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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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verkleidet waren. Es gab Dorfbewohner, Doyen, Beatels Schwestern, Locivals Gefährten bei seinem Kampf und den blinden Geschichtenerzähler, der immer dann auftauchte, wenn Locival sich hoffnungslos verzettelt hatte. Aber da die Geschichte im Norden spielte, wo die Kleidung nicht nur modisch, sondern auch zweckmäßig war, lief den meisten der Schweiß über Gesicht und Hälse, und etliche Frauen blieben an offenen Fenstern und Türen stehen, lockerten heimlich ihre Mieder und hoben diskret ihre Röcke, um den Wind zu genießen. Ich schloss mit mir selbst eine Wette ab, wer zuerst ohnmächtig werden würde.
    »›Seid gegrüßt‹, Mylords«, sagte jemand hinter meiner Schulter.
    Ich weigerte mich, den Gruß zu benutzen, der in dem Spiel häufig, etwas zu häufig, gebraucht worden war, drehte mich um und erstarrte, als ich einen maskierten Slevoic vor mir stehen sah. In dem Moment bewegte er sich, und das spärliche Licht ließ die silbernen Strähnen in seinem Haar schimmern. Es war also nicht Slevoic.
    »So wahr ich lebe und atme, es ist Gherat«, meinte Esclaur neben mir gedehnt. Er hob sein Lorgnon und musterte die Kleidung des Lords von Dru. Dann zuckte eine Braue nach oben. »Nicht kostümiert?«
    »Nein«, erwiderte Gherat liebenswürdig. »Ich überlasse dieses Vergnügen gern den anderen.« Alle Anzeichen seiner Wut vom Nachmittag waren verschwunden, woraufhin sich meine Nackenhaare sträubten. Seine blauen Augen wirkten in dem dämmrigen Licht farblos, während er mich unter seiner Maske hervor betrachtete und lächelte. »Keine Sorge, Lord Hase. Ich mache Sie nicht für das Verhalten Ihres Hauptmanns verantwortlich. Außerdem habe ich viel zu gute Manieren, um in Flavans Haus einen Streit mit einem seiner Gäste anzufangen.«
    »Gewiss, Mylord«, murmelte ich und dachte daran, dass er offenbar keine Scheu davor gehabt hatte, einen Streit vom Zaun zu brechen, als ich Gast in Jussons Haus war.
    »Aber Sie trinken ja gar nichts.« Gherat hob die Hand, und ein Lakai hielt uns ein Tablett hin. Auf diesem wand sich eine falsche Viper zwischen den Gläsern. Gherat wartete, bis wir beide ein Glas genommen hatten, dann drehte er sich zu den Gästen herum und musterte sie. »Ich möchte Sie vorstellen. Sie kennen sicher alle hier, Esclaur, aber es gibt einige Leute, die Hase kennenlernen sollte.«
    Es war wie ein Fiebertraum vom Empfang des Königs, als Esclaur und ich von Gast zu Gast gereicht wurden. Aber statt der offenen, neugierigen Blicke waren hier alle mit schwarzen Masken verhüllt. Die Dekoration, die alptraumhaften Lakaien, die merkwürdigen Stücke, welche die Musiker spielten, vermutlich Musik böser Zauberer, all das drückte wie ein weiches, erstickendes Kissen auf die Atmosphäre, und ich wunderte mich, dass Teram dies für Spaß hielt.
    »Also, ehm … Nase, bleiben Sie lange in der Stadt?«, wollte ein Lord in dem Kostüm eines Doyen wissen.
    »Mein Name ist Hase, und ich weiß nicht …«
    »Sie müssen unbedingt ins Eberschädel gehen, Base. Dort bieten sie wirklich ausgezeichnete Unterhaltung.« Der Mann hub zu einer ausführlichen Beschreibung der Hahnenkämpfe an, die er dort erlebt hatte, und ließ keinen einzigen Blutstropfen aus, während ich meinen Blick durch den Raum gleiten ließ und bereit war, Lord Esclaurs Fuß auszuweichen. Aber nichts drohte, also drehte ich den Kopf und sah ihn an. Lord Esclaurs Augen wirkten ein klein wenig glasig.
    »Ich lasse meinen Grauen dort morgen Abend kämpfen«, schloss der Lord gerade. Mit einem Blick auf unsere vollen Gläser hob der Lord sein eigenes Glas und trank einen großen Schluck. Esclaur und ich folgten seinem Beispiel, obgleich ich nur so tat, als würde ich trinken, denn ich wollte das Risiko nicht eingehen, einen Mundvoll Essig zu bekommen. Der Lord hatte sein Glas geleert, stellte es ab und sah durch mich hindurch. »Oh, da ist jemand, mit dem ich sprechen muss. Heil Euch, Blase.« Er verbeugte sich und ging davon.
    »Das war ja wirklich großartig …« Ich brach ab, als ich Lord Esclaur sah. »Geht es Ihnen gut?« Ich nahm sein Weinglas und stellte es zusammen mit meinem auf ein Tablett. Dann führte ich ihn zu einem offenen Fenster.
    »Ich könnte ein bisschen Luft gebrauchen«, gab Esclaur zu. »Ich glaube, die Hitze setzt mir zu.« Er setzte seine Maske ab und näherte sich dem Fenster, in der vergeblichen Hoffnung auf eine kühlende Brise. In dem schwachen Licht sah ich den Schweiß auf seiner Stirn und setzte verstört meine eigene

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