augen, aber nichts anderes kam ihm in den Sinn als die Wüste und der strahlende Himmel.
    »Ja, ich tue es«, flüsterte er.
    Und die Welt neigte und weitete sich; die Mauern versanken in gewaltiger Entfernung, und die grimmige lebendige Hitze der Wüste senkte sich krachend rings um Bertaud nieder.
    Wärme stieg mit Wucht vom Gestein unter seinen Füßen in eine Dunkelheit auf, die von Sternen geschmückt, aber nicht erhellt wurde: eine Wüstennacht, die nichts mit den von Lampen erhellten Zimmern der Menschen gemein hatte. Kairaithins starke Hand hielt Bertaud am Ellbogen fest, als der desorientierte Fürst zu wanken begann. Der Griff half Bertaud, das Gleichgewicht wiederzufinden; dann ließ Kairaithin ihn los.
    Der in der machtvollen Dunkelheit körperlose Kairaithin sagte leise: »Ich bin schon oft durch die unvorhersehbaren Taten von Menschen überrumpelt worden - nicht zuletzt heute Abend.«
    »Ja«, erwiderte Bertaud mit einem Gefühl der Enge im Hals. »Ich ebenso.« Er hätte am liebsten geweint, nicht aus Angst vor dem Greifen, aber vor Verlust und Trauer. Iaors Gesicht erschien in der blinden Dunkelheit vor ihm, die Züge starr und hart; in den Augen des Königs lag jedoch keinerlei Zorn, nur Erstaunen. Iaor hatte Bertauds Verrat einfach nicht erwartet.
    Denn wie konnte man sein Handeln sonst beschreiben, wenn nicht als Verrat? Obgleich Bertaud im Augenblick des Geschehens nicht so gedacht hatte - ja, man konnte überhaupt nicht sagen, dass er irgendeinen Gedanken gefasst hatte. Er glaubte, dass er für den Rest seines Lebens von diesem Ausdruck in Iaors Augen träumen würde. Er wandte sich heftig von dem Greifen ab und hielt die Hand vors Gesicht, um den Glanz der Tränen zu verbergen.
    Eine kurze Weile herrschte angespannte Stille. Schließlich sagte der Greif: »Ich habe nicht von dir verlangt, mich zu befreien. Ich gestehe, dass ich erwartete, du würdest dich beim König für mich verwenden. Ich hatte ihn nach deinem Vorbild eingeschätzt und nicht erwartet, dass er ein Narr ist.«
    »Das ist er nicht.« Bertaud holte tief Luft und versuchte, klare Gedanken zu fassen, trotz eines Zustandes, den ein unparteiischer Winkel seines Denkens als Schock einstufte. Schließlich fügte er hinzu: »Er traute dir nicht - deinen Absichten oder deiner Macht. Welcher Mensch täte es?«
    »Offenkundig du«, antwortete Kairaithin trocken. »Das erscheint mir seltsam.«
    »Du hast gewiss niemandem einen Grund gegeben, dir zu vertrauen«, entgegnete Bertaud. »Weder Iaor noch mir.« Er wandte sich ab und ging blind einige Schritte weit, bis ein besonderer Sinn für Raum und Form ihm auf einmal meldete, dass das Gestein zu seinen Füßen ins Nichts abfiel. Bisher hatte er nicht gewusst, dass er ein solches Gespür überhaupt besaß; doch in seinem Herzen fand er nicht einmal Platz für ein Erstaunen über diese seltsame Form der Wahrnehmung. Ohne sich umzuwenden, - wohl wissend, dass der Greifenmagier ihn geduldig aus der machtvollen Dunkelheit heraus musterte -, fragte Bertaud in die Nacht hinein: »Warum bist du dorthingegangen?«
    »Ich wollte deinem König mitteilen, dass Casmantium in sein Königreich eingedrungen ist«, antwortete Kairaithin. »Der Arobarn von Casmantium lauert dort oben in den Bergen, oberhalb unserer Wüste.«
    Ungläubig drehte sich Bertaud um. Er tat einen Schritt zurück in Richtung auf den Greifenmagier. »Was?«
    »Brekan Glansent Arobarn von Casmantium«, erklärte Kairaithin geduldig. »Mit fünftausend Soldaten. Gleich dort.« Er deutete mit dem Kopf auf die Berge, die sich als dunkle Masse vor den Sternen abzeichneten. »Nur gut, dass der Safiad mich nicht festhalten konnte, denn ich denke, er hat in den kommenden Tagen genug, was ihm Sorgen bereiten dürfte - auch ohne dass mein Volk nach Lust und Laune überall in seinem Land zuschlägt, woran Airaikeliu und Eskainiane es ohne meine Unterstützung nicht hindern können. Also hast du richtig gehandelt, als du mich befreit hast, Mensch.«
    Bertaud holte tief Luft und ließ sie

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