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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Macht. Du musst zurück nach Hause gehen. Du und Tesme - ihr könnt Pferde nehmen und nach Westen reiten. Notfalls bis Sihannas. Dort seid ihr in Sicherheit.«
    Sicherheit, dachte Kes. Sihannas? Sie brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, was Jos gesagt hatte - als hätte er eine so merkwürdige Vorstellung geäußert, dass sie ihr Begriffsvermögen überstieg. Sie öffnete endlich die Augen und drehte argwöhnisch den Kopf. Das Lager war so groß, dass es nach wie vor rechts von ihnen zu sehen war und sich noch ein kleines Stück weiter in ihre Richtung erstreckte - allerdings wirklich nur noch ein kleines Stück. Männer gingen forschen Schrittes hierhin und dorthin, und doch hatte niemand sie beide bislang angehalten. Kes blickte auf die Glieder des Kettenhemds, die an Jos' Handgelenken zutage traten, und auf seinen casmantischen Uniformrock. Auch wenn er so aussah, als gehörte er in dieses Lager - für sie selbst galt das gewiss nicht, oder? Doch sie stellte keine Fragen. Sie zog die Zügel an und lenkte das Pferd entschlossen nach Süden, direkt auf die Wüste zu.
    Jos wollte etwas sagen, aber er brachte nur einen erstickten Ruf zustande.
    »Die Wüste!«, sagte Kes nervös. »Die Wüste! Beguchren ... Beguchren hat einen kalten Bindungszauber auf mich gelegt. Die Wachtposten sind ohne Bedeutung - all die Männer sind ohne Bedeutung. Nur Beguchren ist wichtig. Nur die Wüste. Bitte! Ich muss in die Wüste zurückkehren. Die Greifen ... sie tun mir nichts. Du ... du brauchst ja nicht mitzukommen. Ich muss jedoch dorthin.«
    Er begann heftig den Kopf zu schütteln, eine Bewegung, die sie mehr spürte, als dass sie sie sah.
    »Jos«, sagte sie.
    Er wurde wieder ruhig und hielt die Hände gelassen an den Zügeln, ohne gegen Kes anzukämpfen. Dann veränderte er seine Haltung im Sattel. »Was bedeutest du den Malakteir, Kes? Du warst dort eine Gefangene, oder etwa nicht? Soll ich dich nicht nach Hause bringen?«
    Kes wollte schon antworten, dass sie nicht Gefangene der Greifen gewesen war. Sie brachte die Worte jedoch nicht hervor. Denn sie entsprachen nicht der Wahrheit. Und doch fühlten sie sich wahr an. Sie wusste ganz genau, dass sie nur deshalb so empfand, weil sie nun das war, was Kairaithin aus ihr gemacht hatte, als er sie lehrte, das Feuer zu benutzen und eine Feuermagierin zu werden. Aber obwohl sie das wusste, empfand sie zutiefst, dass Feuer ein natürliches und normales Element für sie war und dass Beguchrens Kunst der Kaltmagie sie zerstören würde. Und außerdem ...
    »Sie brauchen mich«, flüsterte Kes. »Sie brauchen mich so sehr. Und außerdem ...« Sie fasste sich an die Brust. »Die Kälte. Was auch immer sonst wahr ist oder wahr sein könnte, ich kann sie nicht ertragen, Jos. Ich brauche Kairaithin, um die kalte Bindung aufzuheben. Andernfalls findet mich Beguchren. Sobald er nach mir Ausschau hält, wird er gleich wissen, wo ich bin ...« Sie schauderte hilflos. »Das könnte ich nicht ertragen. Das könnte ich nicht. Bitte! Bitte, Jos!«
    Jos brummte einen leisen Fluch, blickte vorsichtig nach hinten und trieb das Pferd zu einer etwas schnelleren Gangart an. Diesmal ging es bergab, einen holperigen Pfad entlang, der schnurstracks zur Wüste führte. Kes schauderte erneut - ein Anfall quälender Furcht, jemand hinter ihnen könnte einen Schrei ausstoßen. Doch niemand tat es.
    Sie ritten um eine Biegung des unebenen Pfades, und ein Mann ... nein, zwei Männer standen plötzlich vor ihnen auf und versperrten ihnen den Weg. Einer der beiden hielt einen Bogen und hatte schon einen Pfeil angelegt, doch er hatte das Geschoss nicht auf sie gerichtet. Kes stieß einen leisen Ruf aus, aber Jos wirkte gänzlich unerschüttert. Er hielt das Pferd an und sprach kurz in Praken mit den Männern, wobei er einen ganz sachlichen Ton wahrte.
    Die Männer betrachteten Kes mit verstohlenem Interesse, aber ihre Antworten klangen respektvoll und irgendwie nach Routine. Der Bogenschütze nahm den Pfeil von der Sehne. Jos sagte erneut etwas, und die Männer lachten. Dann trieb Jos das Pferd wieder an und ritt an ihnen vorbei.
    »Warum ... warum haben sie uns nicht aufgehalten?«, fragte Kes, sobald sie glaubte, wieder reden zu können, ohne dass ihre Stimme bebte.
    Jos nahm sich so viel Zeit mit einer Antwort, dass sie schon gar nicht mehr damit rechnete. Doch schließlich erwiderte er: »Das hier ist Fürst Anweyers Pferd. Die Männer kennen es. Und ich trage sein Abzeichen. Deshalb halten sie mich für

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