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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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strengen Augenbrauen ein wenig zu heben und in einem trockenen Tonfall zu erklären: »Ihr habt hier einen Mann, der das Herz des Feuers erblickt hat. Ihr solltet auf ihn hören.«
    »Bertaud?«
    Der Fürst zeigte dem König ein hilfloses Achselzucken und fand einfach keine Worte, um die Überzeugung auszudrücken, dass der König einen furchtbaren Fehler begangen hatte, als er seine Person und sein Volk auf diese - sicherlich völlig vernünftige - Art und Weise geschützt hatte. Er konnte nur bitten: »Gestatte mir, ihm die Kette abzunehmen, Iaor.«
    Er wusste, schon als er die Frage stellte, dass das gar nicht infrage kam, und so überraschte es ihn nicht, als der König mit Bedacht den Kopf schüttelte. Das bedeutete: Nein. Es konnte sogar heißen: Es tut mir leid, aber nein. Irgendein Nachgeben wurde jedoch durch diese Geste nicht angedeutet.
    Bertaud wandte sich an Kairaithin. »Wenn du gekommen bist, um mit dem König zu sprechen, dann tu es! Ist dein Stolz es wert, die Gelegenheit zu verspielen?«
    Kairaithin sah ihn an - der Blick war leer ... ungläubig.
    »Bringt ihn ins Turmzimmer und sperrt ihn dort ein!«, wies der König General Adries an und wandte sich dann wieder dem Greifenmagier zu: »Sobald Ihr bereit seid, zu mir zu sprechen, höre ich Euch an.«
    Kairaithin hielt den General, als dieser gerade den ersten Schritt getan hatte, mit nichts weiter als seinem grimmigen Blick auf. Zum König sagte er: »Sehr bald schon bleibt Euch nichts weiter übrig, als mich anzuhören. Aber ich warne Euch: Dann wird es Euch nichts mehr nützen, wenn Ihr es tut.«
    Iaor presste die Lippen zusammen und gab Adries einen scharfen Wink.
    »Hast du nicht gehört, was er gesagt hat?«, schrie Bertaud vor Enttäuschung und unerklärlichem Grauen.
    »Doch«, entgegnete der König. »Erläutere mir einmal genau, was ich tun soll, damit er spricht. Oder denkst du wirklich, ich sollte diese gefährliche Kreatur in meiner Halle freilassen? Alles, was er bislang zu mir sagte, war begleitet von einem Unterton der Drohung.«
    Ich weiß es nicht!, hätte Bertaud am liebsten geschrien.
    Er schrie jedoch nicht. Stattdessen entriss er einfach dem nächststehenden Wachsoldaten das Schwert, trat vor und durchschlug damit die Kette, die Kairaithins Handgelenke band, als bestünden die Glieder nur aus Grashalmen. Sie spritzten in alle Richtungen und zersplitterten dabei zu kleinen Stücken Metall, Stein oder Porzellan.
    Kairaithin folgte der Klinge nicht mit den Augen, sondern stand ganz still und starrte Bertaud an. In seine Augen trat ein seltsamer Ausdruck, als wäre er überrascht und hätte Schwierigkeiten damit zu entscheiden, wie er auf diese Erfahrung reagieren sollte.
    Für Bertaud schien es, als geschähe alles ganz langsam: als hätte es eine Stunde gedauert, das Schwert zu heben und vorzutreten, als hätte das Schwert einen Tag gebraucht, um herabzusausen und den Greifenmagier zu befreien, als hätte es ein Jahr gedauert, dass Kairaithin die Hände an die Seiten senkte. Die Augen des Greifenmagiers bannten seinen Blick, sodass alles, was Bertaud sah, von schwimmendem Feuer erfasst wurde und er schließlich nur noch dessen schwarze Hitze wahrnehmen konnte. Sie füllte sein ganzes Denken aus: eine feurige Stille, die so vollkommen frei von Gedanken und Gefühlen war wie die Sonne.
    Da stieß Iaor einen Schrei aus, und dieses seltsame Empfinden von Zeitlosigkeit lag in Trümmern. Meriemne beugte sich auf ihrem Stuhl langsam vor und legte die Stirn auf die gebrechlichen Hände. Sie versuchte keinen neuen Angriff auf Kairaithin. Ebenso wenig tat dies der junge Magier; mit bleichem Gesicht wich er einen Schritt zurück und dann noch einen.
    Adries zog sein Schwert und sprang vor, um den König mit dem eigenen Körper abzuschirmen. Alle Offiziere hatten inzwischen die Schwerter gezückt. Bertaud schloss kurz die Augen; sein Mund war trocken. Er ließ das Schwert langsam aus den Fingern gleiten, die auf einmal taub geworden waren. Als es auf den steinernen Boden fiel, erklang ein Dröhnen wie vom Schlag einer eisernen Warnglocke, das im ganzen Saal Echos warf.
    »Halt!«, riet der Greifenmagier ihnen allen mit nicht lauter, aber tödlich ernster Stimme. Der General riss eine Hand hoch, und alle Offiziere blieben stehen und hielten in ihren Bewegungen inne.
    Iaors Blick ruhte auf Bertauds Gesicht. Der König sagte nichts. Er wirkte eher verblüfft als zornig.
    Bertaud seinerseits glaubte nicht, überhaupt reden zu können. Ganz gewiss

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