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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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dieser Schmerz nur auf das zurückging, was Kairaithin ursprünglich mit ihr gemacht hatte. Vielleicht ergab es keinen Sinn, vor dem Kaltmagier mehr Angst zu haben als vor Kairaithin. Tatsächlich wäre es vielleicht vernünftig, dem Wunsch des Königs von Casmantium Folge zu leisten und seine Magier zu bitten, dass sie Kes' Blut das Feuer entrissen - aber das war einfach keine Frage der Vernunft, und Kes konnte nichts an ihren Gefühlen ändern. Und was sie fühlte, das war, wie sie niedergeschlagen erkannte, dass sie lieber stürbe, als Beguchrens Berührung zu ertragen. Nur dass es auch wie der Tod wäre, wenn sie nie mehr nach Hause zurückkehren könnte, nicht wahr? Und konnte sie das wirklich eher ertragen, als hinzunehmen, dass der Kaltmagier ihrem Blut das Feuer entzog?
    Darauf wusste sie keine Antwort. Fast ohne nachzudenken, flüsterte sie: »Warum musstet Ihr die Greifen nach Farabiand treiben?«
    Der König von Casmantium betrachtete sie aus schmalen Augen und antwortete nicht.
    Kes beantwortete die Frage selbst. »Weil Ihr wolltet, dass sie ihre Wüste in Farabiand erzeugen. Damit wir uns ihretwegen Sorgen machen und Euch nicht sehen. Ihr dachtet jedoch, Ihr hättet alle Magier der Greifen umgebracht. Kein Wunder ... kein Wunder, dass Ihr meine Hilfe möchtet. Und dass ich dann aufhöre ... selbst eine Magierin zu sein.« Sie brach ab und blickte den König auf einmal voller Angst an.
    Er hatte das Kinn auf die Hand gelegt und lächelte. Dieses Lächeln hätte bedrohlich gewirkt, wäre es nicht vom reuigen Ausdruck in seinen Augen abgemildert worden. »Nun«, sagte er, »doch gar nicht so kindlich, nicht wahr? Also denkst du hinter diesen feuerhellen Augen auch nach, ja? Nun, Kes, du musst verstehen ... Wenn du mir gegen die Malakteir hilfst, wäre das gut, aber ich komme auch ohne deine Hilfe zurecht.« Er hielt inne, und der Blick aus seinen ausdrucksstarken Augen wurde härter. »Wenn du nicht dazu bereit bist, na ja, dann muss ich dafür sorgen, dass alle meine Magier frei sind, um mir zu helfen, statt dass sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richten, mich vor dir zu schützen. Wenn du also nicht tust, worum ich dich bitte, weise ich Beguchren an, das Feuer aus dir herauszuholen. Ich denke, dass es das ist, was ich tun muss. Verstehst du mich?«
    Kes verstand ihn. Sie schrumpfte auf ihrem Stuhl zusammen.
    »Es tut mir leid«, erklärte der König.
    Kes wusste, dass diese Worte ernst gemeint waren. Und dass seine vorangegangene Drohung ebenfalls ernst gemeint war. Kes konnte sich nicht bewegen. Unvermittelt sehnte sie sich verzweifelt nach der leuchtenden Stille und vielschichtigen Zeit der Wüste - um dann zu bemerken, dass sie sich eigentlich nach ihrem Zuhause hätte sehnen sollen. Wenn sie die Augen schloss, erblickte sie jedoch nur die kahle Schönheit der Wüste. Erneut versuchte sie, in Gedanken nach Kairaithin zu rufen - und nach Opailikiita. Ihre Stimme hallte jedoch nur innerhalb der Barrieren wider, mit denen der Kaltmagier sie umschlossen hatte, und sie wusste, dass beide sie niemals hören würden.
    »Nur noch schwierige Wege stehen dir offen«, stellte der König fest und seufzte mitfühlend, ohne jedoch anzudeuten, er könnte es sich anders überlegen. Er stand auf und gab dem Soldaten, der Kes nach wie vor bewachte, einen kurzen Wink. »Das ist Dankwart Errich. Er bleibt bei dir, ja? Keine Angst, er wird dir nichts zuleide tun. Er spricht ein wenig Terheien. Er bringt dir Wasser, damit du dich waschen kannst, und auch Speisen, wenn dir diese hier nicht schmecken. Du kannst hier bleiben oder das Zelt verlassen und umherspazieren - doch Dankwart Errich wird dich stets begleiten, verstehst du? Niemand wird dir etwas tun.«
    »Außer Euch«, flüsterte Kes.
    »Außer mir«, pflichtete ihr der König bei. »Also denke scharf nach, kleine Festaranenteir. Geh spazieren und denk nach. Wenn die Sonne untergeht, schicke ich nach dir und frage dich aufs Neue. Hast du das verstanden?«
    Kes nickte. Ihr Hals fühlte sich dick an, die Augen trocken und bar aller Tränen, und doch dachte sie, sie würde womöglich wie ein Kind heulen, wenn sie jetzt etwas zu sagen versuchte.
    Der König, der erneut die Stirn runzelte, schüttelte den Kopf. Dann ging er hinaus.
    Kes blickte vorsichtig den Wachsoldaten an.
    Er wirkte mitfühlend. In schlechtem Terheien fragte er sie: »Möchtest hinausgehen? Möchtest spazieren? Ist kalt.«
    Kes dachte an all die Zelte dieses Lagers, an all die casmantischen Soldaten

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