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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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in einem kleinen Teich.
    Bertaud blinzelte angesichts dieser erstaunlichen kalten Welt und drehte den Kopf.
    Kairaithin lag in seiner Greifengestalt, übergossen von goldenem Licht, keine zwanzig Schritte entfernt. Roter Sand, in dem zierliche Flammenzungen flimmerten, sank aus dem Schatten seiner Schwingen herab. Hinter ihm breitete sich die Wüste aus; sie verlief die unteren Berghänge hinab und verschwand an einem strahlend heißen Horizont.
    Bertaud sah erneut zum eiskalten Teich, der in seiner Nähe lag, und hob dann den Blick die Berge hinauf bis in die kalten Höhen, wo die Ränder aus grauem Gestein vor dem blassen Himmel verschwammen. Er schüttelte verwirrt den Kopf und trat vor, um zu trinken. Das Wasser aus dem Teich war so kalt, dass beim Trinken seine Zähne schmerzten. Es schmeckte nach lebendiger Erde und dem Versprechen wachsender Dinge.
    Bertaud richtete sich mit dem Gefühl auf, dass er womöglich nie wieder durstig sein würde. Er tauchte die Hände noch einmal müßig ins Wasser und ging anschließend zu dem Greifen und der Wüste hinüber. Wassertropfen flossen dabei in Spiralen um seine Finger und funkelten, wo sie aufs Gestein fielen.
    Mit vollem Bedacht trat Bertaud aus dem blassen Licht der Berge in den geschmolzenen Sommer hinüber. Das Wasser an seinen Händen verdampfte sofort.
    Kairaithin wartete. Die klauenbewehrten Vorderfüße hatte er lässig übereinandergelegt und die hintere Körperpartie auf die Seite gelegt wie eine große, faule Katze. Eine leichte Brise bewegte die zierlichen Federn an seinem Hals und die längeren an den Schultern. Er sah sehr nach einem festen Bestandteil der Wüste aus, als hätte diese ihn aus rotem Gestein, goldenem Licht und der Schwärze der Wüstennacht hervorgebracht. Er drehte den Kopf mit der raschen, nicht menschlichen Bewegung eines Adlers, um Bertaud anzusehen. Die schwarzen Augen waren jedoch noch exakt dieselben.
    Bertaud räusperte sich und deutete ins Gebirge hinauf. »Halten sich dort die casmantischen Truppen auf?«
    Kairaithin deutete mit dem Kopf ein klein wenig weiter nach Süden. Licht glitt über seinen Schnabel wie über eine Schwertklinge. Dort.
    Bertaud betrachtete die steile Landschaft, auf die der Greif hingewiesen hatte. Es hatte gar nicht den Anschein, dass sich dort Tausende von Männern verbargen. Bei genauem Hinsehen erblickte er eine Andeutung von Dunst über jener Gegend, der vielleicht auf den Rauch von Kochfeuern zurückging. Oder vielleicht doch nur einfach ein Dunstschleier war. »Der König von Casmantium ist dort? Der Arobarn persönlich?«
    Zweifelst du an meinen Worten?
    Bertaud drehte sich zur eleganten Gestalt des Greifen um und blickte in die wilden Augen. Im Gesicht eines Adlers waren sie schwerer zu deuten als in dem eines Menschen. Bertaud glaubte, einen vertrauten rauen Humor in ihnen zu erkennen. Er erblickte keinerlei Täuschung. Außerdem konnte er sich keinen Grund vorstellen, weswegen Kairaithin ihn in dieser Angelegenheit täuschen sollte. »Nein.«
    Das solltest du auch nicht. Soll ich dich zu deinem König zurückschicken, damit du es ihm berichtest?
    Bertaud dachte an das Gesicht, das Iaor gemacht hatte, als er mit dem geraubten Schwert Kairaithins Ketten entzweihieb, und zuckte zusammen. Und er musste daran denken, dass er auf das Drängen eines Greifen hin seinen Freund und König zugunsten der Wüste verlassen hatte. »Ich möchte ... Ich bezweifle ...« Er wusste nicht, wie er seinen Gedanken zu Ende bringen sollte, und verstummte.
    Falls ich dich entsenden würde, um in meinem Namen zum König von Farabiand zu sprechen - im Namen des Herrn von Feuer und Luft, wenn dir das lieber ist -, könnte der Menschenkönig nicht die Hand wider dich erheben. Und dann hättest du Gelegenheit, ihm von Casmantium zu berichten. Ich könnte ihm vorschlagen, so zu handeln. Ob er dich wohl anhören würde?
    »Er hat nicht gezögert, seine Hand gegen dich zu erheben.«
    Dich würde er nicht als Gefahr einstufen.
    Das traf gewiss zu. Bertaud atmete langsam die Luft aus. Er wollte nicht nach Tihannad zurückkehren und Iaor gegenübertreten. Das wollte er ganz entschieden nicht. Er drehte und wendete die Vorstellung in seinen Gedanken hin und her. Schließlich erklärte er: »Sollte ich zu Iaor zurückkehren, dann ganz gewiss nicht als dein Vasall. Oder als der Vasall irgendeines Greifen. Was nicht als Kränkung gemeint ist, o Herr des Wechselnden Windes.« Andererseits ... konnte er nicht umhin, sich einzugestehen,

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