Grenzenlos
Mitbewohner zu fotografieren. Puh...gut dass ich wenigstens mein Teleobjektiv nicht vergessen hatte.
Nach drei Stunden in der Wiese liegen und knien hatte ich einige ziemlich gute Bilder auf der Kamera und ich gierte schon darauf sie anzusehen und zu verfeinern. Und weil ich so vertieft war im Fotografieren, hatte ich natürlich vergessen, dass ich eigentlich eine halbe Stunde früher weg musste, um noch rechtzeitig im Büro zu sein. Nur mehr 20 Minuten...shit. Da musste ich mich wirklich beeilen. Ich packte schnell mein Equipment zusammen, entschuldigte mich beim Professor und rannte los. Jetzt saß ich dann auch noch verschwitz im Büro. Der Tag war eindeutig nicht meiner. Am Weg zurück fühlte ich mich wieder verfolgt. Ständig drehte ich mich um, doch ich sah niemanden. Scheinbar hatte ich tatsächlich meinen Verstand verloren. Andrea war es dieses Mal nicht, sie fotografierte noch auf der Wiese und sonst war keine Menschenseele zu entdecken. Mein Verstand ging wohl heute wirklich mit mir durch. Ich blieb kurz stehen um mich auch genauestens zu vergewissern, dass niemand hier war und rief sogar in Richtung der Bäume: »Hallo? Ist da wer?« Ich kam mir vor wie in einem schlechten Horrorfilm. Vor allem warum rief ich das eigentlich. Wenn mich wer verfolgte, würde sich dieser bestimmt nicht zeigen, schon gar nicht wenn ich so etwas rief. Ich klopfte mir wegen meiner Dummheit mit der Handfläche auf die Stirn und könnte mir selbst mal die Augen rollen. Und wie auf Kommando in dieser Stille läutete mein Handy. Als ich es aus meiner Hosentasche fummelte, musste ich meine Augen weit aufreißen und ein paar mal blinzeln um sicher zu gehen, ob ich auch wirklich richtig sah. Es hörte auf zu läuten. Das Handy hielt ich noch immer in der Hand. Und es läutete wieder. Nope...ich hab mich wohl nicht versehen. Also hob ich ab.
»Mom«, versuchte ich so unberührt wie nur möglich zu sagen, denn ich war nervös, wirklich richtig nervös. Irgendwie hatte ich Sehnsucht nach ihr. Obwohl sie sich erst nach vier Woche bei mir meldet. Aber sie war meine Mom und ich hatte offenbar noch immer die Hoffnung, dass sie sich eines Tages für mich ändern würde.
»Oh Jessica....Jessica. Ich habe dich so lange nicht gehört«, schluchzte sie beinahe ins Telefon.
Ähm...ich musste mich am Kopf kratzen. Es war ja nicht so, als ob meine Mom nicht mit dem Handy in der Hand die ganze Nacht schlafen würde. Zumindest lag es immer neben ihr. Und so wie ich sie kannte, konnte sie sogar während sie schlief telefonieren. Ich wusste nicht so recht ob ich jetzt angepisst sein sollte oder nicht, sie hörte sich wirklich so an, als ob sie sich freuen würde mich zu hören. Vermisste sie mich tatsächlich? Mom hätte mich dann aber auch schon vor Wochen anrufen können.
»Es ist ja nicht so als ob ich ein Handy hätte«, sagte ich sarkastisch.
»Du hast dich ja bei uns auch nie gemeldet, Jessica.« Mom redete nicht mehr in dem vermiss-dich-Ton sie klang jetzt schon etwas schärfer.
»Mom, du weißt wieso ich mich nicht bei euch melde. Wann ist dir überhaupt aufgefallen, dass ich ausgezogen bin?« Ahhhhhh...ich war frustriert. Ich könnte schreien. Am liebsten würde ich auflegen, die Hoffnung, dass sie anders über mich dachte verschwand nämlich während diesem Gespräch immer mehr und mehr.
»Jessica, glaubst du tatsächlich uns ist nicht aufgefallen, dass du fort bist? Natürlich haben wir es gleich am ersten Tag bemerkt, du bist unsere Tochter«, seufzte Mom gekränkt, »Wir wollten dir nur genügend Freiraum geben und hofften, dass du so vernünftig bist und wieder zurück kommst. Aber dem ist ja wohl nicht so.«
Puh...Mom klang wirklich gekränkt. Scheinbar hatte ich sie wirklich unterschätzt und sie sorgte sich mehr um mich als ich eigentlich dachte. Ich wusste nicht wirklich was ich darauf sagen sollte und stammelte vor mich hin: »Mom, es...« Eigentlich wollte ich mich für mein Benehmen entschuldigen, jedoch wurde ich von Moms harscher Stimme unterbrochen. Woah...sie hatte extreme Stimmungsschwankungen.
»Wohnst du jetzt bei diesem Maximilian ?« Nur aus Moms Mund klang sein Name wie Spot. Dass sie ihn nicht mochte war schwer zu überhören. Sie fauchte weiter: »Und damit du es weißt, dein Geld wurde bereits gestrichen. Deine Professoren haben dich bestimmt schon darüber informiert. Dieses Studium bringt dich in deinem Leben sowieso nicht weiter. Wir hätten dir das gleich verbieten sollen, Jessica.«
So ruhig ich bis
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